Weiterreise auf dem Ring of Kerry nach Portmagee
23. - 28. Juli 2022
Der grosse Regen kam dann tatsächlich über Nacht. Nach dem Frühstück konnte ich noch etwas länger bleiben und verabschiedete mich um halb zwölf Uhr von Mary, um mich auf den Weg nach Portmagee zu machen.
Das Bike konnte ich noch in einer trockenen viertel Stunde auf dem Träger montieren und abdecken, aber danach regnete es die ganze Fahrt über stark. Zum Glück waren es nur 80 Kilometer bis Portmagee, doch es war sehr schade, dass die Wolken fast bis auf die Strasse hingen mit einer Sichtweite von teilweise unter 100 Metern und ich von der schönen Küste am Ring of Kerry so gar nichts gesehen habe
.
In Portmagee hatte ich für fünf Nächte ein Cottage bei Rachel über AirBnB gebucht. Dieses Mal war die Unterkunft leider nicht so wie erwartet, was an der mangelnden Sauberkeit lag. Ich hatte den Eindruck, dass nur das Bett frisch bezogen und Handtücher getauscht worden sind. Die Böden – vor allem in der Wohnküche – waren noch ziemlich dreckig und im Bad in Dusche und auf dem Boden noch die dunklen Haare der Vorbewohner – eklig
! So habe ich erst mal selber den Feudel geschwungen und sauber gemacht
. Ansonsten war das Cottage okay: die Küche war ordentlich, aber mitunter etwas alt, ausgestattet mit Waschmaschine, WiFi schnell und das Bett bequem. Das Bad war sehr klein, aber für eine Person ausreichend; mein Bike stellte ich in den Flur. Weil ich das Cottage aber nicht empfehlen kann, gibt es an dieser Stelle keinen Link zum Angebot auf AirBnB.
Gesehen habe ich meine Vermieter nicht; der Schlüssel steckte in der Tür . Es regnete den ganzen Tag und ich kochte mir Shakshuka und Curry für die nächsten Tage. Wäsche waschen machte bei der Feuchtigkeit und Sturm wenig Sinn.
Ein Besuch an den Kerry Cliffs
An diesem Vormittag war es immer noch regnerisch und ich verbrachte die Zeit am Laptop. Am Nachmittag hellte es schliesslich auf und sogar die Sonne kam hin und wieder durch. Ich fuhr zu den nahe geliegenen Kerry Cliffs und wollte sie mir zum einen anschauen und zum anderen sehen, ob ich dort etwas bei Sonnenuntergang machen kann.
Die Kerry Cliffs befinden sich auf dem Gelände einer Farm und der Zutritt kostet fünf Euro. Finde ich für ein Stück Natur schon etwas übertrieben, aber was mich masslos enttäuschte war, dass ausserhalb der Öffnungszeiten ein Zutritt nicht möglich ist und somit für mich das schöne Licht zu Sonnenuntergang gestorben war . Es gab auch keine Honesty Box für eine Zahlung; einfach nur ein geschlossenes Tor – aus die Maus
.
Die Kerry Cliffs an sich sind mit ihrer Höhe von bis zu 300 Metern schon sehr spektakulär und hätten sicherlich für die Fotos warmes Abendlicht statt hartes Tageslicht verdient . Entstanden sind sie vor über 400 Millionen Jahren aus einer Wüste – erstaunlich! Bei besserem Wetter kann man hier bis zu den mächtigen Skellig Rocks sehen. Nach Skellig Michael wollte ich in den nächsten Tagen noch einen Ausflug machen.
Es war immer noch sehr windig und teilweise auf den Klippen sehr exponiert, aber die Ausblicke waren toll. Zur anderen Seite kann man Portmagee und die Brücke nach Valentia Island gut sehen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach einer Stunde tummelte ich mich wieder Richtung Haus und widmete mich Fotos und Reisebericht.
