Weiter nach Keetmanshoop – das grosse Trauma!

Heute war der grosse Tag des Champions League Finales zwischen meinem Verein Bayern München und dem FC Chelsea. Ich war schon ziemlich aufgeregt und spürte die Kälte kaum, als wir heute etwas früher zu den Dünen laufen mussten, die wir uns für den Morgen ausgesucht hatten. Wir nahmen unsere Stirnlampen und wanderten durch die herrlich kühle Morgenluft. Der Mond war gerade aufgegangen und stand als schmale Sichel über den Akazienbäumen. Fabelhaft! Wir fingen an, zu fotografieren und wanderten zu den Dünen bis die Sonne aufging. Das Gras nahm eine herrlich warme Farbe an und sah herrlich aus gegen den blauen Himmel.
Die Vögel erwachten langsam und flogen aus ihren grossen Webervogelnestern in die Akazienbäume. Wir wanderten langsam zurück zum Haus, packten unsere restlichen Sachen und gingen ins Haupthaus zum Frühstück. Wir wurden von Cilas freundlich begrüsst und unterhielten uns über unsere Sternenfotografie der vergangenen Nacht. Wir frühstückten, zahlten die Rechnung und dankten dem ganzen Team für seine Freundlichkeit und das grosszügiges Entgegenkommen, bevor wir uns auf den 250 km langen Weg nach Keetmanshoop machten.
Kurz bevor wir das Gate erreichten, trafen wir auf die vier Giraffen, die hier auf das Farmgelände gezügelt wurden. Sie standen alle völlig still und schauten uns neugierig an. Wir konnten diesem Anblick nicht widerstehen und machten ein paar Fotos von den hübschen Tieren, obwohl das Licht schon sehr hart war.
Wir machten einen Halt im Supermarkt von Mariental wo wir Wein, viel Wasser, Getränke und ein paar Kekse kauften. Die Fahrt weiter nach Keetmanshoop ist ziemlich langweilig und wir waren froh, als wir den Abzweig Richtung Köcherbaumwald nach zwei Stunden Fahrt endlich erreichten. Wir hatten drei Nächte im Mesosaurus Fossile Site Camp reserviert, aber ich hatte eine Nacht in Keetmanshoop umgebucht, als Bayern das Finale erreichte, so dass ich das Spiel sehen konnte. So fuhren wir also die 40 km bis Mesosaurus, wo wir von Giel, einem sehr netten älteren Herren, empfangen wurden. Er führt das Camp und ist auch noch Guide für die Fossilien auf der Farm.
Wir erklärten, dass wir nur in das Chalet einziehen und etwas Gepäck da lassen würden und dann nach Keetmanshoop zurück fahren würden, um das Fussballspiel ansehen zu können
. Er lachte herzlich und hatte durchaus dafür Verständnis
! So brachten wir eine Tasche und die meisten unserer Einkäufe in das Chalet und fuhren zurück nach Keetmanshoop,
wo wir eine Weile nach unserem Hotel Bird′s Mansion suchen mussten. Wir fanden es schliesslich, checkten ein und bestellten Pizza zum Mittagessen.
Es war nun schon ziemlich spät und die Pizza dauerte sehr lang und so mussten wir uns beeilen, um rechtzeitig zum schönen Licht am Garas Köcherbaumwald anzukommen. Dieser Köcherbaumwald liegt 20 km nördlich von Keetmanshoop und ist nicht so überlaufen wie der Bekanntere auf der Nolte Farm. Wir zahlten die Eintrittsgebühr für heute und morgen und erkundeten das kleine, aber feine Gebiet. Köcherbäume sind faszinierend andere Bäume und sie sahen im warmen Nachmittagslicht grossartig aus.
Einige Bäume blühten und die gelben Blüten hoben sich wunderschön gegen den tief blauen Himmel ab. Wir machten Fotos, bis nach Sonnenuntergang die Dunkelheit herein brach und fuhren zurück ins Hotel nach Keetmanshoop.
Ich schrieb am Reisebericht und wir warteten darauf, dass das grosse Endspiel beginnen würde. Als Anstosszeit war, konnten wir den Sender, der das Spiel übertrug, auf unserem TV nicht sehen und wir gingen hinunter in den Conference Room – aber auch dort war das Spiel nicht zu sehen
Die Mädls vom Hotel waren aber sofort mehr als hilfsbereit (ich sah wahrscheinlich tief verzweifelt aus
): sie schauten nach, auf welchem Programm das Spiel gezeigt wurde und stellten den Sender sogar auf unserem Zimmer ein! Ich freute mich sehr und schaute bei einer Flasche Wein mit Spannung das Spiel. Leider ging es so gar nicht wie erträumt aus und nach einem heftigem Nervenkrimi verlor Bayern zu meinem grossen Entsetzen unser 'Finale dahoam' im Elfmeterschiessen! Ich war entsetzt und unendlich traurig – ein letzter Trostwein und ein paar Stunden Schlaf liessen mich dieses Fussballdrama ein wenig verdrängen.
