Anreise nach Irland über Fontainebleau in Frankreich
27. Juni - 4. Juli 2022
Am 27. Juni ging es endlich los und am Vormittag machte ich mich mit Auto und E-Bike, das für die lange Reise in einer Fahrradhülle von ProBikeTool zum Schutz vor Regen und Witterung gut verpackt war, auf den Weg nach Frankreich. Das Bikecover hatte mir schon während der Reise auf die Kanaren gute Dienste geleistet und auch an diesem Abreisetag regnete es hin und wieder und das Bike war gut geschützt. Die erste Panne hatte ich leider schon bei Mulhouse, als sich das Bike aus der Halterung vom Thule Träger löste, aber zum Glück hielten die Schlösser und die Zuggurte das Bike auf dem Träger bis ich auf dem Pannenstreifen anhalten konnte. Kein guter Start
!
Ich fuhr die 530 Kilometer nach Saint-Fargeau-Ponthierry, das südlich von Paris in der Nähe von Fontainebleau liegt, mit einem Tank- und Einkaufstop in Chaumont in rund sieben Stunden über mautfreie Strassen. Dort hatte ich für zwei Nächte ein Zimmer im Kyriad Saint-Fargeau-Ponthierry * gebucht. Die Zimmer der Kyriad Kette sind normale Standardzimmer ohne grossen Schnickschnack mit Fernseher, Klimaanlage, Wasserkocher, gutem WiFi und einem modernisiertem Bad mit schöner Dusche. Einzig der Teppich im Zimmer sagte mir nicht zu – da bekomme ich schon vom Anschauen eine Allergie !
Nach der langen Fahrt machte ich einen kurzen Spaziergang bis an die Seine und liess den Tag dann ausklingen.
Tour mit dem E-Bike an der Seine entlang nach Château Fontainebleau
Ich hatte ohne Frühstück gebucht und versorgte mich selber mit einem Pain au Chocolat, Obst und Milchkaffee. Danach machte ich mit meinem Bike eine Tour an der Seine entlang bis zum Château Fontainebleau. Von der Seine hab ich allerdings nicht viel gesehen, da die Tour sehr viel durch Wald ging und auch die dem Fluss zugewandte Seite mit Bäumen bewachsen war, die kaum einen Blick auf die Seine erlaubten und man nur Bäume vor der Sicht hatte. Schade !
Es war ein schöner, nicht zu heisser, sonniger Tag und bei Bois-le-Roi bis nach Samois-sur-Seine verwunderten mich die wie verwunschene Hexenhäuschen wirkende Villen. Eine davon heisst 'La Jeannette' und wurde vom Architekten Louis Périn zwischen 1905 und 1909 erbaut. Wie ich später herausfand, sind diese Villen – Les Affolantes genannt – Ferienhäuser aus der Belle Epoque und wurde von reichen Industriellen und Kaufleuten aus Melun und Paris zur Erholung an den Wochenenden und in den Ferien bewohnt. Die auffälligen Villen zeichnen sich durch ihre Grösse, Höhe, den mittelalterlichen Türmchen, riesigen Dächern und falschem Fachwerk aus – verrückt halt, wie schon das französische Wort affolante verrät .
Schliesslich erreichte ich Fontainbleau und konnte den ersten Blick auf das pompöse Schloss und die Gartenanlage werfen. Ich war beeindruckt – das Schloss gehört seit 1981 zum UNESCO Weltkulturerbe und soll 1.200 Zimmer haben ! Erbaut wurde es zum ersten Mal im 13. Jahrhundert und die heutige Form des Schlosses im Renaissancestil erfolgte ab dem Jahr 1528. Die Könige Heinrich IV., Ludwig XIII. Und Ludwig XIV. Bauten es mehrfach um und letzterer liess den Garten mit dem grossen Kanal anlegen.

Ich machte hier eine längere Pause mit Picknick und fotografierte das Schloss. Mal sehen, ob ich es mir auf der Rückfahrt nochmal intensiver ansehen werde; es soll innen spektakulär sein.
Heute reichte es nur für aussen und ich fuhr auf dem Rückweg zur Vorderseite. Auf der Rundtreppe vor dem Eingang fand gerade eine Zeremonie für die Abschlussklasse der INSEAD MBA Klasse von 2022 statt, die am Ende ganz klassisch für ein Foto ihre Hüte in die Luft warfen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ich fuhr dann überwiegend durch eintönigen Wald wieder zurück ins Kyriad und genoss noch die warme Abendsonne bei einem Glas Wein.