Tetrapodenspuren auf Valentia Island
Am Morgen regnete es immer noch leicht, doch es wurde ab Mittag trocken, so dass ich endlich eine Velotour nach Valentia Island machen konnte. Ich fuhr über die Brücke und passierte die höchste Erhebung der Insel, den Geokaun Mountain mit den schroffen Fogher Cliffs, auf die ich mich schon bei besserem Wetter freute. Knight's Town am anderen Ende der Insel ist der Hauptort mit einer Fährverbindung nach Reenard in der Nähe der nächst grösseren Stadt Caherciveen. Es ist eine kleine Roll-on-roll-off Fähre, die permanent zwischen den beiden Orten pendelt.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Weiter ging es zum Tetrapod Trackway, auf den ich ziemlich gespannt war. Vom Parkplatz oberhalb hat man einen tollen Blick zum Valentia Island Lighthouse und den Kerry Mountains, aber ich fuhr mit dem Bike bis zur Infotafel hinunter. Die Tetrapodenspuren im Norden der Insel sind etwas ganz besonderes und tatsächlich über 385 Millionen Jahre alt! Diese Spurenfossilien zeigen einen Wendepunkt in der Evolution, in der im Wasser lebende Tiere erstmals an Land gingen. Zu dieser Zeit lag Irland südlich des Äquators in tropischen Gewässern und war sogar noch mit Nordamerika verbunden. Paläontologen glauben, dass die Spuren entweder von einem Tetrapoden (vierbeinigem Tier) gebildet wurden, der entweder in sehr seichtem Wasser oder auf frisch freigelegten Schlamm lief. Die Spuren wurden in den frühen 1990er Jahren von dem Schweizer Doktoranden, Iwan Stosse, entdeckt.
Diashow (Klick für grössere Bilder):An einem bedeckten Tag sind die Spuren nur schwer auszumachen und ich brauchte auch eine Weile, bis ich sie fand. Im tief stehenden Licht der aufgehenden oder untergehenden Sonne sind sie durch die Schatten viel besser zu erkennen, aber ich hatte nur flaches Licht ohne Kontraste. Ich habe daher hier bei der Entwicklung mal tiefer eingegriffen und sowohl die Kontraste erheblich verstärkt als auch die Spuren aufgehellt, um den Trackway besser sichtbar zu machen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mich hat der Trackway ziemlich fasziniert und in meiner Vorstellung findet dann immer ein richtiges Kino statt und ich sehe Echsen in einem tropischen Gewässer durch Schlamm an Land gehen und staunen. Eine schöne Vorstellung einer friedlichen Welt ohne Menschen.
Dunkle Wolken kündigten wieder etwas Regen an und ich machte mich auf die Rückfahrt nach Portmagee. Es wurde zwar trocken, aber es gab kein Licht am Abend und so machte ich weiter Fortschritte bei den bisherigen Fotos.
Ballinskelligs Castle und Bootsausflug nach Skellig Michael
Am späten Vormittag fuhr ich heute zur Ballinskelligs Castle Ruine am breiten Sandstrand im selbigen Ort, rund 16 Kilometer entfernt von Portmagee. Das Castle ist besser bekannt als McCarthy Mór Castle und ist eigentlich ein Turmhaus aus dem 16. Jahrhundert. Historiker nehmen an, dass es zum einen gebaut wurde, um die Bucht vor Piraten zu schützen und zum anderen – weniger ehrenhaft – von ankommenden Handelsschiffen Zölle zu verlangen
Diashow (Klick für grössere Bilder):Bei Ebbe war es hier ein schöner Zeitvertreib mit Spiegelungen in den Gezeitenpools und den leuchtend grünen Algen, als die Sonne hin und wieder durch die Wolken luegte. Ansonsten entschied ich mich doch wieder mal für eine dramatische Schwarzweiss Entwicklung. Die Ruine wäre toll zu Sonnenaufgang, aber das sollte mir diesmal nicht vergönnt sein.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Auf der Rückfahrt wurde die Sicht zu den Skellig Rocks langsam besser und man konnte sehen, wie die Ausflugsboote der Morgentours zurück kehrten. Da das Wetter immer besser wurde, machte ich einen weiteren kurzen Stop am Bray Head Loop Walk Parkplatz. Von hier hat man eine schöne Sicht auf die vorgelagerten Inselchen, die Kerry Cliffs und Portmagee mit der Verbindungsbrücke. Auf den Walk hatte ich jetzt keine Lust; es war immer noch mehr trüb als freundlich.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Vom Haus aus kann ich den Cúm an Easpaig (Cliff View) hoch oben auf den Klippen sehen – wenn er nicht in tief liegenden Wolken verborgen ist . Von hier sieht man sozusagen auf den Rücken der Kerry Cliffs und hat einen schönen Panoramablick zu Valentia Island.
