Weiterreise nach Irland ins County Donegal
11. - 31. Juli 2023
Heute ging es mit meiner Zeit in Nordirland bereits zu Ende und ich machte mich auf die Weiterreise zurück nach Irland. Mein Fazit war aufgrund des miesen Wetters eher durchwachsen, denn trotz der vielen Zeit, die ich hatte, habe ich nur wenig gesehen und konnte nur wenige Locations attraktiv fotografisch umsetzen .
Ich machte auf der rund 125 Kilometer langen Fahrt einen Stop in Londonderry, um bei der dortigen Hauptpost meine drei alten 20 Pfundnoten aus Papier, die ich noch von meiner Schottland Reise 2019 hatte, auf die neuen Noten zu tauschen. Danach setzte ich sie gleich noch im Supermarkt für Lebensmitteleinkäufe der nächsten Tage ein – perfekt genutzt !
Auch nördlich von Londonderry bemerkte man den Grenzübertritt von UK in die EU nicht wirklich und erkannte es nur an dem Verkehrsschild mit der Mitteilung, dass die jeweilige Höchstgeschwindigkeit in km/h angegeben ist. Am frühen Nachmittag erreichte ich die kleine Ortschaft Malin auf der Halbinsel Inishowen im County Donegal, wo ich ein Zimmer mit En-Suite Bad bei Michael über AirBnB gebucht hatte. Michael, ein sehr netter Amerikaner mit irischem Pass, hat hier seit einigen Jahren ein etwas älteres Haus, das in jeder Ecke mit unzähligen Stehrümpchen 'dekoriert' ist und auch nicht vor den Gästezimmern Halt macht
. So war in dem kleinen Zimmer jede Ablagefläche mit Dekoration und vor allem unzähligen Süssigkeiten und Kaffee zugestellt – Wahnsinn
! Michael selber bewohnt im Erdgeschoss ein Wohnzimmer und mehrere Wohnräume und im Obergeschoss vermietet er noch ein weiteres Zimmer mit En-Suite Bad. Seine (ebenfalls sehr gut gefüllte
) Küche dürfen die Gäste grosszügig mitbenutzen und im bis zum letzten Winkel genutzten Kühlschrank fand sich noch etwas Platz für meine Sachen, die Kühlung benötigten.
Am Nachmittag war es zumindest trocken und ich machte eine Erkundungstour nach Malin Head, dem nördlichsten Punkt Irlands. Die Küste ist hier rau, zerklüftet und mit vorgelagerten Felstürmen wunderschön. Ganz vorn auf den Felsen, nahezu am nördlichsten Punkt von Festland Irland, steht ein altes Holzkreuz auf einem kleinen Altar, das mit den verstreuten, meist verrosteten, Münzen an einen Piratenfilm erinnert. Es überblickt den wilden Atlantik, denn von hier bis nach Neufundland und Kanada im Westen und Island im Norden gibt es nichts als Meer. Das Kreuz soll der Geschichte nach vor einigen Jahren zum Gedenken an einen jungen Franzosen, Samuel Guertier (?), errichtet worden sein, der vor Malin Head mit nur 21 Jahren ertrunken war und dient sowohl seinem Gedenken als auch als ein Ort der ruhigen Besinnung.
Kurz hinter dem Kreuz befindet sich das Hells Hole, eine bemerkenswerte unterirdische Höhle und Schlucht von 250 Metern Länge und acht Metern Breite, in der das Meer durch einen schmalen Hals in eine grosse Meereshöhle strömt. Diese Ausmasse kann man von oben allerdings nur erahnen .
Zum Schluss schaute ich mir noch die grandiosen Klippen von Malin Head am nordwestlichen Ende an und war direkt begeistert. Wie toll muss dieses Motiv im besten Abendlicht aussehen? Die Gegend ist zur Abwechslung mal nicht Filmkulisse von Game of Thrones, aber dafür für den Star Wars Film 'The last Jedi'.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Heute sollte das aber nicht stattfinden, denn es zog sich wieder dunkel zu und fing an zu regnen 😠 .
Bike Tour zum Five Finger Strand & ein Hauch von Sonnenuntergang
Natürlich war heute Morgen immer noch Scheisswetter und ich schlief mal wieder bis halb sieben Uhr aus. Nicht, dass ich mich darüber freute – ich würde morgens lieber shooten gehen und Licht und Sonnensterne einfangen
!
Wie so oft wurde es gegen Mittag trocken und ich konnte zumindest eine Tour mit dem Bike machen. Ich fuhr durch die relativ hübsche Landschaft über mehrere Hügel bis zum Five Finger Strand, einem unendlich weiter Sandstrand, der mit seinen hohen Dünen für seine Schönheit und Abgeschiedenheit berühmt ist.
Die bis zu 30 Meter hohen Dünen zählen zu den höchsten Europas. Ich schloss mein Bike ab und lief ein wenig am Strand entlang, aber das wurde mir schnell langweilig und ich schwang mich wieder aufs Bike. Ich fuhr weiter durch die grüne Landschaft bis zum Strand am Wee House of Malin mit seinen schönen Felstürmen. Das Wee House ist eine kleine Höhle, in der ein heiliger Mann gelebt haben soll. Daneben stehen die Mauern einer ehemaligen Kirche.
Es war eine schöne Tour und ich freute mich sehr über die Bewegung. Mir geht der Bewegungsmangel aufgrund des Scheisswetters mittlerweile gewaltig auf den Sack 😠 .
Diashow (Klick für grössere Bilder):Zumindest klappte es heute Abend mal für ein paar Minuten mit Fotografieren am Malin Head. Es war sehr wolkig, aber durch den ziemlich starken Wind zogen sie recht schnell, was zu einem dramatischen Effekt durch eine Ultralangzeitbelichtung führt. So was mag ich sehr gern, denn es gibt den Fotos eine herrlich dramatische Stimmung, die zu diesem rauen Teil Irlands ausgezeichnet passt. Eine Schwarzweiss Entwicklung unterstreicht diese Stimmung nochmals sehr und gefällt mir mega gut. Es gab sogar für kurze Zeit noch etwas Licht am Horizont, bevor die Sonne schliesslich wieder von den Wolken verschlungen wurde.
Diashow (Klick für grössere Bilder):
Ich war aber mit diesen dunklen, stimmungsvollen Fotos ziemlich happy und freute mich darüber, dass es endlich mal wieder mit dem Fotografieren geklappt hatte. Der Mangel an Fotospass geht mir nämlich auch gewaltig auf den Sack 😠 .
Ausflug zum Glenevin Wasserfall und Doagh Strand
Der irische Wetterdienst hatte mal wieder gelogen und statt einem freundlichen Start in den Tag morgens um vier Uhr, hörte ich Regen ans Fenster prasseln. Na toll, mürrisch und grummelig drehte ich mich wieder um .