Highlight des Tages: (irgendwie leider ) der Köcherbaumwald
Der Rausch der Köcherbäume geht weiter 
Heute morgen war es wirklich hart, nach dem verlorenen Finale und einer kurzen Nacht um fünf Uhr mit immer noch verquollenen Augen aufzustehen . Aber den Sonnenaufgang wollten wir auf keinen Fall verpassen und fuhren hinaus nach Garas, wo wir ganz alleine den aufwachenden Tag geniessen konnten. Die Köcherbäume wachsen dort an den Seiten der Hügel und es war nicht so einfach, einen geeigneten Standpunkt für Vor-Sonnenaufgangsfotos zu finden. Es gelangen mir jedoch einige Aufnahmen und war fasziniert, als die Sonne dann aufging und die Köcherbäume in dem orange farbenen Licht geradezu zu glühen schienen. Es sind einfach so wundervolle Bäume!
Wir kehrten zum Hotel zurück und holten eine Stunde Schlaf nach, bevor wir zum Frühstück gingen. Es war etwas ungewöhnlich, dass wir die einzigen Übernachtungsgäste waren und das Hotelpersonal doch das ganze Frühstücksprogramm aufbot: Müsli, frische Früchte, Aufschnitt, Käsebällchen, Joghurt, verschiedene Arten Brot, Kaffee, Tee und Eierspeisen konnten extra in der Küche bestellt werden. Wir nahmen ein Omelette mit Käse, Tomate und Schinken und ein Sunrise Toast, das eigentlich nur eine Scheibe Toast mit einem Loch in der Mitte war, wo sich das Spiegelei befand &ndash, es sah eben aus wie eine Sonne
Wir zahlten die Rechnung, dankten den Mädls nochmals für ihre freundliche Unterstützung gestern und liessen ihnen ein grosszügiges Trinkgeld da – das haben sie sich wirklich verdient! Wir betankten den Hilux bevor wir nach Mesosaurus fuhren und fanden, dass er nicht allzu durstig war. Wir tankten 73 Liter Diesel und waren 650 km gefahren – nicht schlecht! In Mesosaurus wurden wir wieder freundlich von Giel empfangen und wir konnten beide dem Klub der 'Sportsfreunde, die ein Finale verloren' beitreten – sein Rugby Verein hatte gestern auch ein Endspiel verloren
! Die Chalets auf Mesosaurus sind klein, aber gemütlich mit zwei Einzelbetten, einem Tisch, zwei Stühlen und einem Badezimmer. Es gibt weder Strom noch Handyempfang – zwei ruhige Tage lagen vor uns! Hendrik, Giel′s Sohn bereitet am Abend heisses Wasser für die Dusche zu und ist auch für das Abendessen zuständig, das in einer kleinen Lounge neben unserem Chalet zubereitet wird. Es gibt insgesamt vier Chalets hier sowie das Bush Camp, das sich einige Kilometer entfernt befindet. Uns gefällt es hier sehr gut – es ist sehr persönlich, ruhig und Giel und Hendrik sind beide sehr herzliche, freundliche Leute.
Wir waren immer noch müde und schliefen ein Stündchen in unserem gemütlichen Chalet, bevor wir eine Kleinigkeit zu Mittag assen. Das waren eigentlich die Reste der Pizza von gestern, die uns die freundliche Lady in einer Box eingepackt hatte . Ich wachte auf und ging nach draussen, wo ich zu meiner grossen Freude einen Bergsteinschmätzer (Oenanthe monticola) auf dem Lenkrad im Hilux sitzend vorfand!
Wir hatten die Fenster ein klein wenig offen gelassen, aber offensichtlich weit genug, damit der neugierige kleine Kerl reinschlüpfen konnte. Nun war er wohl ziemlich beeindruckt davon, in einem Hilux zu sein und hat einige Häufchen hinterlassen
. Ich liess ihn durch eine offene Tür ausfliegen und schaute mich nach einem Lappen zur Säuberung um. Hendrik war gerade dabei, eins der Chalets zu säubern und wir gingen hinüber, um uns vorzustellen und unser Problem zu schildern.
Er lachte lauthals (das machen die Jungs wohl öfter
)und gab uns einen Lappen, mit dem wir das Autoinnere vom Vogelkot befreien konnten, während der kleine Kerl auf dem Dach sass und fröhlich vor sich hin trällerte!
