Weiterreise nach Kenmare ins County Kerry
19. - 23. Juli 2022
Am letzten Morgen in Mizen war mir kein schönes Licht vergönnt und ich liess den Morgen langsam angehen. Frühstück, noch ein paar Fotos entwickelt und dann den Kram zusammen gepackt und ins Auto geladen. Nach der Verabschiedung von Hannes machte ich mich auf den Weg nach Kenmare ins County Kerry, meinem Ziel für die kommenden vier Tage.
In Kenmare hatte ich die Ashfield B&B direkt bei Mary gebucht. Das Zimmer im ersten Stock war sehr geräumig und mit einem ebenso grosszügigem Bad mit toller Dusche. Der Wasserdruck war exzellent, da sie eine eigene Pumpe eingebaut haben und so ausreichend Druck auf der Elektrodusche ankam – super ! Im Zimmer gab es den obligatorischen Wasserkocher sowie Kaffee und Kekse, die Mary jeden Tag auffüllte. WLAN war schnell und zuverlässig. In der Lounge stehen den Gästen ein kleiner Kühlschrank sowie Gläser zur Verfügung.
Nach dem Einzug machte ich eine kleine Tour durch Kenmare und besuchte dabei die Cromwell's Bridge, eine alte Steinbrücke aus dem 7. Jahrhundert am Fluss Finnihy. Sonst fand ich den Ort nicht sehr spannend; halt viele Kitschläden, Pubs und Restaurants.

Abends hatte ich Glück mit dem Licht und es sollte das einzige Mal während meiner Zeit in Kenmare sein . Ich entschied mich, zum Uragh North Stone Circle zu fahren, auf den ich mich schon im Vorfeld sehr gefreut hatte. Der Steinkreis liegt zwischen den beiden Seen Cloonee Lough und Lough Inchiquin auf einem Hügel in einem Talkessel in äusserst malerischer Landschaft und ist durch eine schmale Stichstrasse zu erreichen. Normalerweise donnert am Ende des Lough Inchiquin ein mächtiger Wasserfall zu Tal, aber daran erinnerte nur eine grosse braune Fläche. Aber dieser Wasserfall führte aufgrund der Trockenheit in Irland kein Wasser
!
Der Steinkreis, der wie alle anderen aus der Bronzezeit stammt, hat einen Durchmesser von 2,4 Metern, besteht aus fünf kleinen Steinen und einem knapp drei Meter hohen Menhir.
Der Magie dieses Ortes konnte ich mich kaum entziehen: die wunderschöne Landschaft mit den Hochmooren, die Seen, der Talkessel und der kleine Steinkreis, der sich perfekt in die Landschaft einfügt. Dazu das traumhafte Licht an diesem Abend, an dem ich dort ganz allein war.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ich genoss diese Stunde am Steinkreis in diesem besonderen Licht an diesem besonderen Ort sehr und freute mich über die Fotos . Es war eine gute Entscheidung, an diesem Abend zum Uragh Stone Circle zu fahren!
Glengarriff Phantomwasserfall und River walk
Das Full Irish Breakfast bei Mary war super lecker und bestand aus allem, was auf einen irischen Frühstücksteller gehöhrt
. Lediglich auf Black Pudding und Toast habe ich verzichtet, dafür aber beim Obst umso mehr zugegriffen.
Es ist Beerenzeit und ich liebe einfach Blaubeeren und Erdbeeren!
Es war ein bedeckter Tag und so entschloss ich mich, zum Glengarriff Nature Reserve zu fahren, wo sich ein schöner Wasserfall befindet. Die Wanderung zum Wasserfall vom Parkplatz aus ist kurz und ich war froh darum, denn auch dieser Wasserfall führte quasi null Wasser ! Für Irland ist diese Sommer aussergewöhnlich trocken und auch ich habe von dem regnerischen Wetter, das Irland immer nachgesagt wird, bisher nur wenig abbekommen.
