Antarktis, Südgeorgien, Südshetlandinseln, Südorkneyinseln

13. Januar - 04. Februar 2007

Eine Reise zu den Pinguinen ins Südpolarmeer

Schön, dass Ihr den Weg zu unserem Reisebericht aus dem Südpolarmeer 2007 gefunden habt. Hinter uns liegen drei wunderschöne Wochen in einer der rauhesten Gegenden der Welt. Wir erlebten Stürme, ein oft aufgewühltes Meer, wunderbare Seevögel, die faszinierenden Pinguine und eine einmalige Landschaft.

Die Reise wurde durchgeführt von Quarks Expeditions mit der Expedition Explorers and Kings auf der M/V Orlova, die etwa 100 Passagieren Platz bietet. So konnten die Landgänge auf ein mögliches Maximum ausgedehnt werden, da in dem Schutzgebiet nie mehr als 100 Menschen gleichzeitig an einer Stelle landen dürfen. Während unserer Reise vom 13.01.2007 bis zum 04.02.2007 besuchten wir die folgenden Gebiete:

– West Point Island – Falkland Islands

– Stanley, Gypsy Cove – Falkland Islands

– Südgeorgien

– Südshetlandinseln

– Südorkneyinseln

– Antarktische Halbinsel

Unsere Fotoausrüstung bestand 2007 noch aus analogen Kameras mit Diafilm (einige, kleinere Fotos im Reisebericht sind gescannte Dias) sowie aus einer digitalen Canon EOS 30D mit einer Canon 300mm f4 Festbrennweite, einem Canon 70-200mm f2.8 Telezoom sowie einem Canon 24-70mm f2.8 Weitwinkelzoom.

So, genug geschrieben – jetzt geht es los!

13. Januar 2007

Von der Osterinsel nach Argentinien

Nach 16 fantastischen Tagen auf der mystischen Osterinsel erreichten wir nach zwei Übernachtungen in Santiago de Chile am 13.01.2007 Ushuaia in Argentinien. Feuerland! Tierra del Fuego – das versprach Einiges.

Wir kamen am Flughafen an, die Passkontrolle dauerte etwas und dann erreichten wir nach kurzer Fahrt unser Hotel für eine Nacht, das Albatros Hotel, zentral in der Stadt gelegen. Nach dem Check-In machten wir uns auf Entdeckungsreise durch die südlichste Stadt der Welt. Diese machte auf uns einen eher verschlafenen Eindruck – was aber eher daran lag, dass unser erster Stadtbummel während der argentinischen mittäglichen Siesta stattfand. Was für ein Unterschied um 20 Uhr Abends! Autokarawanen quälten sich durch die Calle Martín, Hilux jeden Alters, Chevrolets, Buicks, Fiats, lärmende Touristen, telefonierende Einheimische und über allem der Geruch gebratenen Fleisches – Asado. Bienvenido en Argentina!

Wie die anderen Touristen auch zog es uns in die Souvenirläden, wo es allerlei Feuerland und Antarktis Kitsch zu kaufen gab: Pinguine aus Lapiszuli, Glas, Keramik, Plüsch, T-Shirts, Kalender, Bücher, Schlüsselanhänger – kurzum alles, was das Touristenherz begehrt. Leider pflegt der Argentinier spät zu essen und da wir ziemich hungrig waren, mussten wir anstatt Asado mit Fisch vorlieb nehmen. Die Asado-Restaurants beginnen relativ spät mit dem Vorheizen des Holzkohlegrills und dementsprächend spät wurde es.

Aber wir hatten ja noch zwei Tage!

Highlight des Tages: die argentinische Ruhe und der Trubel danach

14. Januar 2007

Ushuaia

Leider mussten wir heute Morgen das Hotel wechseln, da unser Hotel nicht für zwei Nächte frei war. Wir packten also unsere Sachen und nahmen ein Taxi zum Hotel Los Nires, das am Stadtrand lag. Wir konnten nach kurzer Wartezeit unser Zimmer beziehen und entschlossen uns dann dazu, mit dem Zug ans Ende der Welt zu fahren – der El Tren del Fin de Mundo.