Und schon wieder wurde es am späten Vormittag besser und trocken; das ist doch langsam nicht mehr normal ! So nutzte ich die Gelegenheit mit bedecktem Himmel und spulte das Schlechtwetterprogramm ab: Wasserfall fotografieren
. Ich fuhr zum Glenevin Waterfall beim kleinen Ort Clonmany, der gut ausgeschildert ist und einen ausreichend grossen Parkplatz hat. Von hier läuft man rund einen Kilometer auf einem gut ausgebauten Wanderpfad durch das Glenevin Valley, bis man den beeindruckenden Wasserfall erreicht. Er soll eine Höhe von 13 Metern haben, aber mir kam er viel höher vor! Der Wasserfall fällt in einen kleinen Pool, um dann in einem Bach weiter durch den Wald zu fliessen. Ich fand ein paar nette Standpunkte und freute mich über die Fotos. Auf dem Rückweg stieg ich eine kleine Anhöhe zu einem Aussichtspunkt hoch, von dem man einen schönen Blick über das Tal bis hin zu den Sandstränden der Küste bis zum Carrickabrahy Castle in der Ferne hat.
Zum Carrickabrahy Castle, das sich in der Nähe der Doag Famine Village (einem Freilichtmuseum, das das Leben einer irischen Familie zur Zeit der grossen Hungersnot zeigt) befindet, fuhr ich als nächstes. Das Museum interessierte mich nicht wirklich und liess ich links liegen. An der Küste rund um das Castle wanderte ich ein wenig herum und fotografierte. Mittlerweile gab es sogar grossflächig blauen Himmel und ich wagte leise auf schönes Licht zum Abend zu hoffen.
Das im 16. Jahrhundert erbaute Carrickabraghy Castle liegt strategisch günstig auf einem Felsvorsprung mit Blick auf die Bucht von Trawbreag. Es ist eines von vier verbliebenen O-Doherty-Schlössern auf der Inishowen-Halbinsel und wurde 1600 von Phelim Breaslaigh O-Doherty besetzt. Hier plante Cahir O-Doherty, der letzte Häuptling von Inishowen, 1608 seinen unglücklichen Aufstand, nach dem er hingerichtet wurde. Im Jahr 1610 wurde der ursprüngliche Bergfried durch den Anbau eines runden Turms und einer Schutzmauer umschlossen. Seit 1665 ist die Burg unbewohnt und verfällt.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ich konnte von hier bereits die grossen Dünen vom Five Finger Strand sehen und fuhr nun ein kurzes Stück zurück zum Doagh Strand, von dem man einen absolut fantastischem Blick zum Five Finger Strand und den Lagg Dunes hat. Das Wasser leuchtete durch die Sonne herrlich türkis und bildete einen wunderbaren Kontrast zu den goldgelben Dünen. Ich nahm mir eine ausgiebige Spielzeit am Strand und genoss das Fotografieren und Suchen nach immer neuen Bildkompositionen mit den tollen Farben.
Diashow (Klick für grössere Bilder):So schön wie es bis zum späten Nachmittag war, so klar war es natürlich, dass das Wetter nicht bis abends hielt . Ich fuhr aber trotz sehr starker Bewölkung zum Malin Head und lief zum Hells Hole. Schon während ich vom Parkplatz auf die Küste zu hielt, konnte ich sehen, wie sich die Wolken immer tiefer gen Horizont zogen. So gelang mir ein ganzes einziges Foto vom Hells Hole und dann schloss sich die Wolkenlücke blitzartig. Super 😠 . Es blieb schlicht und einfach nur Scheisse und war nach wie vor eine enttäuschende Zeit im Norden von Irland.

Letztes Shooting am Malin Head vor dem Regen
Nach dem Frühstück nutzte ich heute Vormittag die Zeit vor dem (erneut) grossen Regen und fuhr zum Malin Head. Ich wollte von der Devils Bridge und der ikonischen Bucht mit den Felstürmen wenigstens noch einige Fotos mit Langzeitbelichtungen machen. Eigentlich wollte ich diese Location im guten Licht zu Sonnenuntergang machen und mein Herz blutete, als ich mir vorstellte, wie toll das mit den warmen Farben des letzten Licht des Tages aussehen müsste . Ich war wirklich mega enttäuscht; ständig und immer nur bedeckt und regnerisch muss echt nicht sein
. Das einzige, was mich tröstete war, dass es Zuhause seit Wochen Temperaturen zwischen 30 und 37 Grad hatte und ich dem erfolgreich entkommen war. Hitze muss ich erst recht nicht haben 🙄 .
Im Nachhinein bin ich mit den Fotos vom Malin Head von diesem Vormittag ziemlich happy, auch wenn sie nicht die Stimmung transportieren, die ich lieber gehabt hätte, aber eben anders schön . Dark and gloomy kommt bei ihnen ziemlich gut rüber, immerhin.

Mit den ersten Regentropfen erreichte ich das Auto und den Rest des Tages stand Fotos entwickeln an und ich brachte den Reisebericht von Irland an den Start. Was anderes machte auch wenig Sinn: es schüttete wie aus Eimern 😠 .
Weiterzug zum Fanad Head nach Carrickart
Meine Zeit am Malin Head ging nach vier recht enttäuschenden Tagen an einem weiteren regnerischen Morgen zu Ende. In einer regenfreien viertel Stunde montierte ich das Bike auf den Fahrradträger und packte es für die Weiterfahrt nach Carrickart (Carrigart) im Bikecover ein. Ich verabschiedete mich von Michael und machte mich auf die einfache 120 Kilometer lange Fahrt bis zum Apartment von Sean in der Dorfmitte direkt an der kleinen Bucht.
Von hier wollte ich den Fanad Head mit seinem ikonischen Leuchtturm und den tollen Great Pollet Sea Arch erkunden. Sean erwartete mich bereits und erklärte mir das kleine moderne Studio. Es bestand aus einem grossen Wohnbereich mit Sofa und voll ausgestatteter Küche, einem Schlafzimmer und angrenzendem Bad mit guter Dusche. In einem Abstellraum befand sich die Waschmaschine, die mal wieder sehr willkommen war.
Diashow Apartment Carrickart (Klick für grössere Bilder):Ich richtete mich ein, kochte Shakshuka und Curry und als es dann endlich sonniger wurde, fuhr ich zum Great Pollet Sea Arch. Ich musste die Zufahrt zum neu angelegten Parkplatz oberhalb der Küste erst etwas suchen, aber ich hab die Hinweisschilder, die etwas hinter Hecken versteckt waren, wohl einfach nicht gesehen . Vom Parkplatz führt ein breiter neu ausgebauter Weg hinunter an die Küste. Der Great Pollet Sea Arch ist ein 45 Meter hoher und mächtig beeindruckender Felsbogen, den man hier irgendwie gar nicht so erwarten würde. Mit der Sonne sah es von den Farben her gar nicht so schlecht aus und ich machte ein paar lange Belichtungen.