Fahrt zur Fähre nach Cherbourg
Nach meinem Frühstück machte ich mich auf die knapp 400 km lange Fahrt nach Cherbourg und benötigte dafür auf guten, zweispurigen mautfreien Strassen 4,5 Stunden. Zum Glück hatte ich diesmal kein Problem mit dem Thule !
In Cherbourg tankte ich nochmal voll und fuhr dann zu einem Strand, wo ich eine Stunde entspannte, bevor ich zum Hafen in die Spur für die Stena Line einlenkte. Das Einchecken dauerte recht lang und ich nutzte die Zeit, um die
Scheinwerferadapter am Clio anzubringen, damit in Irland die Linkslenker nicht von mir geblendet werden. So weit ich weiss, wird zumindest in UK das Nichtanbringen der Adapter bei Kontrollen sogar gebüsst.
Beim Check-in erhielt ich gleich die Karte für die Kabine sowie den Voucher fürs Frühstück. Danach gab es gleich die nächste Schlange für die Passkontrolle und dann war es immer noch nicht gut und vor der Fähre wurde nochmals das Ticket gescannt . Es war ein langsames Stop and Go, was aber den Ukrainer, der hinter mir fuhr, überfordern zu schien, denn er fuhr mir
tatsächlich hinten rechts auf den Clio
! Was für ein Idiot
. Ich kontrollierte den Fahrradträger auf Funktionaliät von Licht und Blinker und rückte ihn wieder in eine gerade Position. Es gab weder am
Fahrradträger noch an meinem Auto einen offensichtlichen Schaden... Er hatte einen hübschen Kratzer in der Stossstange, aber das war mir herzlich egal
.
Endlich konnte ich den Clio über eine sehr steile Rampe auf das Oberdeck steuern. Diese Rampe war wesentlich steiler als die der Fähre auf die Kanaren, aber dennoch kein Problem. Dann musste ich rückwärts in die Parkspur einparkieren, was etwas schwierig war, weil ich nur die Aussenspiegel hatte, denn das Bike verdeckt eingepackt den Rückspiegel.
Auf der Stena Horizon hatte ich eine Innenkabine gebucht, die genauso aussah wie die Innenkabine auf der Fähre von Lanzarote nach Cadiz! Ausser, dass es auf der Stena sogar einen Fernseher gab .
Es gab ausserdem freies WiFi, das für Social Media und Mails ausreichend schnell war, zwei Bars, einen Shop und ein Restaurant. Mittlerweile regnete es heftig und ich verzog mich an die Bar, wo ich schnell Anschluss an die Truppe Trucker fand und einen lustigen Abend verbrachte .
Ankunft in Irland und Fahrt nach Wellingtonbridge
Der Regen hatte sich über Nacht verzogen, aber Irland begrüsste mich mit trüben Wetter pünktlich um 14:30 Uhr. Das Ausschiffen in Rosslare war ähnlich mühsam wie das Einschiffen in Cherbourg und es dauerte fast 1,5 Stunden bis ich endlich den Hafen verlassen konnte. Natürlich gehörte ich auf dem Oberdeck zu den letzten, aber es gab auch hier nochmal Pass- und Zollkontrolle, die eine erhebliche Zeit in Anspruch nahm
!
Meine erste Fahrt – im Linksverkehr völlig unproblematisch – führte mich zum Einkaufen zum Lidl nach Wexford. Ich war begeistert über die halb-frischen indischen Curries – kulinarisch war ich in Irland schon mal gerettet
!
Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt erreichte ich meine Unterkunft in der B&B Rivervalley Farmhouse bei Wellingtonbridge im County Wexford. Ich wurde von Anne etwas unterkühlt empfangen, aber sie taute später im Laufe der Zeit noch auf.
Ich hatte ein hübsches Zimmer mit En-suite Bad, doch leider war nur geringer Druck auf der Dusche – fast wie Zuhause . Das war aber das einzige: ansonsten gab es schnelles WiFi, einen Wasserkocher, Kaffee und Milch. Mein Bike konnte ich im Schuppen sicher abstellen.
Ich zog ein und entdeckte zu meinem Entsetzen, dass ich die US Adapter statt der UK Adapter eingepackt hatte , aber Anne half mir über die Tage hier mit einem UK Adapter aus
und später konnte ich an der Tankstelle in Wellingtonbridge den ersten Adapter kaufen.
Das Wetter blieb bedeckt und ich liess den Tag ausklingen.