Giel sagte, wir könnten den 4x4 track als Rundkurs selber fahren und so zogen wir nach dem Mittagessen los. Und was soll ich sagen: es ist einfach nur wundervoll hier! Es ist die Gegend, mit der höchsten Dichte an Köcherbäumen und das ist definitiv richtig – es gibt hier so viele attraktive Köcherbäume, dass wir eine Woche bleiben könnten! Ich habe noch im Ohr, dass einige Leute meinten, sie wüssten nicht, was sie drei Tage in Keetmanshoop machen wollten – nun, wir haben damit so gar kein Problem und es ist eher zu kurz! Der 4x4 Trail war teilweise sehr steinig, aber unser starker Hilux (und ich
) bewältigten den Track gut. Am Ende gab es ein sandiges Flussbett, das etwas schwierig zu passieren war, da die Wegspuren teilweise nicht mehr sichtbar waren. So fuhr ich einfach drauf los und hoffte darauf, den richtigen Weg zu treffen und ich hatte in der Tat Glück
.
Leider sind die besten Locations für Sonnenauf- und -untergang zu weit entfernt und ich möchte diesen Track wirklich nicht in der Dunkelheit befahren
.
Wir trafen Giel um halb vier Uhr und fuhren den kurzen Weg auf der anderen Seite der Strasse zu der Stelle, wo die Fossilien sind. Giel ist ein sehr netter und gut gelaunter Mann und er erklärte uns den Mesosaurus sogar auf Deutsch! Er, oder eigentlich sein Sohn Hendrik, fand die Fossilien durch Zufall, als er auf der Farm arbeitete und Hendrik währenddessen mit den Steinen spielte. Giel öffnete einen der Steine und fand eine sehr gut erhaltene Fossilie vom Mesosaurus, die 270 Millionen Jahre alt war. Die Knochen, Rippen, Finger und sogar das Rückenmark waren noch deutlich sichtbar. In dieser Gegend der Farm gibt es noch zahlreiche Fossilien zu entdecken und
Wissenschaftler aus Europa und Südafrika besuchen Giel regelmässig.
Nach einer gebührenden Bewunderung der Fossilien, fuhren wir ein paar Kilometer weiter bis wir eine Stelle mit wunderschönen Köcherbäumen erreichten. Giel sagte, es würde rund 5000 Köcherbäume auf seiner Farm geben. Wir parkierten die Autos und Giel zeigte uns, wie man auf den braunen alten Steinen Musik machen kann und spielte 'Bruder Jakob' sowie die südafrikanische Nationalhymne
. Er verliess uns danach und wir begannen, Fotos der Köcherbäume im Abendlicht zu machen. Es gibt hier einfach unendlich viele Möglichkeiten für schöne Fotos und ein Baum ist schöner als der andere!
Wir warteten bis es dunkel war und bereiteten die Kamera für Sternspurfotos vor. Wir liessen sie eine knappe Stunde laufen und fuhren zurück zum Chalet, wo Hendrik bereits mit dem Dinner auf uns wartete. Er hatte Kudu Würste und Schafkotellets auf dem offenen Feuer gegrillt und dazu gab es Nudeln, Griechischen Salat und frische Brötchen. Dazu nahmen wir ein Glas Wein und genossen das Abendessen trotz der Kälte. Ja, es war wirklich richtig kalt, der Wind blies ziemlich stark und die Temperatur dazu war sicher deutlich unter 10 Grad! Hendrik fuhr bald darauf zum Haus zurück, da er heute auf das Baby aufpassen musste und wir wärmten uns noch ein wenig am Feuer. Ich war dann noch so tapfer und duschte bei der Kälte und wir gingen früh zu Bett. Nicht nur, weil wir wieder um 5 Uhr aufstehen wollten, sondern auch weil es im Bett so schön warm und kuschelig war!
Highlight des Tages: der Abend im Köcherbaumwald
Der Rausch der Köcherbäume geht weiter 


Der Wecker klingelte um fünf Uhr und schälten uns aus den warmen Federn. Es war nun wirklich sehr kalt, es muss um den Gefrierpunkt herum gewesen sein und wir zogen alle warmen Kleidungsstücke an, die wir hatten. Wir fuhren hinaus zum Bushcamp und von da aus noch ein paar hundert Meter weiter den 4x4 Track entlang, bis wir einen Ort mit vielen Köcherbäumen erreichten. Das sanfte Morgenlicht vor Sonnenaufgang war fantastisch und wir hatten viel Spass beim Fotografieren, trotz der Kälte. Die unglaubliche Anzahl an Köcherbäumen war überwältigend und es war fast schon schwierig, sich auf eine Bildkomposition zu konzentrieren. Wir genossen die Zeit des Sonnenaufgangs aus vollen Zügen und fuhren um halb acht Uhr zurück zum Chalet zum Frühstück. Hendrik war schon da und begrüsste uns mit einer schönen heissen Tasse Kaffee, die wir sehr gern entgegen nahmen. Es war immer noch sehr kalt, aber die Luft erwärmte sich langsam in der Sonne.
