Ein letzter Sonnenaufgang in der Wüste und Weiterreise nach Cabo de Gata
11. - 16. März 2023
Nachdem ich meine Unterkunft in Tabernas bei Janet verlassen hatte, fuhr ich nach einem Stop im Supermarkt die kurze Strecke nach Las Negras im Cabo de Gata-Nijar Naturpark. Hatte ich im Dezember den südlichen Teil des Naturparks besucht, wollte ich mir nun den nördlichen Teil ansehen. Der Norden ist mehr von den Bergen geprägt, aber die Küste sollte auch hier nicht zu kurz kommen. In Las Negras hatte ich ein Apartment von Sebastien über AirBnB gebucht, wo ich bereits um 12:30 Uhr per Keybox selbständig einchecken konnte.
Das Apartment befindet sich im ersten Stock seines Hauses und bestand aus einem grossen Wohnraum mit voll ausgestatteter Küche und zwei sonnigen Terrassen. Zu meiner Überraschung gab es allerdings keine Mikrowolle, sondern stattdessen einen Ofen . Das Bad war modern mit Regenwalddusche und perfektem Wasserdruck. Dazu noch ein bequemes Bett und schnelles stabiles WiFi – hier am Ende der Welt
. Wenn ich da an mein Internet und Wasserdruck in der Dusche Zuhause in Laufenburg denke....
Das Wetter war gut und ich schnappte mir nach dem Einzug mein Velo und erkundete die Umgebung von Las Negras. Am südlichen Ortsrand ist der kleine Strand Cala del Cuervo, von dem man in südlicher Richtung weiter wandern kann. Er ist ebenso wie der Dorfstrand Playa de las Negras ein feiner Kieselsteinstrand. Auf der nördlichen Seite führen Wege und Pfade hinauf in den Naturpark am Cerro Negro entlang. Von hier hat man immer wieder tolle Aussichten auf die Küste und Strände.
Diashow Haus in Las Negras (Klick für grössere Bilder):So fand ich einige nette Locations für den Sonnenaufgang; leider gibt es hier in Las Negras voraussichtlich keine Gelegenheit für einen Sonnenuntergang, da ich nun an der Ostküste am Mittelmeer bin und die Sonne schon recht früh hinter den Bergen verschwindet .
Schöner Sonnenuntergang und eine Velotour im Naturpark Cabo de Gata-Nijar
Bei besten Fotobedingungen lief ich zum Sonnenaufgang an den Aussichtspunkt oberhalb von Las Negras, den ich gestern auf meiner Velotour entdeckt hatte. Besonders gut gefiel mir heute die blaue Stunde: die weissen Häuser des Ortes leuchteten geradezu in dem herrlich intensivem Nachtblau der Dämmerung. Das Wetter bot mir heute das ganze Programm von hübschen rosa Wolken über einen Mini-Sonnenstern bis hin zum ersten goldenen Licht des Tages. Es war ein herrlicher und dazu noch milder Morgen, den ich sehr genossen habe.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Diesen wunderbar sonnigen Tag nutzte ich für eine Velotour, um mir den nördlichen Teil vom Naturpark anzuschauen. Als erstes erreichte ich den langen Sandstrand Playazo de Rodalquilar. Die Bucht bietet zudem tolle Felsformationen und Buchten mit kristallklarem türkisblauem Wasser. Am Strand thront die Festung Castillo de San Ramón aus dem 18. Jahrhundert, das schon seit einiger Zeit für rund drei Millionen Euro zum Verkauf steht. Es wurde erbaut, um die Stadt Almeria und ihre Einwohner vor Angriffen von Seeräubern und Piraten zu schützen. Die Festung besteht aus einem viereckigen Turm und einem kleinen Wachturm, die
beide aus Stein gebaut wurden. Hier würde ich sicherlich einen Sonnenaufgang fotografieren; eine ganz tolle Location ist dieser Strand!
Ich fuhr zurück zur Hauptstrasse und zweigte wenig später ab auf die autofreie kleine Strasse, die hoch zum Faro de Punta de la Polacra auf den Cerro de Los Lobos führt. Ist der Anstieg zunächst noch sanft, windet sich die Strasse wenig später in Serpentinen steil bis zum Gipfel auf 270 Meter Höhe am Leuchtturm. Der Leuchtturm wurde im Jahr 1863 erbaut und ist nur etwa 10 Meter hoch. Er diente als Navigationshilfe für Schiffe, die entlang der Küste unterwegs waren, und war bis 1972 in Betrieb. Heute bietet sich von hier ein spektakulärer Blick auf das Mittelmeer und die umliegende Landschaft des Cabo de Gata Naturparks. Ich verweilte hier oben im herrlichsten Sonnenschein eine Weile zum Verschnaufen und bewunderte das Panorama und wurde sogar von einem sehr hübschen Schwalbenschwanz (Papilio machaon) besucht . Wie schön!