Am Nachmittag wurde es tatsächlich sonnig und in weiser Voraussicht hatte ich Tour für 50 Euro mit Paul Devane, der zufällig der Sohn von Rachel ist, nach Skellig Michael gebucht. Diese Tour ist eine reine Seefahrt um beide Skellig Inseln, ohne dass man die Klosterinsel betritt. Die Tour mit Landbesuch kostet 140 (!) Euro und ist eigentlich immer ausgebucht bzw. mit Warteliste. Die Kapazität der Boote ist auf 13 Personen beschränkt,
um Flora und Fauna zu schonen. Nach den zwei Star Wars Filmen, die hier teilweise gedreht wurden, nahm der Besucherandrang durch Filmtouristen extrem zu
.
In rund 40 Minuten ging es mit dem kleinen 'Skellig Flyer' durch ruhige See bis zur kleineren Insel Sceilg Bheag, die die zweitgrösste Basstölpelkolonie der Welt beherbergt (wobei dies auch einige andere Kolonien für sich proklamieren...). Sagenhafte 27.000 Brutpaare dieser wunderschönen Vögel brüten auf diesem relativ kleinen Felsklotz im Atlantik. Zum Glück herrscht hier keine Vogelgrippe wie leider in grossen Teilen von England, Wales oder auch Helgoland. Nach zehn Minuten kann man die Kerry Cliffs von der Seeseite aus bewundern.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Dementsprechend sieht es auch aus, wenn man sich der Insel nähert: der dunkle Fels verschwindet nahezu unter dem weissen Gefieder und Hinterlassenschaften der Basstölpel, die sich hier auf jedem Zipfel tummeln. Ein fantastischer Anblick und ich war fasziniert und begeistert
. Über den zerklüfteten Gipfeln kreisten und flogen zahlreiche Vögel und es war ein stetiges Kommen und Gehen. Also nur um das klar zustellen: die Punkte über den Felsen sind kein Sensordreck – jeder Punkt ist ein wunderschöner Basstölpel
.
Natürlich probierte ich mich auch an Flugaufnahmen aus, was vom schwankenden Boot nochmal eine Zusatzherausforderung war, aber ein paar Fotos, über die ich mich mega freute, gelangen mir doch.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Das Boot umrundete die Insel und die Vögel haben wirklich absolut jede mögliche Stelle zum Brüten genutzt. Die oberen Teile waren fast alle weiss und nur an Stellen, die viel zu steil abfielen, wurde nicht gebrütet. Die kleinere der beiden Skellig Inseln war für mich definitiv schon jetzt das Highlight; ich liebe diese tollen Vögel einfach sehr und kann mich kaum an ihnen satt sehen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Direkt nebenan liegt die grössere Insel der Skellig Rocks, Sceilg Mhíchíl (Skellig Michael), der an seinem höchsten Punkt 217 Meter erreicht. Es gilt als gesichert, dass es seit dem 6. Jahrhundert auf diesem Felsen Klosteranlagen gab. Seit Dezember 1996 gehören sie zum UNESCO Weltkulturerbe und gelten als westlichste heilige Stätte Europas.