Die 7 km lange Strecke, ehemals 23 km lang und von Sträflingen gebaut, wurde wieder aufgebaut und führt durch ein malerisches Tal des Rio Pipo. Es geht vorbei an den traurigen, aber doch faszinierenden Baumstümpfen derjenigen Bäume, die sowohl für die Bahnschwellen als auch für den Häuserbau Anfang des 20. Jahrhunderts des expandierenden Ushuaias benötigt wurden. Eine fast gespenstische Szenerie vor den malerischen Bergen der Torre Martial. Wir fuhren erster Klasse und hatten ein gemütliches Abteil mit Getränk und Kuchen und so wurde die etwa 35-minütige Fahrt nicht langweilig. Am Ende der Strecke gab es noch einen Rest recht verwunschen wirkenden sub-antarktischen Regenwaldes. Schade, dass alles vom Menschen abgeholzt werden musste!

Am Abend gelang es uns dann tatsächlich, ein leckeres Asado zu erkämpfen – was für ein Glück!

Highlight des Tages: die Zugfahrt ans Ende der Welt

Diashow (Klick für grössere Bilder):
15. / 16. Januar 2007

Einschiffung auf der M/V Orlova – das Abenteuer kann beginnen!

Am 15. Januar statteten wir dem Gefängnis und dem darin integrierten Schifffahrtsmuseum einen Besuch ab. Die Gefängnisgänge waren in einem Teil des Gebäudekomplexes restauriert und mit viel Geschichte ausgestattet worden, aber es gab auch noch Gänge in ursprünglichem Zustand. Wirklich Mitleid mit den Gefangenen, die unter miserablen und kalten Bedingungen hier hausten, kam aber nicht auf, denn hier sassen nur die ganz üblen Gesellen aus Buenos Aires ein: Mörder, Diebe, Betrüger. Wir machten noch unsere letzten Einkäufe und bereiteten uns dann auf den grossen Tag der Einschiffung vor.

Das Abenteuer Antarktis konnte beginnen!

Wir liessen uns heute am 16. Januar morgens Zeit und frühstückten ausgiebig bevor wir uns zum Check-Out fertig machten. Ein Mitarbeiter von Quarks erwartete uns bereits an der Rezeption und unser Gepäck wurde in den wartenden Bus verladen.

Es gab zunächst einen für uns etwas stressigen Ausflug in den Tierra del Fuego Nationalpark. Das Wetter war nicht so toll und das Highlight war David, der Pflanzenliebhaber, der den Bus anhielt, um eine seltene Pflanze auszurupfen, um sie dann den staunenden Mitfahrern zu präsentieren. Der einheimische Guide war nicht so begeistert, aber wir lernten David im Laufe der Reise nach dieser etwas übereifrigen Aktion als netten, besonnenen und naturbegeisterten Briten kennen.

Auf der Isla Redonda gab es ein winziges ehemaliges britisches Postamt, wo auch wir uns geduldig in die Schlange vor dem Schalter einreihten, um einen Stempel und Aufkleber in unseren Pass zu bekommen sowie um ein paar Postkarten nach Hause zu schicken. Es gab eine Mittagsfütterung in einem typischen Touristenlokal; es regnete immer noch und wir waren froh, als diese Veranstaltung am Vormittag vorbei war. Das müssen wir noch mal individuell nachholen – solche organisierten Bustouren sind nicht wirklich unser Ding!

Endlich waren wir zurück in Ushuaia und nach einer Sicherheitskontrolle inklusive Röntgen begann endlich die Einschiffung auf der M/V Orlova. Es war nicht wie auf dem Traumschiff und es gab auch keine Béatrice, aber wir wurden von der Crew nett empfangen und zu unserer Kabine gebracht. Unsere Kabine #304 auf dem Unterdeck erwies sich als fast schon geräumig und gemütlich mit einem sauberen Bad. Die Toilette sollte auf der ganzen Reise nicht verstopfen. Ausserdem sollte es sich herausstellen, dass bei hohem Wellengang die Kabinen weit unten wesentlich weniger Übelkeit verursachen als die Kabinen, die hoch oben über der Wasserlinie liegen!

Noch während des Abendessens legte die Lyubov Orlova ab und wir sahen Ushuaia in den Regenwolken verschwinden. Frans, der Bordfotograf, fotografiert uns für den Reisefilm, als wir auf die Bucht von Ushuaia schauten, während die M/V Orlova langsam Ushuaia verliess. Für einen kurzen Augenblick wurde Ushuaia vom letzten Sonnenlicht sensationell angestrahlt und so erschien sogar dieser unspektakuläre Ort attraktiv

Nach circa 3 Stunden durch den schönen Beaglekanal – es war immer noch hell – erreichten wir den Eingang zur berüchtigten Drake Passage. Wir hatten Tabletten gegen Seekrankheit dabei, doch wir waren anscheinend seefester als wir dachten und heute waren sie unnötig. Der Seegang war an diesem ersten Tag nur mässig hoch und wir verbrachten eine einigermassen erholsame erste Nacht auf der Orlova.