Nun fuhr ich weiter bis zum Mirador de la Amatista, der über eine relativ moderate Steigung zu erreichen war. Der Name 'Amatista' bedeutet 'Amethyst' auf Spanisch und bezieht sich auf die Farbe des Wassers in dieser Gegend, das je nach Sonnenlicht in verschiedenen Schattierungen von Blau und Violett schimmert. Vom Mirador de la Amatista bietet sich ein toller Blick auf die Klippen und die Playa Los Escullos in der Ferne. Heute hatte ich Glück und es war diesmal nicht so stürmisch wie bei meinem ersten Besuch und ich konnte die Aussicht geniessen!
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nun liess ich mich zurück nach Las Negras rollen und beschloss diese schöne Tour mit insgesamt 960 Höhenmeter Anstieg. Ich belohnte mich dafür mit einem leckeren Curry und einen Glas Wein und machte mich am Spätnachmittag auf der Suche nach Licht.
Doch viel ging leider nicht. Ich lief zur Ruine des Torre de los Alumbres, die am Wegesrand der Strasse zur Playazo de Rodalquilar liegt. Der Wachturm stammt aus dem 16. Jahrhundert aus der Zeit der Herrschaft von König Philipp II. Der Turm wurde als Teil eines Verteidigungssystems gegen Piratenangriffe errichtet und ist etwa 12 Meter hoch mit zwei Etagen. Der untere Teil diente als Wachraum und der obere Teil als Aussichtsplattform, von der aus die Wächter das Meer und die umliegende Landschaft beobachten konnten.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Neben dem Torre begnügte ich mich mit den Bergen rundherum und einer Aufnahme vom Strand in Las Negras Richtung Cerro Negro. Na ja, besser als nichts und eine Sonnenuntergangslocation ist es halt nicht.
Velotour durch Bergbau- und Goldrauschvergangenheit in Cabo de Gata-Nijar
Es war stark bewölkt und ich liess den Sonnenaufgang heute ausfallen. Doch es klarte im Laufe des Vormittags zügig auf und ich machte am Mittag eine richtig schöne und durchaus interessante Velotour durch die Berge im Hinterland vom Naturpark Cabo de Gata-Nijar. Nach einem kurzen Anstieg hinter Las Negras erreichte ich die Felder des Öko-Landwirtschaftsbetriebs Agrícola La Misión, wo reges Treiben zu sehen war. Auf dem Gelände der Farm steht das verfallene Landhaus El Cortijo del Fraile, das aus dem 18. Jahrhundert stammt und berühmt ist für seine Rolle in dem Drama 'Bodas de Sangre' (Bluthochzeit) des spanischen Schriftstellers Federico García Lorca. Eine Zeitungsmeldung von 1928 über ein Verbrechen im Cortijo del Fraile brachte ihn auf die Idee. Später wurde das Landhaus mit seinem morbiden Charme als Filmkulisse für mehrere Spaghetti-Western genutzt, unter anderem 1966 für 'Zwei glorreiche Halunken' mit Clint Eastwood in der Hauptrolle. Danach geriet das Cortijo del Fraile in Vergessenheit.
Interessanterweise waren die umliegenden Berge des Cerro del Cinto Bergbaugebiete für Blei, Zink und sogar Silber und Gold. Von dem Aussichtspunkt aus sieht man die Südostwand des Cerro del Cinto, dessen Landschaft durch Bergbau stark verändert wurde. Seit dem Mittelalter lieferte das Rodalquilar-Gebiet alkalische Sulfate für die Produktion von Alaun für die Textilindustrie. Der Abbau von Blei, Zink und Silber begann im 19. Jahrhundert. Die Entdeckung von Gold im Jahr 1883 stellte eine bedeutende Veränderung in der Wirtschaft der Region dar. Die Abellín Mine ist einer der Überreste, die mit dem Beginn des Goldrausches in Rodalquilar verbunden sind. Tiefe hydrothermale Flüssigkeiten interagierten mit vulkanischen Ablagerungen, um die Mineralisierung und die Veränderung von Gesteinen zu erzeugen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Die Ruinen der alten Mine Mina de Abellín sind im Tal immer noch zu sehen und können auch erwandert werden. Man kann verschiedene Gebäudeteile wie die Büros, Schlafsäle, Küche, Trichter, Zimmerei, Lagerhäuser, das Maschinenhaus und die Mühle erkennen.
