Weiterfahrt in den Tsavo West Nationalpark
Da wir heute eine lange Fahrt vor uns hatten, gab es bereits um sechs Uhr Frühstück. Die Eichhörnchen schliefen noch, doch schon bald hörten wir die Rufe der Schreiseeadler, die sich kurze Zeit später auf ihrem Lieblingsbaum niederliessen.
Vor der Abfahrt schaute ich nochmal nach unserem kleinen Glanzelsterchen und er wurde in der Tat wieder zum Teil der Natur: Ameisen hatten ihn entdeckt!
Um viertel vor sieben Uhr fuhren wir los und benötigten für die C107 bis zur Teerstrasse wieder gute zwei Stunden. Nach weiteren 1 1/2 Stunden erreichten wir Voi und tankten auf. Endlich erreichten wir das Eingangstor vom Tsavo West Nationalpark, doch vor uns lagen noch weitere 48 Kilometer Wellblechpiste bis zur Ngulia Lodge. Die Strassen in den Nationalparks sind wirklich ein Albtraum und wir fürchten jedes Mal um die Festplatten und die Elektronik in der Ausrüstung. Aber auch ohne diese Befürchtung ist das Fahren auf diesen Ruckelpisten nicht sehr angenehm und ohrenbetäubend noch dazu. Endlich erreichen wir um halb zwei Uhr die Ngulia Lodge,
die auf 920m Höhe sehr schön am Ende eines Tales liegt und von Bergen umgeben ist.
Die Lodge selber hat über 40 Jahre auf dem Buckel und das merkt man ihr auch deutlich an. Unser Zimmer ist geräumig, aber in einem ziemlich renovierungsbedürftigen Zustand . Vor allem dem Bad würde eine Generalüberholung gut tun: es gibt einiges an Rost und Kalk und wirkt angegammelt. Die Toilettenspülung löst jedes Mal eine kleine Explosion mit Rückstoss aus, die den Benutzer aus dem Bad zu fegen droht
Der Empfangsbereich und die grosse Halle mit Restaurant und grosser Terrase mit Ausblick auf das bei Nacht beleuchtete Wasserloch wurden bereits renoviert und machen einen relativ guten Eindruck.
Wir gingen zum Mittagessen, das hier wieder als Buffet gereicht wird und die Qualität des Essens entspricht einem typischen durchschnittlichen Buffet. Die Lodge ist eher eine Durchgangsstation für eine Nacht der überwiegend britischen und deutschen Pauschaltouristen von der Küste und ein längerer Aufenthalt scheint die absolute Ausnahme zu sein. Deutlich wurde es beim Abendessen, als ich eine Flasche Wein bestellte und den Kellner bat, den Rest für morgen zurückzustellen. Er schaute mich an und fragte: 'For Breakfast?'
Nein, so schlimm
ist es dann doch noch nicht
, doch aus seiner Sicht war die Frage verständlich, da fast alle Touristen am nächsten Morgen wieder abreisen!
Gegen vier Uhr trafen wir Joseph und fuhren zum Hippo Pool. Joseph war etwas entsetzt, dass der sumpfige Teil komplett trocken war und auch in den Pools war nur noch wenig Wasser. Im grössten Pool lag dann auch ein totes Flusspferd und Joseph fürchtete, dass die Tiere es hier bis zum Einsetzen der Regenzeit sehr schwer haben werden . Auf einem sehr nahen Baum sass ein jugendlicher Schreiseeadler, den wir ausgiebig bewunderten und am anderen Ufer stakste ein Sattelstorch umher. Ein herrlich grosser Storch mit einem bunten Schnabel! Ein einsamer Nimmersatt starrte etwas frustriert in den Tümpel und eine kleine Elefantengruppe nahm ein Schlammbad. Den Abschluss bildete ein junger Kampfadler, der uns beäugte und direkt über uns seine Kreise zog.
Was für ein toller Anblick, diesen kräftigen Adler fliegen zu sehen!
Ein ereignisreicher Nachmittag ging dem Ende entgegen und wir schauten noch eine Weile vom Balkon auf das Geschehen am Wasserloch. Ein paar Wasserböcke kamen vorbei und waren ob des Blitzlichtgewitters der Touristen etwas verängstigt. Wir fragen uns immer wieder, warum die Leute die Tiere am Wasserloch unbedingt nachts anblitzen müssen, wenn man sie doch tagsüber bestens fotografieren kann ?
