Wir nahmen uns im Laufe der zwei Wochen auf der Osterinsel viel Zeit, um die zahlreichen Zeremonien-Anlagen und Moais zu besichtigen, aber trotzdem konnten wir nur an der Oberfläche kratzen. Es war jedes Mal wieder aufs Neue faszinierend, die Moais zu finden und zu betrachten. Und jedes Mal fragten wir uns, was sie wohl für Geschichten zu erzählen haben. Die Atmosphäre war immer mystisch und geheimnisvoll und oft schaute ich in dieser Stille, die lediglich durch den Wind unterbrochen wurde, einfach nur in die steinernen Gesichter und fragte mich, was sie alles gesehen haben. Diese eigenartige, mitunter düstere Stimmung gehört zur Osterinsel einfach dazu!
Nachfolgend seht Ihr einige Fotos der Anlagen mit Beschreibungen, was zumindest heute über die Moais bekannt ist.
′Orongo
Direkt auf dem Kraterrand des 320 Meter hohen Rano Kau befindet sich eine der bedeutendsten Zeremonien-Anlagen der Osterinsel: ′Orongo. Der Name leitet sich ab vom Wort Rongo, das überall in Polynesien verwendet wird und stets im Zusammenhang mit göttlichen Tänzen und Gesang steht. Hier hoch oben auf dem Vulkan wurden die Vogelkult Zeremonien abgehalten und es heisst, dass die letzte im Jahr 1862 stattfand. Die Ernennung des neuen Vogelmannes war die bedeutendste und wichtigste Zeremonie auf der Osterinsel, der selbst Stammesfehden untergeordnet wurde. Sie begann, wenn auf dem vorgelagerten Felsplateau Motu Nui das erste Ei, das von einer Russ-Seeschwalbe gelegt wurde, gefunden wurde. Dazu schwammen die Ureinwohner auf die Insel, kletterten die steile Küste hoch und harrten so lange aus, bis die Schwalben das erste Ei legten. Der erste, der unbeschadet und unverletzt von der gefährlichen Mission mit dem Ei zurückkehrte, war der neue Vogelmann, der nun ein Jahr lang in völliger Abgeschiedenheit leben musste, aber dennoch viele Privilegien genoss.
Heute sind von der Kultstätte noch die Überreste der Steinhäuser zu sehen, aber weitaus beeindruckender sind die zahlreichen Felsgravuren, die Petroglyphen. Sie zeigen unter anderem den Vogelmann, Vögel und Schiffe.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Tepeu
Diese Zeremonien-Anlage befindet sich an der Westküste und ist bewusst nicht restauriert, um den Besuchern zu zeigen, wie man die Moais vorgefunden hat. Man findet dort einen gut erhaltenen Moai Kopf und eine eingebrochene Steinwand der Zeremonienplattform. Die Steinwand wurde allerdings in neuerer Zeit beschädigt, als die Archäologen um Theo Heyerdahl etwas zu euphorisch gruben... Weiter nördlich findet man ein rund 40 Meter langes Paenga Haus, das zu den grössten der ganzen Osterinsel gehört hat.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Akahanga

Diese Ahu Anlage befindet sich an der Südküste und man kann dort umgestürzte Moai, Pukaos (Hüte) und vollständig erhaltene Moais besichtigen, die oft auf dem Rücken liegen und in den Himmel schauen. Diese Plattform wird als 'Plattform des Königs' bezeichnet und man geht davon aus, dass der legendäre König Hotu Matuá hier oder in der Nähe bestattet wurde. Dieser bedeutende König gilt als Gründungsvater der Insulaner, der in allen Überlieferungen immer wieder vorkam. Es gibt verschiedene Legenden, wer dieser König war und woher er stammte, aber alle erzählen, dass er in Anakena an Land gegangen war. So schön wie all diese Legenden sind, aber man geht heute davon aus, dass es in der Tat Legenden sind und es den König so nie gab. Archäologisch konnte man seine Existenz allerdings nie nachweisen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Akapu, Ahu Vai Mata & Ahu Ure Uranga Te Mahina
Es gibt einige gut erhaltene und auch restaurierte Moais, von denen man nichts näheres weiss und der einzelne Moai von Ahu Akapu gehört ebenso dazu wie der unbekannte liegende Moai und Ahu Ure Uranga Te Mahina sowie Ahu Vai Mata.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Hanga Te′e Vaihu
Diese Zeremonien-Anlage wird von jeder Touristengruppe auf dem Weg nach Rano Raraku besucht und besteht aus acht gefallenen Moai und vielen nicht restaurierten Pukao (Hüten). Vor der Anlage befindet sich ein Steinkreis, in dem der Überlieferung nach Gedenk-Rituale abgehalten wurden.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Te Pitu Kura & Te Pito Te Henua
In dieser Zeremonien-Anlage befindet sich der Moai Paro, der umgestossen auf seinem Gesicht auf der Plattform liegt. Er ist mit 9,80 Meter der grösste Moai, der je auf der Insel transportiert und aufgestellt wurde! Er wiegt 82 Tonnen und wurde aus dem rund sechs Kilometer entfernten Rano Raraku hergeschafft. Sein zwei Meter hoher Pukao (Hut) liegt direkt daneben – er wiegt 11,5 Tonnen und wurde aus dem 18 Kilometer entfernten Krater Puna Pau transportiert! Wahre Wunderleistungen.