Das war es dann aber auch schon wieder mit dem freundlichen Wetter und es zog sich kurze Zeit später wieder zu. Es folgte Sturm mit Regen. Toll 🤮.
Ausflug zum Murder Hole Beach und verregneter Abend am Fanad Head
Es war mal wieder soweit und das verhasste täglich grüssende Murmeltier war parat: ein trüber nasser Tagesbeginn, der mit rascher Wetterbesserung in einen sonnigen Vormittag überging. Unfassbar !
Aber ich nutzte natürlich die Gelegenheit für Bewegung, schnappte mir mein Bike und fuhr zum mit Ruhm für Schönheit behafteten Murder Hole Beach. Ab dem neuem Parkplatz gibt es eine starke Steigung auf dem neu ausgebautem Wanderweg, der aber auch mit dem Velo noch mit etwas Geschick gut zu befahren war. Dann einmal den Hügel hinunter, wieder ein Stück hinauf und über eine Weide bis zu den Dünen am Strand, wo ich das Bike abstellte.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ich lief über die Dünen und erhaschte einen ersten Blick auf den schönen, sehr wilden Strand mit tollen Wellen, die in einiger Höhe auf die Felsen und Strand donnerten. Ich wanderte eine Weile am Strand entlang und bewunderte die Kraft des Meeres, bis es mir natürlich wieder langweilig wurde. Am Strand laufen ist einfach nicht meins
.
So fuhr ich über die Halbinsel zurück und entdeckte dabei noch einige schöne Aussichten, die sich zum Fotografieren lohnen würden. Ich war mir aber bereits sicher, dass es damit nichts werden würde. Zum Abschluss ging es auf die Insel Roy, die direkt gegenüber von Carrickart liegt. Von hier konnte ich über die bei Ebbe trocken gefallene Bay bis hin zu meiner Unterkunft schauen. Im Watt waren Reiter vom lokalen Reiterhof unterwegs, die mehrmals täglich bei Ebbe durch die Bay reiten. Alles in allem war es eine schöne sportliche Tour in einigermassen gutem Wetter, das bis zum Nachmittag hielt.
Nichtsdestotrotz startete ich am Abend einen Versuch am Fanad Head. Die hiesige Hauptattraktion ist schnell ausgemacht und vor allem unter Landschaftsfotografen eine Ikone: Das Fanad Head Lighthouse, das hoch oben auf einem Felsvorsprung erbaut wurde und dem Meer und Wellen trotzt. Es wurde nach einer Tragödie vor über 200 Jahren zum Schutz der Seeleute errichtet: im Dezember 1811 kämpfte sich die Fregatte Saldanha während eines schweren Wintersturms Schutz suchend Richtung Fanad. Doch das Schiff sollte die Küste nie erreichen und sank vor der Nordküste; der einzige Überlebende war ein Papagei. Kurze Zeit später wurde das Fanad Head Lighthouse gebaut, um Seeleute und ihre Schiffe sicher durch diese Gewässer zu leiten.
Es sah gar nicht mal so schlecht aus mit einem Wechsel aus Wolken, Regen und helleren Lichtmomenten. Leider waren die helleren Momente nur von extrem kurzer Dauer. Ich machte an einer Stelle ein paar dark and gloomy Fotos (was auch sonst... ) und dann zog ein fetter Regenschauer durch. Am Fanad Head steht eine kleine Ruine, wo ich mich unterstellen konnte. Super
. Der Schauer zog durch, ich taperte zu einem vorher anvisierten Standpunkt, machte EINE (!) Langzeitbelichtung und schon kam ein neuer starker Schauer mit Starkregen 😠 .
Schnell flüchtete ich wieder in die kleine Ruine und hatte nun die Schnauze gestrichen voll 😠 . Ich packte zusammen, zog den Regenschutz auf den Fotorucksack und stapfte stinksauer und tropfnass zurück zum Auto. Was mich noch wütender machte, war, dass es anscheinend NUR am Fanad Head geregnet hat ! Nach 2km hörte es auf und auch in Carrickart sah es aus, als wäre kein Tropfen gefallen! Langsam nehme ich das wirklich persönlich und habe absolut keinen Bock mehr auf Irland 🤮!
Tour zum Doe Castle, Tramore Beach Boardwalk und Sonnenuntergang am Fanad Head
Das blöde Murmeltier grüsste wieder mit voller Bewölkung am Morgen und Aufhellungen am späten Vormittag, als es sogar sonnig wurde. Also nichts wie rauf aufs Rad für eine schöne sportliche Tour !
Sie führte mich zunächst über Land an einem Aussichtspunkt über die Sheephaven Bay zum Doe Castle vorbei. Es war Ebbe und mit den Ablaufprielen und Watt sah das sogar richtig hübsch aus. Ich fuhr nun über grüne Hügel mit Ausblicken auf das Meer um die Bucht herum, liess das Castle zunächst links liegen und erreichte die kleine Halbinsel der Ards Friary, einem Franziskanerkloster aus dem 17. Jahrhundert.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Die Lage ist wirklich sehr schön: vom Ufer aus hat man einen grossartigen Blick über den Priel zu dem langen Sandstrand und Dünen von Tramore, wo der Donegal Boardwalk ist. Um die Halbinsel herum führt ein kleiner Küstenpfad, der auch mit dem Bike zu befahren war und ich passierte dabei die stille Bucht mit dem malerischen Lucky Shell Beach, der nur wenig besucht war. Ich liess mir für die Rundfahrt Zeit und genoss die wirklich schöne Küstenlandschaft hier. Mir gefiel der Mix aus Sandstrand, Felsen und Heidebüschen in den Dünen sehr gut
Ich fuhr nun langsam zurück und stattete der Ruine des Doe Castle einen Besuch ab. Das Doe Castle wurde im 16. Jahrhundert von der Familie MacSweeney erbaut und diente ursprünglich als Teil der Verteidigungslinie entlang der Küste von Donegal als Verteidigungsstruktur gegen feindliche Übergriffe. Die Architektur des Doe Castle ist typisch für die Befestigungsbauten des 16. Jahrhunderts und auf drei Seiten von Wasser umgeben. Die Burg besteht aus einem grossen vierstöckigen Tower House mit dicken Steinmauern und schmalen Fenstern. Es wurde strategisch auf einem Felsen errichtet und bietet somit einen ausgezeichneten Ausblick auf die umliegende Küstenlandschaft. Ich streunte ein wenig in der Ruine herum und bewunderte die Aussichten an diesem immer noch sonnigen Tag.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Schliesslich fuhr ich weiter bis zum relativ neu angelegten Donegal Boardwalk, den ich bis zum breiten Sandstrand Tramore Beach mit seinen schönen Dünen befahren konnte. Nach einem kurzen Strandspaziergang beendete ich meine durchaus schöne abwechslungsreiche Tour und kehrte nach Carrickart zurück.