So machte ich nur dieses eine Belegfoto vom Phantomwasserfall und lief noch den rund fünf Kilometer langen River walk entlang des Glengarriff Rivers. Auch hier war der Wassermangel deutlich sichtbar, denn teilweise war der Fluss eher ein See und floss gar nicht mehr! Am Parkplatz stehen Schilder, die vor Überflutung des Parkplatzes bei Regen warnen und das konnte ich mir bei dem momentanen Wasserstand kaum vorstellen!
Diashow (Klick für grössere Bilder):Es blieb stark bewölkt und ich verbrachte den Rest des Tages in der B&B und brachte den Reisebericht an den Start.
Mit dem Bike zum Ardtully Castle und Bonane Heritage Park
Auch heute war es voll bewölkt, aber trocken und so brach ich nach dem Frühstück zu einer Tour mit dem Bike auf. Zunächst fuhr ich zum Ardtully Castle, das sich rund sieben Kilometer ausserhalb von Kenmare beim Dorf Kilgarvan auf einem Privatgrundstück befindet. Man kann es nur von aussen besichtigen, da das Betreten wegen Steinschlaggefahr nicht erlaubt ist.
Das Castle hat eine ziemlich bewegte Geschichte hinter sich. Das erste Gebäude war ein Kloster aus dem 13. Jahrhundert, das später unter Verwendung seiner Steine in eine Burg der McCarthys ersetzt wurde. Diese Burg wiederum wurde Mitte des 17. Jahrhunderts während der Eroberung durch Cromwell zerstört und später durch die Familie Orpen in ein Herrenhaus innerhalb der alten Burg umgewandelt.

Auch das hielt nicht lange und 1847 riss Sir Richard Orpen Townsend das frühere Haus und die Überreste des Schlosses ab und ersetzte es durch ein schönes Haus mit 27 (!) Zimmern im schottisch-baronischen Stil, wovon wiederum die heutigen Überreste stammen. Schliesslich wurde sein Schicksal 1921 besiegelt, als es während des irischen Unabhängigkeitskrieges von der IRA niedergebrannt wurde.

Viel Text für die zwei Fotos, die ich machte und für mich passend in Schwarzweiss entwickelte.
Ich wollte nun weiter nach Bonane und bemerkte drei Kilometer vor Kenmare, dass mein Hinterreifen platt war ! So schob ich es bis in den Ort, wo es zum Glück mit Finnagan's Cycles einen Fahrradladen
mit Werkstatt gab. Der nette junge Mann tauschte den Schlauch innerhalb von 1,5 Stunden und nahm nur 25 Euro für den fixen Service. Ich hatte Dornen von Brombeeren in Verdacht, die hier überall wuchern und zwei grosse Dornen waren in der Tat die Übeltäter.
So machte ich mich dann auf ruhigen Nebenstrassen bergauf und bergab doch noch auf den Weg zum Bonane Heritage Park, der sich elf Kilometer von Kenmare entfernt befindet. Der Park ist ein privates archäologisches Naturgebiet mit einem Steinkreis, einer Ringfestung, einem Menhir und einem Famine House aus der Zeit der grossen Hungersnot.
Bei meinem Rundgang erreichte ich als erstes die eindrucksvolle Ringfestung, eine über 2000 Jahre alte Wohnanlage und eines der grössten Ringfestungen Irlands. Auch ein Panoramafoto kann die Ausmasse nur schwer fassen, aber der Anblick war schon beeindruckend.

Als nächstes kam ich zum Steinkreis, der mich natürlich wieder am meisten interessierte. Der Steinkreis – selbstredent aus der Bronzezeit – besteht aus mehreren kleinen Steinen und einem mächtigen Felsbrocken, der vermutlich als Grabstein diente. Es wird vermutet, das unter ihm die eingeäscherten hochrangigen Stammesangehörigen beerdigt wurden. Er ist ebenfalls Teil eines uralten, auf den Umlaufbahnen von Mond und Sonne basierenden Kalenders und gilt als einer der bedeutendsten seiner Art in ganz Irland.