Nach diesem sehr interessantem Exkurs schloss ich meine Tour über den Mirador de la Amatista und dem Playazo de Rodalquilar ab. Obwohl der Wind am Nachmittag wieder sehr stark zunahm und es bedeckt wurde, war es ein schöner Tag. Cabo de Gata ist toll!
Wunderbares Licht am Morgen und Abend an Küste und Bergen
Es war eine ziemlich klare Nacht und ich fuhr zum Sonnenaufgang an die Playazo de Rodalquilar. Ich lief zu der Stelle mit den sehr schönen Felsen am Castillo und freute mich über die schönen bunten Wolken und das herrliche Licht. Die Strukturen der Küste und dazu das klare Wasser sind wirklich schöne Motive und heute konnte ich auch das Castillo de San Ramón im schönsten Licht fotografieren – so wie es das verdient hat .
Ein Sonnenstern war mir nicht vergönnt, aber dafür hatte ich endlich mal wieder bunte Wolken und damit war ich mehr als happy . Man kann eben nicht immer alles haben, doch ich war mit diesem Morgen mega zufrieden.
Nach dem Frühstück machte ich eine sportliche Velotour bis zur Playa Los Escullos und der Playa del Embarcadero, wo ich einige Plätze scoutete für den Sonnenaufgang. Hier hat es viele versteinerte Dünen, die sich im goldenen Licht sicher schöner machen als in diesem harten Mittagslicht.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Das Fotowetter blieb gut und ich verbrachte den Sonnenuntergang oberhalb vom Valle de Rodalquilar mit Blick auf das Tal und die schöne Berglandschaft des Cerro del Cinto. Licht und Kontraste schmeichelten den Bergen und Tälern sehr und ich war zum zweiten Mal an diesem Tag ziemlich happy.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Auch der nördliche Teil vom Naturpark Cabo de Gata-Nijar gefiel mir mittlerweile sehr gut, da beide Teile sehr unterschiedlich sind Im Süden hatte ich mehr Fokus auf die Küste, während ich hier im Norden mehr in den Bergen gemacht hatte. Es ist also durchaus lohnens- und empfehlenswert, beide Teile von Cabo de Gata zu besuchen .
Wanderung in die grossartige Caldera Volcánica Majada Redonda
Das Wetterglück blieb mir hold und ich fuhr in der Dämmerung zum Sonnenaufgang in die Gegend um die Playa del Embarcadero. Der obere Teil der Küste besteht aus versteinerten Stränden, die mit ihren durch Erosion entstandenen Formen und Strukturen immer wieder schöne Vordergründe gegen den Berg bieten.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Es war ein perfekter Morgen und ich war begeistert, wie das erste wunderschöne Sonnenlicht die Küste in warmes rotes und goldenes Licht tauchte. Wieder mal ein absoluter Rausch für die Augen und Sinne und dazu gab es noch Motive in Hülle und Fülle. Die Stimmung war nun eine völlig andere als bei meinem ersten Besuch im Dezember und das Licht klarer, so dass sich der Morgen für mich voll gelohnt hatte. Zum Abschluss hielt ich auf der Rückfahrt noch am Mirador de la Amatista an und konnte nun auch diese Küste in brauchbaren Licht einfangen. Später am Tag liegt sie immer schon im Gegenlicht.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mit einem Chip voller hübscher Fotos kehrte ich zurück nach Las Negras und belohnte mich mit einer leckeren Shakshuka und viel Obst zum Frühstück.
Heute wollte ich eine Wanderung in die Caldera Volcánica Majada Redonda unternehmen und fuhr zum kleinen Dorf Presillas Bajas, wo ich das Auto parkieren konnte. Ein kleiner Weg führt hinunter in die Rambla de Majada Redonda, wo der Wanderweg durch das kiesige Flussbett beginnt. Der Ausgangspunkt ist gut markiert mit einem Schild, das die insgesamt sechs Kilometer lange Route beschreibt.