Wir nahmen nur ein leichtes Abendessen, sassen noch ein wenig auf dem Balkon und fielen dann müde ins Bett.
Highlight des Tages: der Sattelstorch und der Schreiseeadler
Tsavo West
Wir beschlossen, den heutigen Tag zunächst ruhig anzugehen und überzeugten Joseph davon, am Vormittag frei zu haben
.
Wir standen um sechs Uhr auf und gingen zum Aussichtspunkt am Swimmingpool, von wo aus der Blick über die gesamte Ebene des Tsavogebietes bis hin zum Yatta Plateau und den Hügeln bei Voi schweifen kann. Der Himmel färbte sich von dunkel- auf hellrot und die Hügel der Ebene bildeten eine schöne Staffelung von Grautönen. Nach einer halben Stunde gegen halb sieben Uhr tauchte die Sonne dann als gleissend heller Ball hinter dem Plateau auf und tauchte die gesamte Landschaft in ein warmes Licht – ein wundervoller Augenblick!
Wir machten einige Fotos und sahen zu, wie die Sonne höher stieg und die Farben sich ständig veränderten. Familie Klippschliefer erwachte und fand sich zum Frühstück auf den Felsen ein. Sehr niedlich,
wie sie Blätter wegmümmelten und wie die Kleinen miteinander herumtollten! Mama Klippschliefer war ganz entspannt und liess sich mit dem 24mm Weitwinkel fotografieren und sogar ein wenig an der Seite kraulen
. Die Vogelwelt war ebenfalls munter und Stare sowie kleinere Finken flatterten aufgeregt umher.
Wir frühstückten um viertel vor acht Uhr und waren um diese Zeit bereits ganz allein – die restliche Touristenbande hatte sich bereits früh mit einer langen Staubfahne auf den Weg zur nächsten Etappe gemacht. So genossen wir gemeinsam mit den Bülbüls, Staren, Finken und den anderen Vögeln ein ruhiges Frühstück. Mein Lieblingsvogel, die Gabelracke, sass auf ihrem Stammansitz und liess sich den gazen Morgen über bei der Insektenjagd zusehen. Vom Balkon aus konnten wir die Racke, die anderen Vögel und dann sogar zwei junge Kampfadler beobachten. Herrlich so eine Vogelbeobachtung ganz ohne Ruckelei !
Um halb vier starteten wir zum Game Drive und auch das Licht spielte mit, so dass wir ein paar Landschaftsaufnahmen machen konnten. Gleich am Anfang sahen wir einen Leoparden, der sich jedoch sofort auf und davon machte und wir dachten, dass er wohl auf dem Weg zu seinem Abendessen sein wird
Wir
trafen unterwegs auf einige Kudus, Dik-Diks, Impalas, Giraffen und das arme Flusspferd lag immer noch im letzten Rest Matsch. Wie traurig
!
Der Schreiseeadler war auch wieder zur Stelle und liess sich auf einem attraktiven Ansitz nieder, so dass wir ihn nochmals bewundern und fotografierten konnten.
Auf dem Rückweg sahen wir, wie ein Raubadler zur Landung ansetzte und sich dann auf einem Busch direkt neben der Strasse niederliess. Und dann entdeckten wir auch noch den Kampfadler, der direkt hinter dem Busch sass ! Zwei grosse Adler auf einmal – da hatten wir ein echtes Entscheidungsproblem, wo wir zuerst hingucken sollten! Der Raubadler blieb ein paar Minuten sitzen, bevor er weiterflog und der Kampfadler lief ein wenig umher, bis
er sich
letztendlich auch zum Weiterzug entschloss. Ein tolles Ende des Game Drives!
Wir sassen vor dem Abendessen bei einem Glas Wein auf dem Balkon, als der Leopard auftauchte und sich dem bereitgestelltem Fleisch widmete. Sofort flammte ein Blitzlichtgewitter auf, von dem er sich jedoch nicht stören liess. Er machte das Stück Fleisch in 10 Minuten nieder, schaute nach heruntergefallenen Resten und verschwand wieder in der Dunkelheit. Fotos gibt es von diesem Schauspiel nur dieses eine schlechte Belegfoto...
Im Laufe des Abends schaute er nochmal vorbei, um zu prüfen, ob es Nachschub geben würde und verschwand angesichts des negativen Befundes schnell wieder.