Ausflug nach Saltee Island zu den Papageitauchern
Nach einer ruhigen Nacht und zwei Tassen Milchkaffee im Bett war es Zeit für mein erstes Full Irish Breakfast ! Ich wurde nicht
enttäuscht und Anne's Frühstück war erste Sahne. Als erstes gab es eine grosse Schale frischen Obstsalat, der super lecker war. Danach folgte der warme Teil mit zwei Würstchen, Schinkenspeck, Tomate, Spiegelei und zwei Mal White Pudding, da ich
auf die blutige Variante Black Pudding
dankend verzichtet hatte. White Pudding besteht aus Schweinefleisch, Rindernierenfett, Brot und Haferflocken und wird wie Wurst gebraten. Dazu gab es frischen Kaffee mit Milch, Orangensaft und Joghurt. Lediglich den Toast habe ich wie immer verschmäht
.
Bereits im Vorfeld meiner Reiseplanung hatte ich mich sehr auf den Ausflug nach Saltee Island gefreut und machte mich nach dem Frühstück im schönsten Sonnenschein auf die rund 25-minütigen Fahrt nach Kilmore Quay. Von dort verkehrt die Fähre 4x am Tag zur vollen Stunde für 30 Euro in rund zwanzig Minuten auf die Greater Saltee Island. Das Ticket kann man online auf der Webseite der Saltee Ferry buchen.
Nach der Fahrt mit der kleinen Fähre für bis zu 12 Personen ankert das Schiff vor der Küste und wir stiegen mit sechs Personen um in ein Dinghy, das uns zum Strand brachte. Da gab es erst mal nasse Füsse und wir wateten einige Meter durch eklige dicke Algen
an den Sandstrand. Aber dass es eine Wet Landing geben würde, wusste ich vorher und hatte mit meinen Sandalen und einem Trockentuch zum Trocknen vorgesorgt
.
Es gibt zwei Saltee Inseln (Irisch: Oileán an tSalainn): Great Saltee, die etwa 89 Hektar gross ist, und Little Saltee mit circa 37 Hektar Grösse. Reste von religiösen Siedlungen beweisen, dass Menschen zwischen 3.500 v. Chr. und 2.000 v. Chr. die Inseln besiedelten. Später beherbergten die Saltee Inseln Normannen, Wikinger, Einsiedler und mittelalterliche Mönche. Zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert dienten sie als Stützpunkt für Schmuggler und Freibeuter. Im Dezember 1943 gingen beide Inseln in den Privatbesitz der Familie Neale, die derzeit
die einzigen Bewohner der Inseln sind.
Kurioserweise gibt es auf der Spitze des Hügels einen Thron, der im 20. Jahrhundert von Michael dem Ersten der Familie Neale hierher gebracht wurde. Er hatte 1920 im Alter von 10 Jahren seiner Mutter geschworen, dass er eines Tages Prinz der Saltee Islands werden würde . 1943 wurde er offiziell Eigentümer der Inseln und widmete den Thron mit einer Inschrift zu Ehren seiner Mutter.
Mittlerweile war es bewölkt und ich eilte den Hügel hoch bis an die Steilküste, wo ich dann zu meiner grossen Freude die ersten Puffins (Papageitaucher, Fratercula Arctica) entdecken konnte. Die niedlichen Vögel mit ihrem herzigen Verhalten eroberten mein Herz wieder mal im Sturm und mir ging das Herz voll auf. Ich fing an zu fotografieren und bemerkte nach etwa 25 Minuten, wie eine Regenwand vom Meer direkt auf die Insel zu kam.
Diashow (Klick für grössere Bilder):So war es dann auch und es schüttete bei starkem Wind dann tatsächlich fast die gesamten 3,5 Stunden auf der Insel, auf der es keine Bäume oder eine Hütte zum Schutz gibt – zum Glück hatte ich meine Regenhose und Regenjacke an und blieb einigermassen trocken. Als es einfach nicht aufhören wollte zu regnen, war ich so enttäuscht, dass ich fast den Tränen nah war. Ich hatte mich doch so auf die Puffins gefreut
! Ich gab anscheinend ein totales Bild des Jammers ab, denn ein netter Ire, der mit seiner Frau an einer etwas windgeschützten Stelle genauso dem Wetter trotzte wie ich, bot mir zum Trost Schokolade und sogar einen Becher Wein an! Da konnte ich wenigstens ein bisschen wieder lächeln
– sehr aufbauend und wir vertrieben uns die Zeit im Regen mit einer netten Unterhaltung.
