Seetag zwischen Südgeorgien und Südlichen Shetlandinseln
Der heutige Tag war ein Seetag, den wir mit Vorträgen, Essen, Lesen und Kamerapflege verbrachten. Wenn es Wind und Wetter erlaubten, waren wir an Deck und beobachteten die eleganten Seevögel, wobei uns immer wieder vor allem die Wanderalbatrosse (Diomedea exulans) begeisterten. Aber auch die anderen Vögel wie der kleine Kapsturmvogel (Daption capensis), der Taubensturmvogel (Pachyptila desolata), der Riesensturmvogel (Macronectes giganteus), die Südgeorgienscharbe (Phalacrocorax georgianus) und die hübschen Schwarzbrauen-Albatrosse (Diomedea melanophris) waren einfach wundervoll! Der Wind frischte auf und wir bereiteten uns auf eine stürmische Nacht vor. Highlight des Tages: ... und wieder mal die Seevögel
Diashow (Klick für grössere Bilder):Südliche Orkneyinseln: Shingle Cove auf Coronation Island
Nach einer doch eher überraschend ruhigen Nacht erreichten wir um 6 Uhr Morgens die Südlichen Orkneyinseln. Um uns herum schwammen majestätisch gigantische Eisberge in bizarren Formen und schimmerten von Weiss über Grau bis hin zu einem Hellen Blau, wobei die blaue Farbe das älteste Eis zeigt. Es waren sogar riesige Tafeleisberge dabei, die mit ihrer schieren Grösse und steilen Abrissen beeindruckten. Einige Eisberge waren enorm gross und auf ihnen sassen kleine Gruppen der Adélie-Pinguinen, wie es unschwer am rosafarbenen, durch Krill verursachten 'Poo' zu erkennen war
Auf den Inseln schoben sich riesige Gletscher die Berge hinab Richtung Meer; so ungefähr müssen die Gletscher Zuhause in der Schweiz in ferner Vergangenheit auch mal ausgesehen haben! Ein Eisriese neben dem Nächsten, wobei ein grosser Teil der Inseln, nahezu 90 Prozent der Oberfläche, von einer Eiskappe überzogen ist und im Winter vollständig vom Eis eingeschlossen ist.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Gegen Mittag landeten wir unter recht starkem Wind in Shingle Cove an, wo uns schon einige See-Elefanten und eine aufgeregte Kolonie der Adélie Pinguine (Pygoscelis adeliae) erwartete. Sie hatten bereits fast erwachsenen Nachwuchs, der gerade in der letzten Mauser war und mitunter recht ausgefallene Frisuren zur Schau trug: Irokesenschnitt war ebenso vertreten wie der Schiebedach-Beatle! Die Kleinen jagten aber immer noch hinter ihren Eltern hinterher, um Nahrung zu ergattern. Für uns sah das nicht sehr angenehm aus, da sie den halbverdauten Krill wieder hinauswürgen und die Kleinen dabei ihren Schnabel tief in den Schlund der Eltern stecken.
Was für unterhaltsame Stunden wir mit den putzigen Pinguinen der Shingle Cove erleben durften!
Bevor wir zurück auf die Orlova mussten, gaben sich am Strand noch ein paar Zügelpinguine (Pygoscelis antarcticus) ein Stelldichein – wieder eine neue Art! Diese Jungs werden im Russischen 'Polizeipinguin' genannt und wenn man sie betrachet, wird schnell klar, warum das so ist: unter ihrem schwarzen Schopf und dem schneeweissen Gesicht befindet sich unter dem Kinn eine Art Riemen aus Federn – genau wie bei einem englischen Bobby! Sie sind zudem recht agile und lautstarke Kerlchen, die krakeelend über den Strand schritten – wunderbar, ihnen dabei zuzusehen und was für niedliche kleine Komiker!