Skellig Michael war die Heimat der Mönche von St. Fionan, die hier draussen auf dem Atlantik weit abgeschieden ein einfaches Leben führten. Sie lebten in bienenstockförmigen Steinhütten, die innen rechteckig waren. So konnte kein Regen eindringen. Archäologische Beweise deuten darauf hin, dass der Felsen die ständige Heimat von ungefähr 12 Mönchen war, die die Insel im 13. Jahrhundert verliessen, um auf dem Festland bei Ballinskelligs zu leben. Michael Skellig wurde fortan zu einem Wallfahrtsort.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Auf der Insel gibt es drei Treppenpfade auf die Grate und zu den Klosteranlagen. Von See aus kann man den Leuchtturm und die obere Klosteranlage sehen, nicht aber die Steinhütten. Die Papageitaucher waren natürlich um diese Zeit schon wieder auf dem Atlantik und nur ein einzelner, der sich wohl noch nicht von seiner kleinen Erdhöhle trennen wollte, flog kurz um das Boot.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach der Umrundung der Insel ging es dann mit einem letzten Blick zurück wieder nach Portmagee. Ich fand die Tour gut und interessant, vor allem wegen der Vögel. Wer sich mehr für das Kloster und die Geschichte interessiert, ist auf einer Landtour besser aufgehoben. Wobei – wie bereits erwähnt – die Buchung dafür relativ frühzeitig (angeblich bis ein Jahr im Voraus!) notwendig und spontan kaum möglich ist.
Der schöne Tag hatte dann tatsächlich noch traumhaftes Licht zu Sonnenuntergang für mich parat und ich verbrachte die erste halbe Stunde in der Umgebung vom Valentia Island Lighthouse mit den schönen Felsstrukturen. Danach fuhr ich zum Bray Head und blieb dort bis zum letzten Licht.
Ich freute mich sehr, wie das warme Licht die Heide und die Klippen zum Leuchten brachte. Im Hintergrund auf dem Festland konnte ich die Kerry Cliffs sehen und mir blutete das Herz: wie schön wäre es jetzt auch bei diesen dramatischen Klippen in diesem herrlichen Licht!
Diashow (Klick für grössere Bilder):Aber ich war trotzdem sehr happy mit diesen knapp zwei Stunden und genoss das tolle Licht bis zum Ende. Ein herrlicher Tag ging zu Ende.
Am Geokaun Mountain und Fogher Cliffs
Leider reichte es am Morgen nicht für schönes Licht, aber ab dem Nachmittag wurde es wie gestern besser und besser. Mit dem Auto fuhr ich nochmal zum Tetrapod Trackway und schaute mir die Spuren nochmal an. Wirklich faszinierend! Dann fuhr ich zum Geokaun Mountain, der mit 266 Metern der höchste Punkt von Valentia Island ist. Mit dem Auto kostet es fünf Euro und gilt pro Tag; d.h. man kann mit einem Ticket mehrmals an einem Tag hierher kommen. Radfahrer und Fussgänger zahlen zwei Euro.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Es gibt eine gut angelegte Strasse mit drei Parkplätzen bis zum Gipfel, von denen man kurze Stichwanderungen machen kann. Eine davon führt zu einem Aussichtspunkt über die über 200 Meter hohen Fogher Cliffs, die hier fast senkrecht zum Atlantik abstürzen. Auf den Fotos kommt das gar nicht so rüber; da fehlt irgendwie die Dreidimensionalität .
Ich lief dann vom zweiten Parkplatz aus die Loop mit schönen Blicke über die Buchten mit den Inseln bis nach Caherciveen und der Dingle Peninsula. Am anderen Ende blickt man über Valentia Island bis nach Portmagee mit der Brücke.
Ich fand es so toll, dass ich zum Sonnenuntergang gleich nochmal zurück kehrte und an den Fogher Cliffs, die nun goldig waren, fotografierte. Herrlich sah das aus! Zu Abschluss war dann auch mal Portmagee selber dran und danach gönnte ich mir auf diesen schönen Nachmittag und Abend zwei Gläser Wein.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Weiterreise nach Killarney
Auch heute war mir keine Sonnenaufgang vergönnt und ich machte mich nach dem Frühstück auf den Weg nach Killarney, wo ich vier Tage verbringen werde.
Im nächsten Kapitel geht es weiter mit meinen Erlebnissen rund um Killarney.
Ich freue mich über Euren Besuch meines Fotoblogs mit aktuellen Fotos und Informationen über meine Fotoprojekte: Fotoblog SA*GA Photography ~ Moments in Light ~