Weiterfahrt ins Namib Rand Nature Reserve
Die zweite Nacht im Dachzelt war erholsamer als die erste Nacht – aus uns werden schon noch richtige Camper ! Es hat zwar nicht viel geregnet, aber Sandra war trotzdem schon sehr früh gegen halb fünf Uhr wach. Gut, dass sie in Windhoek eine Daten SIM-Karte gekauft hatte und so eine Stunde leise im Internet Nachrichten lesen konnte, bis Gerd auch aufstand und wir frühstückten.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf dem Weg in die Namib Wüste. Vor uns lagen circa 350 km und wir stoppten zuerst in Mariental, um dort im Spar Supermarkt unsere Einkäufe für die nächsten Tage zu vervollständigen. Vor allem Fleisch stand auf dem Einkaufszettel! Es gibt weder ein Dorf noch einen Supermarkt in unmittelbarer Umgebung des Hideouts, so dass wir sicherstellen mussten, alle notwendigen Lebensmittel und genügend Wasser dabei zu haben.
Hinter Maltahöhe endete die Teerstrasse und gemütlich schaukelten wir Richtung Namib Rand und sahen zwei Mal einen Nilwaran auf der Strasse. Leider verzog er sich immer schnell ins Gras, wenn wir anhielten. Je weiter wir gen Westen fuhren, desto bewölkter wurde es und wir ahnten nichts Gutes.
Gegen 13 Uhr erreichten wir das Tor zum Family Hideout und fuhren langsam die letzten 16 Kilometer bis zum Haus. Ricardo, der Meister des Hauses und Guide, war mit der Reinigung des Hauses noch nicht ganz fertig und wir schauten uns ein wenig um. Es hat sich doch seit 2003 einiges verändert. Die Wüste ist
nun mit Gras überwuchert, aber es hat dafür viele Vögel wie Finken und Schwalben in der Umgebung. Das Haus besteht aus einem geräumigen Wohnraum, einer grossen Küche mit Gasherd, Kühlschrank und Gefriertruhe, zwei Bädern und drei Schlafräumen für insgesamt 10 Personen. Auf der Veranda steht ein grosser Tisch mit Stühlen und gemütlichen Windlichtern. Der Braai Platz darf in Namibia natürlich ebenso nicht fehlen wie die Aussendusche.
Nachdem Ricardo die Reinigung beendet hatte, plauderten wir ein wenig, liessen die Luft aus den Reifen des Hilux bis auf 1.5 Bar ab und montierten das Pollenfangnetz am Kühlergrill. Im Gebiet des Hideouts gibt es einen circa 15 km langen genehmigten 4x4 Track, den die Gäste befahren dürfen. Ricardo begleitete uns auf unserer ersten Fahrt, was Sandras Nerven gut tat. Immerhin ist es bereits acht Jahren her, seit sie zuletzt im Tiefsand gefahren ist .
Doch irgendwie kam das Fahrgefühl und der Spass für Tiefsand schnell wieder und mit wachsender Begeisterung fuhr Sandra über die Dünen auf dem 4x4 Track. Mal wieder auch diese Herausforderung gemeistert – Sandra strahlte wie ein Honigkuchenpferd
! Euphorisch und glücklich kehrten wir zur Lodge zurück, dankten und verabschiedeten Ricardo bis morgen und richteten uns im Haus ein.
Nach dem Abendessen begann es zu regnen und ein riesiges Gewitter breitete sich rundum aus. Es kam Starkregen dazu und wir sahen unsere Chancen auf gutes Morgenlicht schwinden. Eigentlich waren es mehrere Gewitterzellen und wir beobachteten fast atemlos, wie es um uns herum fast im Sekundentakt blitzte und donnerte. Keiner von uns hatte so etwas in dieser heftigen Form und Heftigkeit jemals zuvor erlebt
.
Ein leckeres Abendessen aus gewürztem Hähnchenfleisch mit Bratkartoffeln und Weisswein begleitete uns beim Beobachten des spannenden Naturschauspiels, doch der anhaltende starke Regen bereitete uns doch etwas Sorge.
Highlight des Tages: die erfolgreich gemeisterte Tiefsandfahrt!

18 Stunden Regen in einer der trockensten Wüsten der Welt!
Es war eine sehr unruhige Nacht, denn die Gewitter und der Regen dauerten die ganze Nacht an . Immer wieder standen wir auf und schauten staunend auf das aussergewöhnliche Naturspektakel um uns herum. An schönes Morgenlicht war dann auch nicht zu denken und wir starrten betroffen auf die Seenplatte vor unserem Haus
. Auch die Fahrspuren standen hoch unter Wasser.