Nach über zwei Stunden Aufenthalt mussten wir zurück zum Schiff und ich war über und über mit Pinguin Poo beschmiert
Während wir unser Abendessen genossen, ging unsere Reise weiter zu den Südshetlandinseln. Highlight des Tages: die wunderbaren Adélie- und Zügelpinguine der Shingle Cove
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mehr Fotos von den Südlichen Orkneyinseln gibt es in unserer South Orkney Islands Fotogalerie auf unserer Webseite.
Südliche Shetlandinseln: Elephant Island – Point Wild
Wir erreichten die Südshetlandinseln vor Elephant Island bei bestem Wetter. Hier liess einst Sir Shackelton seine 22 Männer zurück, um allein in einem 7-m Boot Richtung Südgeorgien zu segeln, um dort letztendlich nach einem langen Marsch Hilfe für seine Männer zu finden. Alle wurden gerettet!
Die Wolken hingen tief, gaben aber immer wieder den Blick frei auf die gewaltigen, vergletscherten Berge von Elephant Island. Auf der Reise durch durch das Südpolarmeer Richtung Elephant Island trafen wir auf unseren ersten 1,5 bis 2 km langen Tafeleisberg, der laut Shayne sehr wahrscheinlich aus dem Larsen Schelfeisfeld stammt. Ein gewaltiger, bezaubernder, eisiger und wunderschöner majestätischer Anblick!
Leider hatte es vor Point Wild eine sehr lange Dünung, so dass eine Anlandung nicht möglich war. Shayne meinte, dass er es nur einmal in zehn Besuchen schafft, dort anzulanden! Point Wild ist der Ort, wo Shackelton′s Leute bis zu ihrer Rettung auf ihren Boss gewartet hatten.
Die Fahrt entlang der Küste war aber durch ihre spektakulären Landschaftsformen aus Eis, Berge und Dramatik mehr als nur eine Entschädigung! Die vergletscherten Berge steigen steil aus dem Meer an und die mächtigen Gletscher flossen aus jedem Winkel ins Meer. Die Berggipfel waren meterhoch mit Eis bedeckt; was für ein grandioser Anblick, an dem wir uns kaum sattsehen konnten. Zu guter Letzt sahen wir aus einiger Entfernungs sogar einige Südliche Seiwale (Balaenoptera b. schleglii), die zu den Bartenwalen gehören, zwischen 12 bis 16 Meter lang sind und 20 bis 30 Tonnen wiegen. Highlight des Tages: die grandiose Eislandschaft
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mehr Fotos von den Eisriesen der Elephant Island gibt es in unserer Elephant Island Fotogalerie auf unserer Webseite.
Südliche Shetlandinseln: Half Moon Island & Deception Island
In ruhiger See ging die Reise weiter und wir konnten bald den ersten Blick auf Half Moon Island, deren Form an einen halbmondartigen eingestürzten Krater erinnert, erhaschen. Doch der Krater ist nicht eingestürzt, sondern es wurde hier lediglich im Laufe der Erdgeschichte die Erdkruste nach oben gedrückt.
Am Strand empfingen uns bereits zahlreiche Zügelpinguine
mit lautem Gezeter und auch die unvermeidbaren See-Elefanten waren schon vor Ort. Insgesamt brüten hier schätzungsweise 7000 Zügelpinguine (Pygoscelis antarcticus) und ist somit neben Deception Island eine der grössten Brutkolonien.