Das Wetter sollte heute tatsächlich halten und ich machte am Abend einen zweiten, diesmal erfolgreichen Versuch am Fanad Head Lighthouse. Endlich ! Es war wirklich wie eine Entschädigung der Natur für die vergangenen miserablen Tage und ich bekam alle Zutaten für hübsche Landschaftsfotos geschenkt: attraktive Schleierwolken, wunderbar warmes Licht und herrliche Felsstrukturen im Vordergrund. Es machte mir viel Spass, nach neuen Bildkompositionen zu suchen und umzusetzen – und die sind hier im Überfluss vorhanden
!
Später verschwand die Sonne schon früh hinter einer Wolkenbank und ich beendete das Shooting hier, um zum Abschluss des Abends das Nachglühen nach Sonnenuntergang an meiner Bucht in Carrickart zu bewundern. Es war die richtige Entscheidung, denn der Himmel bot ein richtiges Farbfeuerwerk – ein perfekter Abschluss dieses Abends, der mich etwas mit Irland versöhnt hat .
Rosguill Peninsula und Great Pollet Sea Arch
Es war ein überwiegend wolkiger Tag mit ein paar Aufhellungen und ich machte am Mittag eine Tour mit dem Velo rund um die Rosguill Peninsula auf dem Wild Atlantic Way. Der Wind wehte nicht sehr stark und so war es ein angenehmes Fahren. Zunächst machte ich allerdings einen Abstecher nach Süden zum Tramore Beach im mittleren Bereich, der über eine sandige Piste ab dem Fussballplatz zu erreichen ist. Wesentlich spektakulär ist die Aussicht hier aber auch nicht, wie man auf dem Panoramafoto sehen kann. Ist halt ein langer breiter (und damit für mich langweiliger ) Sandstrand...

Nun fuhr ich Richtung Rosguill Peninsula und an der Panoramastrasse rund um die Halbinsel gibt es einige Aussichtspunkte mit tollen Blicken auf den breiten Tranarossan Trá Na Rossann Beach. Ich spulte eigentlich hauptsächlich mein sportliches Programm ab, denn fürs Auge gab es bei dem nun vollständig bedecktem Himmel wenig zu geniessen. Im kleinen Ort Downings steht eine Original Kanone des Schiffes Laurentic. Dieses Geschütz, das sich ursprünglich auf dem Oberdeck der Laurentic befand, ist eines von acht Geschützen, die aus dem unglückseligen Passagierschiff geborgen wurden. Die Laurentic von der White Star Line, die nach Halifax in Kanada unterwegs war, hatte Buncrana gerade verlassen und Dunree Head umrundet, als sie am 25. Januar 1917 auf eine deutsche Mine stiess und sank. Mehr als 300 Seeleute, die meisten davon Kanadier, kamen ums Leben; es überlebten aber glücklicherweise auch über 120 Menschen. Ein weiteres unrühmliches Kapitel in der deutschen Kriegsgeschichte... 🙄
Ich beendete meine Tour am Strand in Carrickart und schaute zu, wie eine Gruppe Reiter ins Watt trottete. Ein paar Mal täglich, jeweils bei Ebbe, werden diese Reitausflüge vom Carrigart Riding Stable durchgeführt und geleitet.
Diashow (Klick für grössere Bilder):So ganz wollte ich den heutigen Tag nicht verloren geben und fuhr am frühen Abend zum Great Pollet Sea Arch. Es gab ein kleines bitzeli Licht, was für zwei Langzeitbelichtungen reichte. Eine magere Ausbeute, aber immerhin . Der Wasserstand war auch schon ziemich hoch, so dass eine andere Perspektive oder Bildkomposition kaum möglich war. Die Sonne verschwand dann hinter dichten Wolken und ich packte wieder zusammen. Schade. Bis zum Strand waren es von meinem Apartment nur wenige Schritte und ich schloss den Tag spontan mit ein paar bunten Wolken ab
. Ein kleines Feuerwerk, das sich gegen die sich bereits wieder nahenden Regenwolken aufbäumte.
Am nächsten Tag regnete es dann auch wieder bis es am Nachmittag zumindest trocken war. Ich machte eine sportliche Tour mit dem Bike rund um die Rosguill Peninsula und dem Donegal Boardwalk. So kam ich zumindest an diesem letzten Tag in Carrickart noch zu ausreichend Bewegung.
Weiterfahrt nach Bunbeg
Ich liess mir am Morgen Zeit und packte nach dem Frühstück meine Sachen zusammen und belud das Auto mit Gepäck und Bike. Sean kam zur Verabschiedung und ich machte mich auf den nur 75 Kilometer weiten Weg nach Crolly in der Nähe von Bunbeg. Auf dem Weg konnte ich bereits einen Blick auf die Dunlewey Church und den Dunlewey Lough werfen, wo ich hoffte, im Laufe der nächsten Tage fotografieren zu können. In Crolly hatte ich in der B&B Teach Tessie ein Zimmer mit En-Suite Bad gebucht. Interessanterweise befindet sich das Haus gegenüber von Leo's Tavern, dem ehemaligen Zuhause von Clannad und Enya, die dort geboren und aufgewachsen sind. Der Vater, der dort noch bis kurz vor seinem Tod jeden Abend Musik gespielt hatte, ist aber bereits schon 2016 verstorben.
Ich wurde von Catherine begrüsst und hatte ein kleineres einfaches Zimmer im ersten Stock mit einem kleinem Bad und Dachschräge. Die war so niedrig, dass selbst ich mir ein paar Mal den Kopf stiess – aua . Das Bad war modernisiert und sogar mit einer Mischbatterie und moderner Dusche ausgestattet. Ansonsten gab es einen Schrank und Stuhl, jedoch keinen Tisch und wenig Ablagemöglichkeiten. WiFi war schnell und stabil. Leider musste mein Bike draussen stehen, obwohl ich vor der Buchung nach einer Abstellmöglichkeit gefragt hatte und von Catherine bejaht wurde. Davon war ich aufgrund der regnerischen Wettervorhersage nun nicht sehr begeistert
und deckte es zumindest mit dem Bike Cover ab.