Es war 10 Uhr morgens und es hatte mittlerweile seit 15 Stunden ununterbrochen geregnet. Weder Wanderungen noch Fahrten mit dem Hilux waren sinnvoll möglich und so schrieb Sandra tapfer am Reisebericht weiter. Ricardo kam auf Besuch und wir konnten sehen, wie er mit seinem Auto durch den Matsch und das Wasser schlidderte. Fahren war also möglich, aber die Gefahr stecken zu bleiben, war ebenso gut möglich. Wir plauderten bei Milchkaffee mit Ricardo und er erzählte uns einiges über die hiesige Vogelwelt und bemerkte, dass er noch nie so viel Regen an einem Stück hier erlebt hatte
. Er hatte den Regenmesser abgelesen als er
kam und es hatte satte 60 mm geregnet!! Aber er versprach, dass um 13 Uhr die Sonne scheinen sollte! Okay
?
Ricardo fuhr weiter zur Campsite, wo heute eine kleine Gruppe erwartet wurde und wir bereiteten unser Mittagessen vor. Braai fiel buchstäblich ins Wasser und die Steaks brutzelten mal wieder in der Pfanne. Um 13 Uhr schien dann zwar nicht die Sonne, aber es hörte tatsächlich auf zu regnen – nach 18 Stunden
! Es klarte langsam auf und gegen 15 Uhr machten
wir eine Rundfahrt auf dem 4x4 Track. Der Regen sickerte erstaunlich schnell in den Sand und die Pads und Dünen waren gut befahrbar.
Die Aussicht von einer der höchsten Dünen auf die Umgebung war atemberaubend schön: unter uns ein Meer von roten Dünen mit grünen Gräsern und hohen Bergen wie dem Tirasgebirge im Hintergrund. Hin und wieder zauberte die Sonne attraktive Farbtupfer in die Landschaft und vor allem der rote Sand leuchtete wunderschön in der Sonne.
Wir näherten uns der grossen Düne und Sandra durchfuhr sie heldenhaft
. Geschafft! Mittlerweile war die Unsicherheit fast komplett gewichen, jedoch ohne den Respekt vor den Bedingungen zu verlieren.
Den fantastischen Sonnenuntergang verbrachten wir auf der hohen Düne nahe des Hauses und konnten sogar einige stimmungsvolle Fotos machen. Namibia sieht im grünen Anzug Dank des Regens einfach fabelhaft aus und wir konnten uns an der Farbenpracht kaum satt sehen. Es wurde dunkel und wir fuhren zurück zum Hideout, wo Gerd ein kleines Abendessen mit Würstchen, Kartoffeln und Brot zauberte.
Mittlerweile hatten sich die Wolken verzogen, es war sternenklar und wir versuchten uns an Sternspuraufnahmen, was uns nach der langen Stubenhockerei richtig Spass machte .
Highlight des Tages: der Regenstopp und das zauberhafte Licht der Namib
Ein perfekter Tag im Namib Rand Nature Reserve
Der Wecker klingelte um 05:30 Uhr und ein kurzer Blick nach draussen versprach viel Freude: es war immer noch klar mit keiner Wolke am Himmel.
Nach einer kurzen Katzenwäsche sprangen wir in den Hilux und fuhren die 1,5 km bis zur grossen Düne.
Das delikate Morgenlicht kurz vor Sonnenaufgang war einfach umwerfend schön und wir fingen an zu fotografieren als wären wir im Schlaraffenland für Fotografen. Die Sonne liess sich etwas Zeit, schaute dann aber über die Berge im Osten und wenig später waren die westlichen Berge in ein zauberhaftes rotes Licht getaucht. Wenig später glich die gesamte Dünenlandschaft einem Fotografentraum in Orange und Rot. Es war einfach nur traumhaft und es gab eine Fülle von Motiven.
Es ist herrlich, früh morgens in so einem Licht allein in der Stille der Wüste zu sein! Wir vergassen fast zu fotografieren, denn wir waren schlichtweg überwältigt von dieser speziellen Stimmung und die Farbenexplosion war fast schon ein Overkill für unsere Sinne.
Nach einer halben Stunde fuhren wir ein paar Kilometer weiter und parkierten den Hilux für einen kleinen Spaziergang zu den hinteren Dünen. Auch dort fanden wir wunderschöne Motive in den Dünen und fotografierten die schöne gelbe Crotalaria damarensis, die überall auf den Dünen wuchs. Durch den Regen war die Natur erblüht und überall schossen Pflanzen aus dem Boden. Wahnsinn
!
Wir sind sehr davon fasziniert, wie herrlich grün und blühend die Wüste sein kann und auch davon, wie sehr sich die Landschaft in den letzten acht Jahren gewandelt hat. Damals war es sehr spärlich bewachsen und das Gras war in der ausgedehnten Trockenheit von 2003 verdorrt und nur wenige Zentimeter hoch.