Highlight des Tages: die Klippschliefer und die Adlershow
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mzima Springs
Der Sonnenaufgang heute morgen war nicht ganz so spektakulär wie gestern, aber brachte dennoch ein paar nette Farben. Wir frühstückten und machten uns dann auf den langen Weg zu den Mzima Springs, einer kleinen Wasseroase in dieser so trockenen Landschaft. Die anderen Minibusse starteten zeitgleich, um im Konvoi zum Amboseli Nationalpark zu fahren, so dass der Beginn der
Fahrt *etwas* staubig war
.
Schnell passierten wir den Chaimu Krater, der erst vor rund 200 Jahren seinen langen Lavafluss ausstoss. Wir gingen nicht auf den Kraterrand, da wir keine geeigneten Schuhe anhatten und auch das Wetter mittlerweile völlig bewölkt war.
Wir erreichten den Parkplatz der Mzima Springs, wo schon einige andere Fahrzeuge parkierten, und liefen an den schönen Pools entlang. Eine völlig andere Landschaft bot sich uns hier mit hohen Fieberakazien und saftigen Grün überall. In den Pools badeten Flusspferde, die von kleineren Krokodilen begleitet wurden. Wir besichtigten den kleinen, in den Pool eingelassenen, Unterwasserbeobachtungstank und konnten einen Blick auf die herumschwimmenden Barbels werfen.
Oben flog ein Graufischer Paar und zu unserer Begeisterung setzte sich Herr Graufischer mit einem gefangenen Fischchen auf einen nahen Baumstaum und erschlug seine Beute. Endlich konnten wir den hübschen Eisvogel aus nächster Nähe fotografieren und durchs Fernglas beobachten. Schliesslich brachte er den Fisch seiner Gattin, die ihn dankbar verschlang
.
Auf einem anderen toten Ast sass eine Riedscharbe, die sich ebenso geduldig ansehen und fotografieren liess. Im unteren Pool gab es zwei tote Flusspferde, die furchtbar stanken und mir wurde jedes Mal schlecht, wenn der Wind wieder in unsere Richtung wehte
.
Wir genossen den Anblick der schönen, üppigen Landschaft während wir langsam zurück zum Parkplatz wanderten und ein junger Hagedash sass nahe am Wegesrand auf einem Ast und liess sich willig fotografieren. Es ist ein grosser Vogel, gehört zur Gruppe der Ibisse und hat ein sehr schönes buntes Gefieder!
Diashow (Klick für grössere Bilder):Die Fahrt zurück zur Lodge dauerte knappe 90 Minuten und es waren noch keine weiteren Gäste angekommen, so dass wir die Ruhe zum Mittagessen nutzten.
Gegen halb vier Uhr fuhren wir unsere schon gewohnte Route, aber mein Schreiseeadler war nicht da. Dafür stakste am Ufer des Hippo Pools ein Hammerkop herum und in der Nähe grasten Zebras. Am kleinen oberen Pool machte uns der hübsche Haubenzwergfischer seine Aufwartung und wir bewunderten diesen kleinen hübschen Eisvogel.
Das Beste hatte sich jedoch bis zum Schluss aufgehoben: als wir beim kleinen Eisvogel waren, sah ich, dass sich eine Herde Elefanten dem Wasserpool näherte. Da die Dickhäuter hier aufgrund schlechter Erfahrungen mit Wilderern scheuer sind als im Tsavo East, näherten wir uns vorsichtig und liessen den Landcruiser die letzten Meter mit abgestelltem Motor rollen. Sie blieben unbeeindruckt und wir konnten die Familie ausgiebig beobachten. Es waren zwei sehr kleine Elefanten dabei; eines davon passte locker unter den Bauch seines Mami und war nur etwa einen Monat alt
. Es war so schön, zu sehen, wie der Kleine bis zu den Augen im Wasser planschte und mit dem kleinen Rüsselchen trank! Ein etwas älterer Elefant schrubbelte sich am Bein des Mami und wälzte sich sogar am schrägen Ufer im Sand. Im Laufe der Zeit kam noch eine andere kleine Elefantengruppe dazu und aus der Ferne sahen wir weitere drei grosse Tiere antraben. Und das Alles im wunderbar besten Fotolicht – ein gelungenes Highlight! Wir schauten ihnen eine halbe Stunde zu und dann war es leider an der Zeit, in die Lodge zurückzukehren. Alle Besucher müssen bis spätestens Sonnenuntergang wieder zurück in den Unterkünften sein und es gibt keine Ausnahmen
.