Es war noch trocken und ich wollte die vielleicht einzige Gelegenheit für das wunderbare Felsentor am Crohy Head nutzen. So fuhr ich in einer halben Stunde über eine am Schluss sehr schmale Single Track Road zu der Stelle, wo man über ein Feld zum felsigen Strand absteigen kann. In einer Parkbucht finden 3-4 Autos Platz und der Einstieg ist mittlerweile mit einem Hinweisschild gekennzeichnet. Ein kurzes Stück geht es über das Feld zur Küste und dann folgt ein steiler Abstieg auf einem schmalen rutschigen Pfad. Das letztes Stück ist mit einem Seil gesichert, dass vor Ausrutschen und damit Abstürzen schützt. Einmal unten angekommen, muss man noch über einige grosse und kleine Felsen klettern bis sich das tolle Felsentor mit einer Felsnadel daneben zeigt Was für ein fantastischer Felsen! Es bleibt noch zu erwähnen, dass die Felsformation nur bei Ebbe zu erreichen ist, denn bei auflaufender Flut ist der gesamte Strand meterhoch von Wasser geflutet.
Nun war es Ebbe, aber leider lagen die Felsen um diese Zeit im Gegenlicht und die Sonne ist immer dann da, wenn man sie nicht brauchen kann . Hauptsache, sie versteckt sich zum guten Licht morgens und abends
. So verbrachte ich also zwei Stunden an verschiedenen Stellen und hab immer mal wieder auf eine Wolke gewartet, die die Sonne verdeckte und den Kontrast minderte, aber trotzdem wurden es am Ende nur Gegenlicht Silhouetten. Weit von meiner Wunschvorstellung entfernt, aber immerhin. Ich sollte mich nicht beschweren, besser so als gar nix. Da durch die Gegenlicht Situation sowieso keine Farben im Bild waren, hab ich die Fotos auch gleich in Schwarzweiss entwickelt und bin eigentlich mit den Ergebnissen ziemlich happy. Yup, ich freute mich über die schönen Fotos vom ikonischen Crohy Sea Arch
!
Es war übrigens interessant zu beobachten, wie unfassbar schnell das Wasser nach dem Tiefststand der Ebbe zurückkam. Nur eine halbe Stunde nach dem ersten Foto war der Standpunkt schon komplett wieder unter Wasser und ich musste die ganze Zeit ein wachsames Auge haben, dass ich auf den Steinen nicht vom Wasser eingeschlossen wurde. Aber Ende gut, alles gut und als der Wasserstand zu hoch wurde, zog ich mich erst am Seil den Abhang wieder hinauf und stieg dann über das Feld wieder zum Auto zurück.
Gegen Abend war natürlich von der Sonne nichts mehr zu sehen, aber die dunklen regenverhangenen Wolken zogen recht schnell am Himmel und diese Gelegenheit wollte ich an der Dunlewey Church Ruine nutzen. Die Dunlewey Church liegt malerisch eingebettet im Tal 'The Poisoned Glen' am Fusse des Mount Errigal, Donegals höchstem Berg, mit Blick auf den Dunlewey Lough. Die Kirche wurde von Jane Smith Russell als Denkmal für ihren Ehemann James Russell erbaut, der Vermieter des Dunlewey Estate war und am 2. September 1848 starb. James Russell wurde in einem Gewölbe unter dem Kirchenboden beigesetzt. Die Kirche wurde im. September 1853 als Chapel of Ease to Tullaghabegley geweiht. Tullaghabegley war damals die Gemeinde, die aus den heutigen Gemeinden Gweedore und Cloughaneely bestand. Erbaut wurde sie teilweise mit weissem Marmor aus einem nahen Steinbruch, der als Marmorquelle inzwischen erschöpft ist. Heute ist die Kirche ein beliebtes Fotomotiv, dem auch ich mich widmen wollte.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Zumindest konnte ich ein kleines regenfreies Zeitfenster nutzen und machte einige Langzeitbelichtungen, die mir den gewünschten Effekt der ziehenden Wolken schenkten. Licht gab es natürlich nicht und Regen setzte auch bald wieder ein, so dass ich mich lediglich mit diesen zwei Standpunkten begnügen musste.
Besuch bei Bád Eddie und Dauerregen
Es fing bereits während der Nacht heftig an zu regnen . Frühstück gab es ab neun Uhr unten im Pub als etwas abgespecktes Full Irish Breakfast, das aus einem Spiegelei, Tomaten, Bacon, Kaffee, Croissant, verschmähten Toast sowie Cerealien und Orangensaft bestand.
Angesichts des Dauerregens sprach ich Catherine nochmal an wegen meines Fahrrads und konnte sie nun doch überzeugen (nachdem ich auf meine Nachfrage vor der Buchung hingewiesen habe...
), das Bike in den Schuppen unter zu stellen. Das Bike Cover ist zwar gut und erfüllt seinen Zweck bei Nässe, ist aber sicher nicht für tagelangen Dauerregen ausgelegt.
Am Mittag war es eine Stunde einigermassen trocken und ich fuhr zum Bunbeg Beach, wo das Wrack der Bád Eddie liegt. Bei Ebbe verwandelt sich der Strand von Bunbeg Magheraclogher in einen riesigen Spielplatz für Entdecker. Der Strand scheint sich kilometerweit zu erstrecken und versteckte Buchten, Felsenbecken und andere Naturwunder zu offenbaren – wie eben auch das mittlerweile ikonische Schiffswrack Bád Eddie des County Donegal.
Bád Eddie hiess ursprünglich Cara Na Mara (Freund des Meeres) und war ein Fischerboot, das in der Bretagne in Frankreich gebaut und vom örtlichen Fischer Eddie Gillespie gekauft wurde. 1977 mussten zwei Planken des Bootes repariert werden und es wurde an Land zum Strand von Magherclougher geschleppt, wo es irgendwie liegen blieb. Leider wurden die Reparaturen nie durchgeführt und das Boot lag dort seit über 40 Jahren. Heute ist Bád Eddie zu einem beliebten Wahrzeichen der örtlichen Gemeinde und ein beliebter Ort für Besucher zum Fotografieren und Erkunden geworden. Trotz seines Verfalls und Rost strahlt das Wrack immer noch ein Gefühl von Geheimnis und Charme aus, der allerdings nach den letzten Winterstürmen enorm gelitten hat. Eddies linke Seite ist mittlerweile komplett freigelegt worden und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es endgültig vom Meer geholt wird. Die ganz ikonischen Fotos von früher sind so also nicht mehr möglich, aber ich hatte trotzdem Spass an diesem kleinen Ausflug.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach ein paar Handyfotos bei ablaufender Flut war es auch schon wieder vorbei mit dem guten Wetter und ich wurde bereits auf dem Weg zurück zum Parkplatz wieder nass.