Unweit von Paro findet man eine kleine Anlage mit einem glatt geschliffenen runden Stein, der rund 80 Zentimeter Durchmesser und den Namen Te Pito Te Henua hat. Er wird auch 'Nabel der Welt' genannt, weil er magische Kräfte haben soll. Das Besondere ist, dass er eine hohe Dichte an vulkanischen Eiseneinschlüssen hat, die sogar eine Kompassnadel beeinflussen.
Allerdings ist die Anlage so wie sie heute aussieht von den Inselbewohnern geschaffen worden. Der Steinkreis und die vier kleineren Steine wurden so gestaltet und sind nicht so vorgefunden worden. Auf der Reisebericht Seite der Osterinsel Freunde von 1976 sieht man noch ein Foto, wie der Nabel der Welt ursprünglich aussah.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Nau Nau & Ahu Ature Huki
Diese beiden markanten Anlagen befinden sich an einem der zwei Sandstrände der Osterinsel, am Anakena Beach. Ahu Nau Nau gilt als schönste Anlage der Insel, was nicht zuletzt wohl an der Lage am weissen Sandstrand liegt. Sieben Moai, davon vier mit Hüten (Pukao) stehen auf der rund 60 Meter langen Plattform, die 1978 restauriert wurde. Sie sind sehr gut erhalten, da sie lange Zeit unter Sand begraben waren und somit nicht so stark verwitterten wie die anderen Moai.
Etwas abseits steht ein grosser, einsamer Moai – der Ahu Ature Huki. Er wurde 1956 im Rahmen der Forschungen von Thor Heyerdahl in einem Experiment von 12 Osterinsel Bewohnern in 18 Tagen wieder aufgerichtet.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Akivi & Ahu Huri A Urenga
Sieben Moai stehen auf der 70 Meter langen Plattform des Ahu Akivi, die ungewöhnlicherweise nicht an der Küste, sondern im Landesinneren und noch dazu in West/Ost Ausrichtung aufgebaut wurde. Es wird angenommen, dass die Anlage eine astronomische Bedeutung hat, da die Tage im Frühling und Herbst gleich lang sind, wenn die Sonne genau im Rücken der Moai aufgeht. Interessant ist auch, dass die Rampe der Plattform die einzige ist, die nicht mit Steinen errichtet worden ist, die von der Osterinsel stammen. Es sind Balaststeine von einem Schiff aus dem 19. Jahrhundert!
Der zweite bekannte Moai, der sich im Landesinneren befindet ist der Ahu Huri A Urenga, der sich ganz allein auf der Plattfarm befindet und als Besonderheit vier Hände vorn am Bauch aufweist. Die Archäologen haben dafür nie eine Erklärung finden können. Ebenso wie Ahu Akivi ist die Anlage astronomisch zur Ermittlung der Wintersonnenwende ausgerichtet.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Riata, Ahu One Makihi, Ahu Oroi & Ahu Ra′ ai
Der kleine Moai Riata mit dem dicken Bauch befindet sich in Hanga Roa am Fischerhafen und wurde 1998 restauriert. Wir fanden den kleinen Dickie richtig niedlich! An der Plattform direkt am Meer kann man gut sehen, wie die Zeremonien-Anlagen aufgebaut waren.
Ahu One Makihi ist von daher beachtenswert, dass sich an der Plattform eine Schmuckverzierung aus rotem Gestein des Puna Pau befindet, die man sonst so nirgends findet. Bemerkenswert ist auch, dass hier die Moais auf den Rücken umgestürzt worden sind und nicht wie sonst auf den Bauch, damit sie nicht mehr in den Himmel schauen können. In der Nähe kann man den umgestürzten Ahu Oroi finden.
Auf dem Ahu Ra′ ai steht ausnahmsweise kein Moai und man nimmt an, dass es eine Art Observatorium zur Bestimmung der Sommersonnenwende war. Von dort aus geht die Sonne zur Sommersonnenwende genau über dem Poike Krater auf und ausserdem bedeutet Ra′ ai in Rapanui Sonne. Die Anlage hat einige sehr schöne Petroglyphen, die unter anderem den Aku Aku Geist zeigen. Neben den Petroglyphen stehen die Überreste eines Tupa, was eine Art Beobachtungsturm war.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Vinapu
Die Doppel-Anlage Ahu Vinapu O Tahiri besteht aus Vinapu I und Vinapu II und befindet sich südlich von Hanga Roa. Vinapu I ist beachtliche 80 Meter lang und die Mauer ist exakt bearbeitet, so dass es kaum Zwischenräume gibt. Insgesamt gab es in beiden Anlagen sieben Moai, die allesamt umgestürzt wurden. Ihre verwitterten Reste und die Pukaos kann man immer noch gut sehen, doch sind sie heute wie viele andere Figuren zu ihrem Schutz umzäunt.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ahu Hanga Hahave & Ahu Poukura
Ahu Hanga Hahave haben wir auf dem Weg nach Ahu Poukura gefunden und haben dabei Ahu Poukura verpasst! Sachen passieren... Hahave ist aber dennoch interessant, weil die Steinmauer noch weitesgehend intakt ist und die Steinquader sehr exakt angepasst wurden. Auf der anderen Seite liegt ein umgestürzter Moai.
Tja, und dann habe ich noch dieses eine Foto von den drei umgestürzten Moai, von denen wir dachten, sie gehörten zu Ahu Poukura. Sicher sind wir uns aber nicht mehr und es bleibt bei der Vermutung.