Die Vulkane von Cabo de Gata wurden vor 15 bis 16 Millionen Jahren als sichtbarer Teil eines riesigen unterirdischen Magmagebiets gebildet, das sich unter dem Alboran-Meer (dem Abschnitt des Mittelmeers zwischen der Iberischen Halbinsel und Nordafrika) erstreckt. Der Weg windet sich leicht ansteigend durch das Flussbett und bereits hier kann man die ersten Spuren dieses lang vergangenen Vulkanismus wie versteinerte Lavaströme und Ablagerungen von Eruptionen entdecken – faszinierend! Am Ufer der Rambla findet sich die typische Vegetation vom trockenen Cabo de Gata: wilder Thymian, Agaven und Pitas.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Der Weg ist immer mal wieder mit kleinen Holztafeln mit Pfeilen markiert, doch an einer Gabelung bog ich falsch nach links ab und stieg einen Pfad zum – vermeintlichen – Caldera auf. Doch oben erwartete mich eine unangenehme Überraschung: es war ein Bauernhof, dessen Schafherde von drei ziemlich hässlichen und aggressiven Hunden bewacht wurde, die auch gleich zähnefletschend und bellend auf mich zuliefen . Ich drehte mich ruhig um und lief unbeirrt den Weg zurück hinunter und zum Glück verfolgten mich die Hunde nicht
.
An der Kreuzung unten bog ich nun nach rechts ab und wanderte weiter durch die Rambla. An einer Stelle liegt ein schon ziemlich verrostetes Auto, gefüllt mit Geröll und Steinen. Nicht nur ich fragte mich ratlos, wie zur Hölle das Auto hier hingekommen ist ! Nun erreichte ich dann auch schon bald den Eingang der Caldera, der mit einem Schild markiert ist. Die Caldera ist insgesamt circa 1000 Meter breit und 200 Meter tief und auf Satellitenaufnahmen bei Google Maps gut zu erkennen.

Ich war beeindruckt von dem Anblick und bekam eine Ahnung, wie gewaltig die Eruptionen vor vielen Millionen Jahren gewesen sein mussten. Von einem erhöhten Standpunkt aus kann man die Caldera sehr gut bewundern; den Fotos fehlt es hingegen an der Dreidimensionalität. Bei genauem Hinsehen kann man noch Überreste von Futterplantagen und einige Obstbäume entdecken. Der Vulkankegel wurde als Trichter benutzt, der die knappen Regenfälle konzentriert und so die Landwirtschaft erleichterte. Das wäre dann auch die Erklärung für das Schrottauto .

Es geht auf demselben Weg zurück, aber nun mache ich noch einen Abstecher zu den Ruinen des alten Bauernhauses Cortijo de los Berengueles. Die Häuser sind nur noch Ruinen, aber das schöne sternförmig verlaufende Pflaster war noch gut zu erkennen. Unten an der Rambla steht die abgezäunte Quelle, die den Bauernhof einst mit Wasser versorgte.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach 2,5 Stunden und 8,5 Kilometern (zwei mehr durch meinen unfreiwilligen Irrweg) erreichte ich wieder das Dorf und mein Auto. Es war eine sehr schöne einfache und lohnenswerte Wanderung, auf der genügend Trinkwasser nicht fehlen sollte. Selbst heute bei angenehmen rund 22 Grad war ich mit 1,5 Liter Wasser nur gerade so hingekommen.
Gelaufen war ich heute genügend und so verbrachte ich den Sonnenuntergang hinter Las Negras in den Bergen, die den Ort von Campohermoso trennen. Es war auch nichts besonderes, aber bei dem schönen Licht sieht einfach alles gut aus und ich freute mich über den ruhigen Ausklang dieses Tages. Zum Schluss sass ich eine Weile über dem Strand von Las Negras und schaute zu, wie die Sonne langsam vom Schatten auf der Küste abgelöst wurde. Vierzig Minuten vor Sonnenuntergang war aber Schluss und die Sonne hinter den Bergen verschwunden. Zeit für ein wohl verdientes Glas Wein !
Ein letzter Sonnenaufgang und Weiterreise nach La Azohia bei Cartagena
Es war mein letzter Morgen im Naturpark Cabo de Gata-Nijar und ich durfte nochmal einen herrlichen Sonnenaufgang am Playazo de Rodalquilar erleben. Es war ein ähnlich schöner klarer Morgen wie gestern und ich freute mich über zunächst über blau-rosa Licht und dann einen hübschen Sonnenstern .
Die Felsen leuchteten wunderbar goldig im Kontrast zum blauen Meerwasser und auch das Castillo de San Ramón zeigte sich von seiner besten Seite. Insgesamt war das Licht klarer und besser als bei meinem ersten Besuch vor ein paar Tagen und ein perfekter Abschluss meiner Zeit in diesem wirklich tollen Naturpark.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen, lud das Auto und machte mich auf den Weg nach La Azohia bei Cartagena, wo ich fünf Tage bleiben sollte.
Was ich an der Küste, in den Bergen des Regionalparks Sierra de la Muela, Cabo Tiñoso y Roldán und in Cartagena erlebte, könnt Ihr im folgenden Kapitel lesen und sehen.
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