Es regnete nun den Rest des Tages und den gesamten Samstag ohne Pause 🙄 . Insgesamt 40 Stunden Dauerregen, so richtig viel. Es war einfach nur grauenhaft schlecht und an Fotografieren oder Radfahren war überhaupt nicht zu denken – ich war nur noch genervt von Irland . Es war auch nicht so toll, die ganze Zeit im Zimmer der B&B zu sein; da ist ein Apartment oder Cottage mit mehr Platz schon von Vorteil. So fühlte ich mich wahrscheinlich nicht viel anders als die Leute in ihren Wohnblechbüchsen
.
Zumindest für 1 1/2 Stunden gab es am Nachmittag eine kurze Unterbrechung und ich fuhr zum langen Carrickfinn Beach, der zu den schönsten Stränden Donegals zählen soll und sich direkt am kleinen Donegal Flughafen befindet. Für mich sah er nicht schöner aus als die anderen langen Sandstrände, aber ich raffte mich zumindest für eine Stunde Strandwanderung auf. Im Sand hatten sich einige Quallen angesammelt, die ich mit ihrem Muster eigentlich recht interessant und schön fand – oder nicht? Es handelt sich bei den Quallen übrigens um Kompassquallen (Chrysaora hysoscella), eine Schirmquallenart, deren Tentakel bei Kontakt durchaus Hautreizungen verursachen können.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Endlich Abendlicht in Dunlewy und am Crohy Head Sea Arch!
Am späten Vormittag trocknete es endlich langsam ab und ich konnte es kaum erwarten, mich wieder mit dem Rad zu bewegen. Daher wählte ich eine Rundtour um den Dunlewy Lough und sowie den Lough Nacung Upper mit schönen, wenn auch noch etwas arg trüben, Blicken zum Errigal Mountain. Die Wasserfälle am Wegesrand sowie die Seen und Flüsse führten nun nach dem Regen reichlich Wasser. Vor allem am Dunlewy Lough war der höhere Wasserstand sichtbar, denn die beiden Bäume standen nun auf einer kleinen Insel. Das war mir aber alles herzlich Wurscht, denn ich war froh, mal wieder ordentlich in die Pedale treten zu können 💪 !
Diashow (Klick für grössere Bilder):Es wurde im Laufe der Zeit immer freundlicher und nachdem ich mich ausgepowert hatte, nahm ich eine erfrischende Dusche und fuhr dann zum Crohy Head Sea Arch. Es war Ebbe und immer noch Gegenlicht, aber ich wollte noch andere Komposition probieren. Schade, dass ich 'nur' Schwarzweissfotos von dem beeindruckenden Felsentor habe! Für schönes Abendlicht auf den Felsen müsste es Ebbe am späten Abend haben und das bekomme ich während meiner Zeit hier nicht mehr hin.


Nachdem ich wieder den steilen Pfad hoch gekraxelt war, hatte sich das Wetter stabilisiert und es war sonnig mit angenehm warmen Licht. So fuhr ich nach Dunlewy und fotografierte an dem hohen namenlosen Wasserfall; er heisst wohl nur Dunlewy Waterfall. Irgendwie war es nun richtig hektisch, aber so ist es nunmal, wenn man alles in ein paar Stunden fotografieren möchte, zu dem man normalerweise einige Tage Zeit gehabt hätte .
Ich fuhr zum Eingang des schönen Tals Poisoned Glen und fotografierte an der alten Brücke aus dem frühen 19. Jahrhundert, die vor dem Verfall gerettet und restauriert wurde. Die Stelle mit dem kleinen Flusslauf und Mount Errigal im Hintergrund hatte mir auf meiner Velotour gut gefallen. Landschaftlich ist das hier eine sehr schöne Moorlandschaft, so wie es mir gefällt.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ich lief ein wenig in das Moor hinein und fand nach einiger Zeit eine tolle Stelle mit grösseren Pfützen, in denen sich die Berge des Poisened Glens spiegelten. Mit etwas Geduld bekamen die Berge hin und wieder auch etwas Licht ab und mir machte es viel Spass, das Beste aus den Bildkompositionen zu machen. Eigentlich hatte ich an einem Tag hier vor, in das Glen hinein zu wandern, aber die Idee ist ja im wahrsten Sinne des Wortes ertränkt worden.
Diashow (Klick für grössere Bilder):
Nachdem ich mich hier ausreichend fotografisch ausgetobt hatte, fuhr ich kurz entschlossen zum Sonnenuntergang nochmal zum Crohy Head Sea Arch. Ich wusste, dass es nun nur noch von oben von den Klippen möglich sein würde. Es war Flut Höchststand und der Strand, wo ich am Nachmittag noch stand, stand mindestens zwei bis drei Meter unter Wasser und war auch nicht mehr zugänglich. Wahnsinn, wie hoch das Wasser hier bei Flut steigt! Die Aussicht auf das Felsentor und dem zweiten kleineren Tor dahinter war aber auch von oben mit dekorativen Schleierwolken durchaus sehr schön und mit Langzeitbelichtungen sah das sogar richtig gut aus .
So habe ich am Ende doch noch meinen Frieden mit dem Crohy Head Sea Arch gemacht
und dieses Felsentor war ja mein Hauptgrund für meinen Aufenthalt hier gewesen.
Weiterreise zu den Slieve League Klippen
Nach dem letzten Frühstück bei Catherine an einem trüben Morgen machte ich mich fertig für die Weiterfahrt in das kleine Dorf Malin Beg ganz in der Nähe der mächtigen Slieve League Klippen.
Ich fuhr einen kleinen Umweg und machte einen Abstecher nach Ardara zum Assaranca Wasserfall, der aus einer Höhe von etwa 15 Metern über Felsen in einen kleinen Fluss fällt. Praktischerweise befindet er sich direkt an der schmalen Strasse L2843, wo es einen kleinen Parkplatz vor dem Wasserfall gibt. Nach dem Regen der vergangenen Tage führte er gut – aber nicht zu viel – Wasser und ergoss sich beeindruckend in den kleinen Pool.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach ein paar Fotos fuhr ich schliesslich eine gute halbe Stunde weiter bis nach Malin Beg. In dem kleinen Ort bei Glencolumbkille hatte ich ein sehr schönes Apartment über AirBnB bei Mary gebucht.
Das Apartment befindet sich im Anbau ihres Hause im ersten Stock und hat einen grossen Wohn- und Küchenbereich und ist mit allem ausgestattet, was man benötigt. Das Schlafzimmer hat ein sehr bequemes Bett, einen Einbauschrank mit viel Stauraum und im Bad gibt es eine Elektrodusche mit erstaunlich hohem Wasserdruck – perfekt.