Der Leopard kam auch an diesem Abend pünktlich und liess sich wiederum nicht vom Blitzlichtgewitter beeindrucken – er kennt das ja Wir machten wieder keine Fotos, da wir kein Fan von Blitzlicht in der Tierfotografie sind
.
Highlight des Tages: der Graufischer und die Elefantenfamilie
Shetani Lavafluss
Heute stand unser letzter Tagesausflug an und wir machten uns mit Lunchpaketen gegen sieben Uhr auf den Weg. Das Licht war sehr schön und wir konnten einige Landschaftsaufnahmen machen. Die Berge sind wahrlich ein Augenschmaus im sanften Morgenlicht! Nach knappen zwei Stunden erreichten wir das Chyulu Gate. Ab diesem Zeitpunkt wurden wir von einem mit einer Enfield MK V bewaffneten Ranger begleitet, da wir die Shetani Lavatunnel besuchen wollten.
Wir fuhren zunächst am Lavafluss entlang und konnten an einer Stelle aussteigen. Man kann deutlich sehen, welcher Vulkankegel die Lava vor circa 200 Jahren ausgestossen hat und der Fluss ist circa zwei Kilometer breit und etwa acht Kilometer lang.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Danach fuhren wir zu dem Kegel auf einer von Tse-Tse Fliegen verseuchten Piste. Gut, dass Gerd in Tanzania sein Tse-Tse Fliegen-Abwehr-Diplom gemacht hatte und so viele der Plagegeister endgültig vertrieb
.
Wir stiegen mit unserem Ranger in einen der Lavatunnel hinab, in dem es bereits nach kurzer Zeit absolut finster war. Wir konnten den Kot der Fledermäuse riechen, aber leider sahen wir im Licht der Lampe keine Tiere an der Tunneldecke hängen. Im Tunnel gab es Skelette eines Warzenschweines, eines Buschbockes, eines Stachelschweines und sogar Reste eines uraltes Nashornskelettes waren zu sehen. Nach knapp 50 Metern kletterten wir durch eine Leiter wieder ans Tageslicht und machten noch einige Fotos vom Vulkankegel. Leider war das Licht mittlerweile sehr hart und die Fotos dementsprechend schlecht. Wir fuhren zurück zum Gate, bedankten uns mit etwas Trinkgeld beim Ranger und fuhren weiter bis zum Poacher′s Lookout, wo wir Mittagspause machten.
Von hier hat man einen wunderbaren Blick in die Ebenen von Tsavo, die von Bergen und uralten Vulkankegeln umrahmt sind.
Anschliessend durchquerten wir die Ebene und trafen sogar auf einige Oryxantilopen – wunderschöne Tiere! Wir machten uns langsam auf den Rückweg und legten einen letzten Stop beim Aussichtspunkt 'Roaring Rocks' ein. Uns bot sich ein fantastischer Blick hinab in die Ngulia Ebene – Schade, dass wir diesen Punkt nicht heute morgen angefahren hatten, als das Licht wunderschön war . Mittlerweile war es total bewölkt und die Landschaft wirkte daher unattraktiv flach ohne Konturen.
Zurück in der Lodge packten wir unsere Sachen zusammen und beobachteten Gazellen und Elefanten vor dem Wasserloch.
Highlight des Tages: der Spaziergang durch den Lavatunnel
Besuch bei Elvira und Fahrt zum Crater Lake
Heute hiess es zeitig aufstehen und nach einem schnellen Frühstück machten wir uns um kurz nach halb sieben Uhr auf den langen Weg zum Lake Naivasha, wo wir am Crater Lake die letzten Ferientage verbringen werden.
Die Fahrt bis zum Main Gate von Tsavo West dauerte 90 Minuten und wir sahen zum Abschluss nochmal Elefanten, Giraffen, Antilopen, eine Gabelracke, am Himmel kreisende Adler und am Horizont war sogar der Kilimanjaro mit seinen Eiskappen zu sehen.
Von unserem grandiosen Finale am Crater Lake mit vielen Vögeln und einem Buschspaziergang lest Ihr im nächsten und letzten Kapitel.