Highlight des Tages: das Auslaufen aus Ushuaia im schönsten Licht

17. / 18. Januar 2007

Stürmische Zeit auf See

Nach zwei Tagen auf See erreichten wir die Falklandinseln. Der Wettergott meinte es nicht gut mit uns und schickte uns Sturm der Stärke 7. Ich hatte eh schon etwas Angst gehabt, aber ich wurde nicht seekrank und habe es auch sonst gut vertragen. Wir sind sogar auf die Brücke und haben uns das Geschaukel und die hereinbrechenden Wellen von oben angesehen. Wir nahmen am Anfang Tabletten gegen Seekrankheit, doch nach einer Weile konnten wir gut einschätzen, ob wir wirklich welche brauchten. Letztendlich haben wir nur noch Pillen bei sehr schweren Seegang genommen – im Gegensatz zu vielen unserer Mitreisenden, die permanent ein Pflaster hinter dem Ohr kleben hatten.

In den etwas ruhigeren Zeiten verbrachten wir Zeit an Deck, um die Seevögel zu beobachten. Das stachen vor allem die Albatrosse heraus, die ihre Flug- und Segelkünste ohne Flügelschläge zeigten. Doch auch diverse Sturmvogelarten waren reichlich vertreten und zeigten kühne Manöver.

Tagsüber gab es Briefings durch die Crew, deren Chef Shayne war sowie Vorträge zu den Tieren, die wir besuchen würden und es war auch ein Geologe an Board, der über die erdgeschichtliche Entstehung berichtete und einige Steine als Anschauungsunterricht dabei hatte. Weiterhin waren ein Ornithologe und ein Fachmann für Meeressäuger, Jamie, an Board, die ebenfalls Diavorträge mit vielen Informationen hielten. Mitunter können die Vorträge etwas ermüdend sein, aber sie verkürzen durchaus willkommen die Reisezeit auf See.

Dann war da noch Philip, der deutsche Chefsteward, der uns während der Mahlzeiten mit Wein, Essen und Fussballergebnissen verwöhnte. Wir schlossen einige Bekanntschaften, allen voran mit David aus Grossbritannien und Margaret und Mike aus den USA. Wir verbrachten einige nette Abende mit einem weiteren David, Arzt aus England, Tommy aus Hongkong sowie einem holländischen Paar. Eine schön gemischte Truppe und es gab wenige, die aus der Reihe tanzten. Wenn man von den ewig fotografierenden Chinesen absieht, die jede Mahlzeit fotografisch dokumentierten und auch sonst im Laufe der Reise alle Anweisungen der Crew ignorierten und ihr eigenes Ding durchzogen – nicht selten zum Ärger und Nachteil aller Mitreisenden

Highlights der beiden Tage: die Seevögel und die hohen Wellen

Diashow (Klick für grössere Bilder):
Wanderalbatros (Diomedea exulans)Wanderalbatros (Diomedea exulans)Wanderalbatros (Diomedea exulans)Riesensturmvogel (Macronectes giganteus)Wanderalbatros (Diomedea exulans)Wanderalbatros (Diomedea exulans)
19. / 20. Januar 2007

Falkland Islands: New Island & Stanley

Nach einer weiteren sehr stürmischen, schlaflosen Nacht erreichten wir endlich das Gebiet der Falklandinseln. Die Orlova ankerte vor New Island, eine der westlichen Inseln. Das Wetter war nach wie vor sehr stürmisch und der Wind wehte sehr ungünstig für unsere erste Anlandung. Doch nach einer halben Stunde verbesserte sich die Lage leicht und Shayne wollte eine Anlandung wagen, nachdem seine Crew in den Schlauchbooten die Lage abgeschätzt hatte. Also ging es ab in die Gummistiefel und wasserdichte Hosen, anschliessend durch das Desinfektionsbecken und unter Hilfe zahlreicher Hände in das schwankende Zodiac. Nach kurzer, etwas schwappiger Fahrt erreichten wir leicht nass den Strand, wo zwei Karakaras einen gestrandeten Minensucher belagerten. Ein kurzer Spaziergang durch das Grasland führte uns zur Teufelsnase, ein idealer Start- und Landeplatz für die dort brütenden Schwarzbrauenalbatrosse. Diese schönen grossen Vögel hatten Küken in verschiedenen Wachstumsstadien: kleine, süsse, zauselige und sehr neugierige Kerlchen, die von den Eltern gefüttert und gepflegt wurden. Zudem gab es eine kleine Kolonie der schönen Blauaugenscharben mit ihren herrlich blauen Augen. Auch sie hatten Küken und wir konnten beobachten, wie die Kleinen ihren Schnabel tief in den Schlund der Eltern steckten, die die halbverdaute Nahrung hochwürgten – die Eltern waren von dieser Prozedur offensichtlich nicht sehr angetan!