Natürlich war auch hier das WiFi schnell und stabil. Mein Bike konnte ich in der Garage unter dem Apartment abstellen und auch laden.
Mary empfing mich herzlich und gab mir einige Tips für die Umgebung. Nachdem ich mein Curry gekocht hatte, setzte ich einige ihrer Empfehlungen gleich in die Tat um und machte mit dem Bike eine Erkundungstour. Es war tatsächlich mal länger trocken! Die Gegend rund um Malin am westlichsten Ausläufer der Slieve League Klippen ist durchaus einen Besuch wert und wartet mit einigen malerischen Buchten, Klippen und Stränden auf. Am Malin More Pier sind die Klippen noch ziemlich flach, steigen dann aber Richtung Malin Bay immer weiter an. In der Malin Bay gibt es sogar einen grossen Felsturm in der kleinen idyllischen Bucht, in der das Wasser in allen Farben von Blau, Türkis und sogar Grün schimmert. Doch ist der Silver Strand am Ende der Strasse mit seinem goldgelben Sand und türkisblauem Wasser der unangefochtene Star.
Der Silver Strand gilt als einer der schönsten Strände des Wild Atlantic Way und liegt gut geschützt in einer hufeisenförmigen Bucht. Die Aussicht von oben auf den Strand und die Klippen ist einfach nur wunderschön!
Diashow (Klick für grössere Bilder):Das Wetter hielt einigermassen bis Abends und ich fing das warme goldene Licht in der Malin Bay und am Silver Strand ein. Die Komplementärfarben vom blauen Wasser und Himmel und dem goldgelben Strand wirkten nun wunderschön. Die Fotos täuschen allerdings mal wieder über die tatsächlichen Bedingungen hinweg: der Himmel war nur über dem Atlantik blau und dicke Wolken verdeckten in der anderen Richtung bald die untergehende Sonne.
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Aber ich freute mich über diese erste Gelegenheit, am schönen Silver Strand zu fotografieren, denn die nächsten Tage sahen vom Wetter her nicht sehr gut aus, leider .
Besuch der Slieve League Klippen
Ich muss nicht extra erwähnen, dass es natürlich aufgrund der kompletten Bewölkung keinen Sonnenaufgang mit goldenem Licht für mich gab. Ich hab mich mittlerweile auch davon verabschiedet und das ist ein weiterer Punkt für die Hate Seite von Irland. Es ist einfach too much !
Nach meinem wie immer späten Frühstück wurde es zumindest heller und ich nahm das Auto und Bike zum Slieve League Visitor Center in Teelin. Auf dem grossen gratis Parkplatz stellte ich das Auto ab und fuhr mit dem Bike bis hinauf zum Bunglass Viewpoint. Unterhalb gibt es einen kostenpflichtigen Parkplatz, von dem Shuttle Busse zum Bunglass Viewpoint fahren, aber man könnte natürlich auch in rund dreissig Minuten über mässige Steigungen hinauf laufen.
Allerdings ist der Weg auf der Strasse nicht sonderlich interessant und ich war froh, dass ich mir das sparen konnte. Ich zog so mit dem Bike fröhlich pfeifend an den anderen Besuchern vorbei und schloss mein Bike oben am Bunglass Point ab.
Es war nun überwiegend bewölkt mit etwas Sonne, was nach dem bisherigen Wetter hier in Donegal und im Norden Irlands hätte schlechter sein können. Die Klippen des Slieve League (Irisch: Sliabh Liag) dominieren auf ziemlich beeindruckende Art und Weise die Südküste von Donegal. Wie geradezu abgetrennt ragen die bis zu 600 m hohen, nackten Steilklippen aus dem Atlantischen Ozean und gehören damit zu den höchsten Steilklippen Europas. Sie sind doppelt so hoch wie der Eiffelturm und drei (!) mal so hoch wie die Cliffs of Moher. Entlang der Nordwestküste sind sie immer wieder als dunkle hoch aufragende Silhouette zu sehen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ich lief rund einen Kilometer den Pfad auf die Klippen hinauf; auf eine längere Tour hatte ich bei dem trüben Licht keine Lust. Aber auch so genoss ich die Ausblicke auf den steilsten Teil der Klippen mit den kleinen Buchten und Felsen. Ich gab mir zumindest Mühe . Die Besucher hielten sich in Grenzen und es zogen nur wenige den schmalen Pfad nach oben.
Ich hätte mir gewünscht, hier im schönen warmen Licht eine Stunde vor Sonnenuntergang zu fotografieren, aber das kann ich schon vorweg nehmen: damit wurde es nichts 😠 . In sieben Tagen keine Chance! Ein weiterer Check auf der Hate Seite, die immer länger wird und bei der Love wohl nur noch wenig Chancen hat...
Alles in allem war es ein ganz netter, wenn auch etwas lustloser, Ausflug, dem ich aber dennoch viel Positives abgewinnen konnte. Der Anblick der Klippen ist schon beeindruckend und toll, aber in dem flachen und flauen Licht halt nur halb so schön
. So düste ich mit dem Bike zurück zum Parkplatz am Visitor Center und fuhr zurück nach Malin Beg.
Es war zumindest noch trocken und ich nutzte das für eine Bike Tour nach Glencolumbkille und hinauf zum Napoleonic Signal Tower, dem um 1805 erbauten Wahrzeichen der Region. Kurz hinter dem Dorf wurde die Strasse zur Schotterpiste, die zwei Mal in einem extrem steilen Stück so schlecht steinig wurde, dass ich kurz schieben musste. Die Mühe hatte sich am Ende aber gelohnt, denn oben vom Signalturm aus hat man eine fantastische Aussicht auf die zerklüftete Küste bis nach An Port. Der Glenhead Signal Tower ist einer von über achtzig solcher Türme, die zwischen 1804 und 1806 von den britischen Behörden als Reaktion auf die verschiedenen französischen Invasionsversuche in den 1790er Jahren errichtet wurden
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach ausreichender Bewunderung der Aussicht und einer langen Pause in der Sonne (!!) liess ich mich abwärts nach Glencolumbkille rollen und machte dabei einen Stopp an der Anglikanischen Kirche, St. Columba's Church, des Ortes mit der 1,85 Meter hohen Kreuzsäule Turas Cholmcille Stad, die anscheinend der zweite Teil eines Pilgerweges mit 15 dieser Platten bzw. Säulen ist.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nun ging es sportlich rasant zurück ins Apartment, wo ich getrost chillen konnte, denn natürlich gab es abends wieder kein Licht und ich hab das Ausgehen verweigert. Ich hab absolut keine Lust mehr auf Dark and Gloomy mit kaum Hoffnung auf etwas Farbe . Und die Wettervorhersage sah für die nächsten Tage mal wieder mehr als grusig aus 😠 .