Gegen drei Uhr gab es eine kurze Regenunterbrechung, aber danach schüttete es ohne Erbarmen weiter. Zu der grossen Basstölpel Kolonie bin ich gar nicht gekommen, konnte aber zumindest noch Tordalke (Razorbill, Alca Torda) beobachten und fotografieren.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Die Wettervorhersage hatte den Dauerregen überhaupt nicht gesehen und auch der Skipper, der uns völlig durchnässt um 16 Uhr wieder abholte, war über dieses Regenwetter überrascht. Auf dem Festland war es wohl nicht ganz so nass gewesen. Und immer, wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen, kommt es doch noch schlimmer: der Motor vom Dinghy verreckte auf halber Strecke zum Boot und wir harrten im strömenden Regen und nassen Füssen vom Waten aus, bis das zweite Dinghy uns zum Boot schleppte.
Ich war froh, als ich wieder in der gemütlichen B&B war und mit Hilfe der Heizung erstmal meine durchnässten Schuhe, Einlagen und Klamotten trocknete. Völlig entmutigt war ich aber nicht und buchte noch auf dem Boot online ein neues Ticket für Sonntag . Auf die süssen Puffins und die beeindruckenden Gannets wollte ich keinesfalls verzichten!
Schönes Licht am Abend gab es nicht und so hielt ich mich warm bei einem Glas Wein.
Hook Head und Tintern Abbey
Nach einem weiteren leckeren ausgiebigen Frühstück fuhr ich zum Hook Head und machte dort eine kurze Wanderung von knapp vier Kilometern.
Das Hook Lighthouse (Irisch: Teach Solais Rinn Duáin) im County Wexford ist einer der ältesten Leuchttürme der Welt und wird 2022 bereits 850 Jahre alt! Bereits im 12. Jahrhundert wird ein Leuchtfeuer auf Hook Head zum ersten Mal erwähnt und im Laufe der Jahrhunderte von Mönchen betrieben, um die Seeleute mit Nebelhörnern vor schlechter Sicht zu warnen. Der Turm ist vier Stockwerke hoch und das Leuchtfeuer wurde von Kohlefeuer über Walöl-Laternen, Gaslicht und Paraffinöl betrieben, bis es schliesslich ab 1972 über Strom lief. 1996 wurde der Leuchtturm auf automatischen Betrieb umgestellt und die letzten Leuchtturmwärter verliessen den Leuchtturm. Seit 2011 läuft nur noch das Leuchtsignal und das Nebelhorn wurde aufgrund der fortgeschrittenen Technologie auf den Schiffen abgestellt.
Es war immerhin schön sonnig und die Wanderung an der schroffen Küste und durch die Weizenfelder recht schön. Der Leuchtturm bildete immer wieder ein schönes Motiv in dieser reizvollen Küstenlandschaft.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Auf dem Rückweg fuhr ich bei der Tintern Abbey (Irisch: Mainistir Thinteirn) vorbei und schaute sie mir von aussen an. Sie ist, wie so viele andere Abteien, nur noch eine Ruine, aber genau das macht auch ihren Reiz aus. Sie wirken irgendwie geheimnisvoll und hüten eine ganze Menge Geschichte.
Das Zisterzienserkloster wurde um das Jahr 1200 herum von William Marshal, dem Earl of Pembroke, gegründet. Er besass das Land aufgrund seiner Heirat mit der irischen Erbin Isabella de Clare. Um die Abtei von ihrer Mutterabteil Tintern Major in Wales zu unterscheiden, wird sie auch als Tintern de Voto bezeichnet. Das Kirchenschiff, die Kanzlei und Kapelle sowie Turm und Kreuzgang stehen noch. Im 16. Jahrhundert wurde die alte Abtei der Familie Colclough zugesprochen und bald darauf wurde die Kirche teilweise in Wohnräume umgewandelt und im Laufe der Jahrhunderte weiter angepasst. Die Familie wohnte dort bis Mitte des 20. Jahrhunderts; seit 1960 wird die Abtei vom irischen Staat verwaltet.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ich lief am Fluss entlang bis zur alten Brücke, von wo man einen schönen Blick auf die alte Abtei und Fluss hat. Von dort aus ist es ein kurzes Stück zur verfallenen Kirche und Friedhof. Sowohl Abtei als auch Kirche schrien geradezu nach einer Schwarzweissentwicklung und ich finde, die Wirkung der Ruinen kommt so richtig gut zur Geltung.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Am Nachmittag machte ich dann eine Tour mit dem Bike bis nach Duncormick und Cullenstown Beach. Die Landschaft ist sehr landwirtschaftlich mit Weizenfeldern und Kuhweiden geprägt und der Strand ist lang und feinsandig, aber nicht sehr spannend. Eine nette gute 40 km lange Tour mit ausreichend sportlicher Bewegung war es aber trotzdem .