Die lustigen Kerlchen nutzten jeden freien Platz auf den Felsen und die putzigen Küken rannten nach Nahrung bettelnd hinter ihren Eltern – oder die, die sie dafür hielten – her. Im oberen Teil der Kolonie erwartete uns dann eine Überraschung: ein einsamer, kleiner Goldschopfpinguin (Eudyptes chrysolophus) stand irgendwie verloren inmitten der Zügelpinguine. Er war der Einzige weit und breit und wir fragten uns, ob er seine Familie oder seine Kolonie wiederfinden würde. Shayne erklärte später, dass die Klimaerwärmung erst recht nicht vor dem Südpolarmeer halt macht und es stetig wärmer wird und die Pinguine somit ständig auf der Suche nach neuen Brutplätzen in kälteren Gefilden sind.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Viel zu schnell ging auch der Besuch auf Half Moon Island zu Ende und die Orlova machte sich auf den Weg zur Deception Island, einem immer noch aktiven Vulkan, dessen geflutete Caldera durch einen schmalen Eingang, der sich Neptuns Blasebalg nennt, erreicht werden kann. In der Tat zieht es in diesem Nadelöhr kräftig und die Durchfahrt mit dem ständigen Piepen des Echolots bot eine gewisse Spannung. Innerhalb der Caldera war die See dann spiegelglatt, aber leider hingen die Wolken so tief, das wir den Vulkanrand nicht sehen konnten. Später hob sich die Wolkendecke ein wenig, doch es blieb bedeckt und wenig attraktiv.
Whaler′s Bay ist eine weitere verlassene Walfangstation und wir verzichteten abermals auf eine Besichtigung, denn speziell für mich ist das einfach zu deprimierend und ich bin zudem an diesen verabscheuungswürdigen Kapiteln der Menschheit überhaupt nicht interessiert.
Stattdessen verbrachten wir Zeit mit den Skuas, die in einem kleinen Tümpel ein Bad nahmen. Ich konnte mich langsam und bedächtig bis auf einen halben Meter an einen recht neugierig-freundlichen Skua anrobben. Mit dem Ergebnis, dass sich auf meinem Anorak nun neben Pinguin Poo auch noch Skua Poo befand Es war sehr schön, so Auge in Auge mit der grossen Raubmöwe! Leider wurde unsere traute Zweisamkeit jäh von den hyperaktiven Chinesen gestört: sie hatten mich gesehen und stürmten mit ihren Kompaktknipsen auf uns zu, um auch ein Bild zu erhaschen. Leider flog 'mein' Skua dann ab und ich hätte die Chinesen in den Allerwertesten
treten können, weil sie mich um dieses schöne Erlebnis gebracht hatten
Manche Leute sind einfach völlig gedankenlos...
Später wanderten wir am Strand entlang zu Neptuns Fenster, einer grossen Öffnung in den Felsen mit einem grandiosen Blick auf das offene Meer und dem feinen Strand darunter. An diesem Strand tobten einige Kapsturmvögel und nahmen mutig ein Bad – direkt neben einigen müden See-Elefanten!
Nachdem wir wieder an Bord waren, machte die Orlova eine Rundfahrt durch den Krater – was für ein Jammer, dass es so trüb war. Dieser Krater wäre ein Eldorado für die Landschaftsfotografie gewesen! Bei der Ausfahrt aus dem Krater sahen wir in einiger Entfernung ein Schiff der Hurtigrouten. Wow, ein schöner Anblick, denn seit den Falklandinseln hatten wir kein Schiff mehr gesehen. Als allerletztes Erlebnis des Tages konnten wir ein paar Orcas erspähen und einer kam auf eine einigermassen gute Fotodistanz ans Schiff.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mehr Fotos von den Pinguinen der Half Moon Island gibt es in unserer Half Moon Island Fotogalerie sowie von Deception Island auf unserer Webseite.
Wir nahmen Kurs auf die antarktische Halbinsel, als es am Abend Gerüchte über eine Havarie gab. Shayne klärte uns dann schliesslich auf: die Nordnorge der Hurtigrouten war vor Deception Island auf Grund gelaufen und in Seenot geraten. Sie hatte offensichtlich ein kleines Leck und die Passagiere mussten evakuiert werden. Ihr Schwesterschiff Fram war in der Gegend und eilte zur Hilfe. Die Situation war nicht dramatisch, das Schiff drohte nicht zu sinken, aber schade um die Reise für die Passagiere, für die es zurück nach Ushuaia ging! Highlight des Tages: Die Zügelpinguine von Half Moon Island
Im nächsten Kapitel lest Ihr, was wir auf unserer Reise in den Gewässern der antarktischen Halbinsel erlebt haben.