Wunderschönes Tal und Küste bei An Port, Glencolumbkille und wieder Regen
Der 26. Juli war dann ein komplett verregneter Tag, an dem ich noch nicht mals einmal draussen war . Compi-Tag
!
Es regnete bis zum Mittag des folgenden Tages und als es für einmal trocken war, machte ich einen Ausflug nach An Port auf die andere Seite des Glen Head in eine der abgelegensten und wildesten Gegenden Irlands. Hier finden sich eine Vielzahl bizarrer Felsen und Steilklippen, die im Laufe der Jahrmillionen vom wilden Atlantik geformt wurden. Als ich ankam, musste ich erstmal wieder ein Regengebiet aussitzen und dann erkundete ich ein wenig die Küste um den kleinen Strand mit Bootsanlegestelle herum.
Von der Steilküste aus kann man die schöne wilden zerklüfteten Felsen gut bewundern und ich freute mich über die fotografische Spielzeit. Doch leider kamen immer wieder im 20-Minutentakt leichte Schauer durch; total nervig ! Ich wanderte nichtsdestotrotz den hohen Hügel Richtung Norden hinauf und hatte dort einen wunderschönen Ausblick auf die Küste mit einigen Felstürmen im Meer. Doch das Licht war und blieb absolut beschissen, es zogen immer weiter Regenschauer durch und das wurde der schönen Küste einfach nicht gerecht. Ich haderte mal wieder mit meinem Schicksal 😠 . Nach ein paar Fotos hatte ich dann auch die Nase gestrichen voll
und lief zum Auto zurück und dort erreichten mich auch schon wieder die nächsten Regentropfen.
Zurück auf der anderen Seite des Berges in Glencolumbkille war es etwas trockener und ich nutzte die Gelegenheit für eine kurze sportliche Tour mit dem Bike zur Bewegung. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage verhiess nichts Gutes und wenig Aussicht auf Sport 😠 . Dabei schaute ich mir das Cloghanmore Megalith Tomb an, das nur rund zwei Kilometer von Malin Beg entfernt ist. Das Kammerngrab gilt als die am besten erhaltene 'Full-court'-Anlage Irlands. Ihre Entstehung wird auf etwa 3200 bis 2500 v. Chr. datiert. Eine der beiden Galerien wird noch von einem schweren Deckstein bedacht und es gibt zwei Kammern am jeweiligen Zugang zum Hof.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Eine interessante Anlage, aber etwas schwierig zu fotografieren. Auf den Fotos sieht sie aus wie ein Haufen Steine! Als ich zurück in meinem gemütlichen Heim war, fing es bereits wieder an zu regnen. WTF
.
Regentag mit unerwartetem Sonnenuntergang am Silver Strand
Ein 'toller' Tag: Regen, Regen, Regen und dazu sehr stürmischer Wind . Während einer kurzen Regenpause machte ich zumindest eine Stunde lang einen Strandspaziergang; zum Biken war es mir zu stürmisch. Schön fand ich dabei die Strukturen der Felsen am Silver Strand mit den bunten Farben der unterschiedlichen Gesteinsschichten. Am Glencolumbkille Beach kam für ganze zwei Minuten kurz die Sonne durch und sorgte für eine dramatisch anhauchende Stimmung mit den düsteren Wolken am Horizont, die schon den nächsten Starkregen ankündigten.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang schaute ich fast ungläubig nach draussen, als es tatsächlich eine Stunde einen klaren Himmel mit ein paar Schäfchenwolken gab. Ich schnappte mir rasch meinen Fotorucksack und fuhr zum Silver Strand. Das Licht war intensiver als am ersten Tag und ich war ziemlich happy über ein weiteres Panoramafoto dieses wirklich schönen Strandes .

Ich nutzte die Zeit und fuhr hinüber zur Malin Beg, wo ich auch noch für ein paar Minuten das schöne goldene Licht einfangen konnte, bevor die Sonne sich wieder hinter einer Wolkenbank verabschiedete.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Doch ich freute mich über diese fast schon unerwartete Ausbeute, war aber trotzdem sehr enttäuscht, wenn dies in sieben (!) Tagen mein einziges Motiv mit schönem Licht bleiben und es mit den Slieve League Klippen nicht klappen würde.
Letzte verlorene Regentage in Donegal
Der nächste Tag war ein weiterer verlorener Tag mit Regen und Sturm mit Geschwindigkeiten bis zu 70 km/h 😠 . Als es mal für knappe zwei Stunden eine trockene Unterbrechung mit etwas Sonne gab, lief ich über das Feld hinter dem Haus und schaute mir die Steilküste und die neugierigen weidenden Schafe an. Die Küste hier, die nicht über reguläre Wanderwege erreicht werden kann, ist wunderschön zerklüftet mit tollen Felsformationen und Felstürmen, die dem starken Wind und den Wellen trotzten. An jeder Ecke hatten sich nach dem vielen Regen kleinere Wasserfälle mit dem abfliessenden Wasser aus den Weiden gebildet, aber der Wind war so stark, dass das Wasser wieder nach oben gedrückt wurde und teilweise den Ozean gar nicht erreicht hat!
Diashow (Klick für grössere Bilder):Auch ich trotzte dem Wind, der wirklich absolut heftig stark blies, hatte dann aber nach rund eineinhalb Stunden auch genug davon und wanderte über den kleinen Hafen und den Single Track Roads zurück zum Haus. Wirklich Schade, dass das Wetter so gar nicht mitspielen wollte, denn dieser Teil der Küste hätte sich durchaus auch mal am Abend im schönsten Licht gelohnt.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Den Rest des Tages verbrachte ich am Compi. So aktuell war ich mit Fotos und Reisebericht wirklich noch nie, aber das tröstet mich auch nicht wirklich !
Mein letzter Tag verlief ähnlich mit viel Regen und einer zweistündigen Trockenphase am späten Vormittag, die ich für 40km sportliches Radfahren nutzte. Mann, tat die Bewegung gut und gut getimed war es auch noch, denn ich kehrte mit den ersten Regentropfen zurück. Den Rest des Tages wieder am Compi. Mann oh Mann....
Am 31. Juli verabschiedete ich mich dann herzlich von Mary und machte mich auf den Weg nach Cliffony ins County Sligo. Damit geht es im folgenden Kapitel weiter.
Ich freue mich über Euren Besuch meines Fotoblogs mit aktuellen Fotos und Informationen über meine Fotoprojekte: Fotoblog SA*GA Photography ~ Moments in Light ~