Zu meinem Entsetzen schaltete am Bike meine sRam Schaltung nicht mehr sauber in den unteren Gängen und beim letzten Test kurz vor der B&B sprang die Kette im kleinsten Gang sogar ab! Hier machte ich dann das erste Mal Bekanntschaft mit der enormen Hilfsbereitschaft der Iren: ein junger Mann hielt auf der wenig befahrenen Strasse sofort an und eilte herbei. Er scheute weder Mühe noch das Öl an seinen Händen und hatte die Kette bald wieder aufgezogen – vielen Dank dafür ! Anscheinend hat der dämliche Ukrainer vor der Fähre in Frankreich wohl mein Hinterrad getroffen und dabei das Schaltwerk verbogen
– super!!!! Auf dieser Tour ist irgendwie der Wurm drin
! Am Montag wollte ich in der Hoffnung auf eine Reparatur in Dungarvan eine Fahrradwerkstatt anfahren.
Abends sah es zwar nicht optimal aus, aber ich wollte es versuchen und fuhr nochmal zum Hook Head. Aber leider verschwand das Sonnenlicht sehr früh hinter einer dicken Wolkenwand – schade, wäre eine schöne Location mit Potential gewesen . So richtig will das Licht in Irland noch nicht mit mir spielen und es reichte nur für eine Schwarzweiss Version des Hook Lighthouse.

2. Ausflug nach Saltee Island zu Papageitauchern und Basstölpeln
Heute freute ich mich wieder sehr auf meinen zweiten Besuch auf Saltee Island und hatte erneut die Fähre um 12 Uhr gebucht. Das Wetter war heute absolut perfekt: trocken, leichter Wind, ruhige See und überwiegend bedeckter Himmel, der das Beherrschen der Kontraste im Gefieder der Vögel einfacher machte.
Natürlich gab es wieder eine Wet Landing mit Waten in den Algen, aber das kannte ich ja nun schon
. Mit trockenen Füssen und Schuhen eilte ich freudig wieder den Hügel hoch zu den Papageitauchern.
Die Papageitaucher (Puffin, Fratercula Arctica) der Saltee-Inseln kehren jedes Jahr zwischen April und Juli zum Brüten zurück. Hier bauen sie in Erdlöchern, die man überall auf den Hügeln sehen kann, ihre Nester und legen ein einziges Ei, das beide Elternteile etwa fünf bis sechs Wochen lang bebrüten. Nachdem ein Küken geboren ist, füttern seine Eltern es abwechselnd für weitere acht Wochen, um es dann zu verlassen.
Papageitaucher ernähren sich von Sandaalen und anderen kleinen öligen Fischen in den Gewässern rund um die Insel.
Die hübschen Vögel können über 30 Jahre alt werden, paaren sich normalerweise ein Leben lang und kehren Jahr für Jahr in denselben Bau zurück. Papageitaucher sind monogam und eine Studie aus Wales ergab, dass die 'Scheidungsrate' weniger als 8 % beträgt. Sie bleiben normalerweise ein Leben lang mit demselben Partner zusammen und treffen sich jedes Jahr wieder neu auf der Insel.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Dieser Besuch heute war ein voller Erfolg, auch wenn zu meiner Überraschung in den zwei Tagen schon ein grosser Teil der Puffins die Insel verlassen hatte . Normalerweise gehen sie erst Mitte Juli! Doch es waren noch genügend der putzigen Kerlchen da, die ich ausreichend beobachtete, fotografierte und bewunderte
. Es macht so einen Spass und Freude, im Gras zu sitzen und den kleinen Clowns zuzusehen. Manchmal könnte man meinen, sie würden Modell stehen und mit den Besuchern kokettieren
. Auf Saltee Island sind alle Vögel völlig furchtlos und vor allem die Papageitaucher liefen oft in unter einem Meter Entfernung an mir vorbei. Einige brachten sogar noch Sandaale im Schnabel mit in ihre kleinen Erdhöhlen, doch davon gelang mir leider kein Foto. Für solche Actionaufnahmen bin ich immer viel zu aufgeregt
.