Ein weiteres Highlight war die relativ grosse Kolonie der pfiffigen Felsenpinguine mit ihrer Punk Frisur. Putzige kleine Kerle, die ein grosses Geschick entwickelten, die Felsen hinauf und hinunter zu hüpfen. Sie hatten ebenfalls Bruterfolg vorzuweisen: wohlgenährte braune Flauschbällchen, die uns neugierig beäugten. Alles in allem ein grossartiger Beginn, der nach knapp 2,5 Stunden leider viel zu schnell vorbei war.

Zurück an Bord gab es Mittagessen und dann war es schon Zeit, sich für die zweite Anlandung in Westpoint Island bereit zu machen. Doch zu unserer grossen Enttäuschung war der Wind und damit die Dünung zu stark und eine Anlandung zu gefährlich. So machte sich die Orlova über Nacht auf den direkten Weg nach Stanley, der Hauptstadt der Falklandinseln, die im östlichen Teil des Archipels liegt.

Stanley hat nur 2500 Einwohner, davon 1500 britische Soldaten und mitunter für kurze Zeit bis zu 3000 Touristen der Ozeanriesen, die dem Ort für etwa vier Stunden einen Besuch abstatten und die Souvenirläden, Pubs und Restaurants fluten. Während der Fahrt nach Stanley wurde der Sturm erneut stärker und in Stanley wehte er dazu noch stark ablandig, so dass unsere Orlova nur mit viel Mühe und unter Hilfe der Hafenschlepper während über 2 Stunden Zentimeter für Zentimeter anlegen konnte!

Nachdem das Wunder vollbracht war, ging es mit dem Bus zur Gypsy Cove, wo eine alte, rostige 15cm Artilleriekanone der Marine steht, die auf die Gypsy Cove zeigt und ein mahnendes Zeichen des Falklandkrieges ist. Die Bucht ist ein wunderbarer Ort mit brütenden Magellan-Pinguinen, Kormoranen und Falklandkarakaras. Letztere sahen wir nur von Weitem, doch die Pinguine schauten uns aus ihren Erdlöchern an und wirkten dabei ziemlich neugierig verspielt. Leider hatten wir nur eine Stunde Zeit und eilten Jamie mit wehenden Fahnen hinterher. Es war viel zu kurz, um alles aufzunehmen, sowohl Tiere als auch Natur, und so dackelten wir ziemlich frustriert zurück zum Bus und zurück nach Stanley. Hätten wir doch nur ein Taxi genommen und so individuell mehr Zeit gehabt – das müssen wir irgendwann nachholen! Wir verwirklichten diesen Traum ein Jahr später und verbrachten 2008 drei Wochen auf den Falklandinseln!

In Stanley kauften wir als Souvenir die schöne Flagge der Falklandinseln mit dem niedlichen Schaf, einige Briefmarken als Sonderausgaben der britischen Post sowie Falkland Münzen. Dann war es an der Zeit, in einem Pub bei englischem Fussball zu entspannen bevor wir gegen 16 Uhr auf das Schiff zurückkehrten.

Kaum eine Stunde später legten wir ab und machten uns auf die 1.5 Seetage dauernde Reise nach Südgeorgien.

Highlight des Tages: New Island mit den Schwarzbrauenalbatrossen und den Felsenpinguinen

Diashow (Klick für grössere Bilder):
Felsenpinguin (Eudyptes chrysocome)Schwarzbrauen-Albatros (Diomedea melanophris)Schwarzbrauen-Albatros (Diomedea melanophris)Magellan Pinguin (Spheniscus magellanicus)Blauaugenscharbe (Phalacrocorax atriceps albiventer)Schwarzbrauen-Albatros (Diomedea melanophrisNew IslandGypsy Cove

Im nächsten Kapitel lest Ihr, wie unsere Reise nach zwei Tagen Seefahrt in Südgeorgien weiter ging.

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