Diashow (Klick für grössere Bilder):In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Kochstelle aus der Bronzezeit, auf irisch Fulacht Fiadh genannt. Eine sehr interessante Art des Kochens übrigens: Steine werden in Feuerstellen erhitzt und in die mit Wasser gefüllte Fulacht Fiadh geworfen; vermutlich dienten Tierhäute als Transportmittel. Die heissen Steine sollen das Wasser zum Kochen gebracht haben und so frisches Fleisch, das in Stroh gehüllt war, zu garen. Kaum vorstellbar, aber es soll so funktioniert haben.
Die Famine Ruin ist ein typisches Familienwohnhaus in der Zeit der irischen Hungersnot. Die Ansammlung von archäologischen Fundstücken auf dieser relativ kleinen Fläche ist wirklich erstaunlich und nur wenige Meter weiter befindet sich der Bullaun Stone. Es ist ein Felsen, den man aus einer Mulde herausgemeisselt hat und vermutlich als astronomische Orientierungshilfe diente.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Zu guter Letzt gab es noch einen Menhir (Standing Stone) und es wird auch hier vermutet, dass er aufgrund seiner Nähe zum Bullaun Stone der astronomischen Orientierung diente.
Es war ein kurzweiliger und interessanter Besuch, den ich zwar nur aufgrund des bedeckten Wetters gemacht habe, aber sich für mich sehr gelohnt hat – immerhin war ich fast anderthalb Stunden im Park! Es wird um einen kleinen Obolus von fünf Euro in einer Honesty Box am Eingang gebeten, der meiner Meinung nach durchaus gerechtfertigt ist, denn der Park ist sehr liebevoll gepflegt und mit vielen Informationstafeln gestaltet. Das sollte man auf jeden Fall honorieren.
Der Rest des Tages war wie gestern: vor dem Compi und endlich mal wieder Fotos sichten und bearbeiten .
Mit dem Bike zum Priest′s Leap
Nach dem Frühstück war es heute relativ freundlich mit etwas Sonne und ich machte mich mit dem Bike auf dem Weg zum Priest's Leap, dessen Passhöhe die Grenze zwischen den Counties Cork und Kerry bildet. Die Strasse ist einspurig und mit Steigungen bis zu 20%, aber mit dem Bike sehr gut zu befahren. Viele Autos habe ich nicht gesehen, was auch daran liegen mag, das es nur wenige Passing Places gibt und sich viele die Strecke daher wohl nicht zutrauen – oder nicht rückwärts fahren können
.
Für mich war die Tour eine ideale Balance zwischen Sport und Spass, aber leider hatten die Wolken die Oberhand und die an sich schöne Moorlandschaft sah nur trist aus . Oben am Pass gab es mit etwas Geduld einige sonnige Abschnitte, die aber nicht von langer Dauer waren. Sehr Schade, denn die Landschaft gefiel mir sehr gut. Ich mag halt diese Moorlandschaften wesentlich lieber als die grüne Hölle im Tal
.
Auf der Fahrt zurück fielen dann bereits die ersten Tropfen und ein ergiebiges Regengebiet kündigte sich an. So verbrachte ich den Rest des Tages mit Auftanken, Einkaufen und Reisebericht schreiben. Am späten Nachmittag fing es dann an, reichlich zu regnen – Car wash für den Clio .
Weiterreise auf dem Ring of Kerry nach Portmagee
Der grosse Regen kam dann tatsächlich über Nacht. Nach dem Frühstück konnte ich noch etwas länger bleiben und verabschiedete mich um halb zwölf Uhr von Mary, um mich auf den Weg nach Portmagee zu machen.
Im nächsten Kapitel geht es weiter mit meinen Erlebnissen auf Valentia Island, Skellig Michael und den Kerry Cliffs.
Ich freue mich über Euren Besuch meines Fotoblogs mit aktuellen Fotos und Informationen über meine Fotoprojekte: Fotoblog SA*GA Photography ~ Moments in Light ~