Heute ist das Gras weit verbreitet, grün und kniehoch gewachsen.
Gegen acht Uhr kehrten wir für ein deftiges Frühstück zum Haus zurück. Heute gab es das ganze Programm mit Spiegelei und Speck, Würstchen, Bohnen und gebratenen Champignons. Lecker! Ricardo kam gegen 10 Uhr zum Plaudern bei Milchkaffee und wir kauften zwei T-Shirts und eine Kappe vom Hideout. Das Licht war nun sehr grell und wir nutzten die Zeit zum Aufräumen und Relaxen.
Am Nachmittag fuhren wir dann nochmals langsam den 4x4 Track ab und fanden auch dabei eine Fülle von Motiven. Es war interessant, zu sehen, wie sich die Vegetation innert eines Tages verändert hat und wir sahen auch die beiden Oryx Bullen, die niemals die Region verlassen.
Die anderen Gruppen der Oryx Antilopen verbringen den Winter in der Namib Naukluft Gegend und sind nur im Sommer hier. Einer der beiden Bullen posierte für uns im schönsten Licht, bevor wir die grosse Düne passierten.
Wir parkierten den Hilux mitten auf der Düne und verbrachten die letzte Stunde bis Sonnenuntergang inmitten der Dünen. Diesmal konzentrierten wir uns auf die Strukturen im Sand, die durch den Wind und Tiere entstehen. Dies war fotografisch sehr spannend und ein wahrer Augenschmaus.
Der spätere Gaumenschmaus gestaltete sich hingegen wieder mal etwas schwierig. Auch das Feuerholz, das wir in Mariental gekauft hatten, wollte und wollte einfach nicht brennen und wir verbrachten eine halbe Stunde in dichtem Qualm.
Gerd wollte aber nicht aufgeben und so flogen Anzünder und schlussendlich sogar Lampenöl ins Feuer, aber es half nichts. Das Holz brannte nur kurz und ging dann aus. Irgendjemand hatte definitiv etwas dagegen, dass wir grillieren!
Frustriert ging Gerd in die Küche, um das Fleisch in der Pfanne auf dem Gasherd zu braten. Aber oh, was war das
? Offensichtlich war die Gasflasche für Herd und Kühlschrank leer und somit auch kein Braten auf dem Gasherd möglich
. So holten wir unseren guten Campingkocher aus dem Hilux und nach fast zwei Stunden konnten wir endlich zu Abend essen.
Camping ist stressig ! Wir entflohen dem Campingstress mit dem Fotografieren von Sternspuren bei einem leckeren Glas Wein und liessen diesen fantastischen Tag langsam zu Ende gehen.
Highlight des Tages: das schöne Morgenlicht in den Dünen
Namib Rand – Sossusvlei
Wir standen wieder um 5:30 Uhr auf, denn im Osten deutete sich ein weiterer wunderbarer Morgen an. Wir fuhren zur Düne und wanderten ein wenig auf Motivsuche umher. Dieses einzigartige Namibia Licht und die Farbenpracht der roten Dünen im grünen Gras unter einem stahlblauen Himmel ist kaum mit Worten zu beschreiben.
Lassen wir also besser die Fotos sprechen
Die Zeit verging wie im Fluge und wir sahen immer mehr Details. Viele Spuren überzogen den Sand von Vögeln, Klopfkäfern, Füchsen und Antilopen. In den hohen Gräsern gab es einige für Sandra hässliche und für Gerd sehr schöne Wespenspinnen (Argiope australis), denen er sich ausgiebig widmete.
Gegen acht Uhr waren wir zurück am Haus und Gerd pumpte mit dem Kompressor die Reifen wieder auf 2.1 Bar auf, während Sandra die Sachen
packte und das Frühstück vorbereitete. Wir mussten für unser Ei, Speck und Würstchen wieder unseren Gaskocher nehmen, aber was das war ja kein Problem. Wir frühstückten gemütlich und hörten dann auch schon Ricardo kommen. Die Zeit des Abschieds nahte! Wie schade, es ist immer wieder so eine schöne Zeit im Hideout und der Abschied fällt uns stets schwer. Wir werden bestimmt nochmal zurück kehren – es ist einfach ein magischer Ort.
Eine kurze Plauderei mit Ricardo – er bekam natürlich auch einen grosszügen Tip – und wir machten uns auf den kurzen, 110 km langen, Weg Richtung Sesriem.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Was wir in der grossartigen Wüste in den Sossusvlei Dünen erlebten, könnt Ihr im nächsten Kapitel lesen.