Am Freitag war es viel zu nass gewesen, um zur grossen Basstölpel (Northern Gannet, Morus bassanus) Kolonie am südlichen Ende zu laufen. Die Wanderung hinauf auf den Gipfel der Insel führt durch mannshohen dichten Farn und es bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf Greater Saltee Island.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Der erste Anblick auf die Kolonie mit hunderten von Vögeln war überwältigend. Viele kümmerten sich um ihre niedlichen Küken und andere flogen anmutige und zugleich flinke Flugmanöver. Basstölpel sind mit rund drei
Kilogramm die grösste Tölpelart und können eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern erreichen, fliegen bis zu 100 km/h schnell und tauchen im Stossfang nach Fischen bis zu 30 Meter tief – beeindruckende Fakten dieser hübschen Vögel! Der Begriff Tölpel ist allerdings wenig schmeichelhaft entstanden: Seefahrer nannten die Vögel auf portugiesisch 'bobo', weil sie sich durch ihre Zutraulichkeit leicht fangen liessen, wenn sie auf Schiffen landeten und die hübschen Vögel so zur Beute der Seeleute wurden
. Das englische Wort 'booby' leitet sich davon ab und auch der Gattungsname 'morus' bedeutet im altgriechischen tölpelhaft.
Ich blieb eine dreiviertel Stunde bei den Gannets und versuchte mich an Flugaufnahmen, wobei mir auch ein Foto eines rund einjährigen Jungvogels gelang. Es war gar nicht so einfach, die schnellen Vögel scharf einzufangen, aber das Autofokustracking der Sony RX10 IV machte einen exzellenten Job und ich freute mich über eine schöne Ausbeute an Fotos.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Dann wanderte ich zügig zurück zu den Puffins und verbrachte die restliche Zeit der 3,5 Stunden mit den putzigen Vögeln. Die Papageitaucher waren so entspannt, dass sie in unmittelbarer Nähe zu mir auf den Felsen einschliefen oder sich der Gefiederpflege widmeten. Es war so schön, den Tieren so nah sein zu können und manchmal habe ich fast das Atmen vergessen, so begeistert war ich .
Und weil die Kerlchen so zuckersüss sind, gibt es noch eine weitere Ladung Fotos
. Interessant ist auch, dass die Papageitaucher ziemlich scharfe Krallen haben wie auf dem letzten Foto der Füsse mit den Schwimmhäuten zwischen den Zehen zu sehen ist.
Immer in der Nähe zu finden sind Tordalke (Razorbill, Alca Torda) sowie Trottellummen (Guillemot, Uria aalge). Zusammen mit den Papageitauchern gehören sie alle zur Familie der Alkenvögel. Beide Arten sehen sich etwas ähnlich und stehen oft wie Pinguine auf den Felsen, doch die Trottellumme ist mit 45 cm Länge etwas grösser als der Tordalk mit 40 cm Länge und hat nicht die charakteristische weisse Linie am Schnabel wie der Tordalk. Ich finde beide Arten sehr hübsch und freute mich über die Beobachtungen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Andere Vögel, die ich noch fotografieren konnte waren die grösste Möwenart, die Mantelmöwe (Great Black-backed gull, Larus marinus), Silbermöwen (Herring gull, Larus argentatus) mit ihren niedlichen Jungvögeln und einen zutraulichen Strandpieper (Rock pipit, Anthus petrosus) mit erfolgreicher Beute im Schnäbelchen.
Diashow (Klick für grössere Bilder): Diashow (Klick für grössere Bilder):Viel zu schnell war die Zeit diesmal vorbei und ich musste mich von den Vögeln trennen und wieder tief durch eklige Algen zum Dinghy waten – igitt . Aber immerhin verreckte diesmal der Motor nicht. Und weil es so schön war bei den Papageitauchern, gibt es hier noch zwei jeweils circa 2-minütige Videos von den putzigen Kerlchen:
Was für ein schöner Tag das mit den Vögeln war und ich liess meine Eindrücke im Garten der B&B erst mal bei einer Rum-Cola sacken und war dann auch nicht traurig, dass es kein Licht zu Sonnenuntergang gab.
Am nächsten Tag wird es dann weiter nach Lismore ins County Waterford gehen. Was ich dort erlebt habe, könnt Ihr im folgenden Kapitel lesen.
Ich freue mich über Euren Besuch meines Fotoblogs mit aktuellen Fotos und Informationen über meine Fotoprojekte: Fotoblog SA*GA Photography ~ Moments in Light ~