Hendrik bereitete uns ein leckeres Omelette mit Käse und Schinken zu, dazu gab es Cornflakes, Toast, Joghurt und Früchte. Alles war perfekt und wir waren ziemlich froh, diese Unterkunft ausgewählt zu haben – sonst hätten wir nicht zuletzt diese netten Menschen nie kennen gelernt
.
Nach dem Frühstück unterhielten wir uns noch eine Weile mit Hendrik über das Leben in Namibia und der Schweiz und holten ein wenig Schlaf nach, bevor wir Giel in seinem Haus besuchten. Aus unerklärlichen Gründen war mein Laptop Akku leer und wir fragten ihn, ob wir ihn bei ihm kurz laden könnten. Er sagte, kein Problem und wir fuhren auf die andere Seite zum Haus von Hendrik, wo wir seine Frau Linn und seine beiden kleinen Söhne trafen. Linn war sehr hilfsbereit und trug meinen Laptop in die Küche, wo er laden konnte, während sie uns eine Farmführung anbot. Sie hoffte, uns die Erdhörnchen zeigen zu können, aber es war ihnen offensichtlich zu kalt und sie verschwanden alle in ihren Löchern.
Wir hatten kein Glück, dankten ihr aber für ihre Hilfe und fuhren zurück zu der Stelle, wo die Fossilie mit den hübschen Füssen lag und machten noch ein paar Fotos. Zurück am Chalet, assen wir in der warmen Sonne eine Kleinigkeit zu Mittag und fuhren nochmals den 4x4 Trail, nachdem wir unseren Laptop wieder abgeholt hatten. Wir liessen uns diesmal viel Zeit, machten ein paar Fotos und genossen die Landschaft mit den Köcherbäumen. Die Flusskreuzung war diesmal kein Problem und wir fuhren hinüber auf die andere Seite für den Sonnenuntergang.
Die Köcherbäume sahen fantastisch aus und wir genossen diese fantastische Stimmung in der Einsamkeit der afrikanischen Steppe ein weiteres Mal, bis die Sonne schliesslich unterging.
Wie schon gestern, blieben wir bis es dunkel war und machten Fotos für Sternspuren und von der Milchstrasse. Nach einer guten Stunde fuhren wir zurück und Hendrik war bereits mit dem Abendessen parat. Linn hatte Lamm mit Gemüse gemacht, das in einem Pot über dem Feuer gegart wird und sehr sehr lecker und zart war.
Heute Abend war es nicht ganz so kalt und wir sassen noch einige Zeit am Feuer, bevor auch dieser Tag zu Ende ging.
Highlight des Tages: Köcherbaumrausch!
Weiter zum Oranje River – Grün, Grün, Grün!

Irgendwie starten die Tage hier immer gleich: es war eiskalt und wir standen um fünf Uhr auf, um zu den Köcherbäumen zu fahren. Als wir in der Gegend ankamen, die wir gestern angepeilt hatten, konnten wir schon einige Köcherbäume gegen den roten Himmel ausmachen. Der Himmel war heute nicht ganz so schön wie die Tage zuvor, da es bewölkt war, doch am Ende war dies ein Vorteil, als die Wolken die Farben des Sonnenaufgangs annahmen. Ich erkundete einen Teil abseits der Pad und sie stellte sich als wahrer Spielplatz heraus: lebendige und tote Köcherbäume inmitten von Felsen, die aussahen wie Bauklötze, die von einem Riesen dort zum Spielen aufgebaut wurden – wunderbare Fotomotive. Wir verbrachten eine Stunde in diesem magischen Wunderland und fuhren dann zurück zum Chalet. Wir waren heute etwas früher dran und packten erst unsere Sachen zusammen, damit wir direkt nach dem Frühstück losfahren konnten. Hendrik war schon da und bot uns einen sehr willkommenen heissen Kaffee an. Es war heute trotz des Windes deutlich wärmer und wir konnten das Frühstück richtig in der Sonne geniessen bevor wir die Rechnung zahlten, uns herzlich von Hendrik verabschiedeten und uns auf den Weg nach Keetmanshoop machten.
Im nächsten Kapitel könnt Ihr über unsere Erlebnisse am herrlich grünen Oranje River lesen.
