Weiterfahrt zu den Catlins Kilometerstand 95150
Der Nebel hatte sich während der Nacht zurückgezogen und es war nur noch etwas wolkig, als ich mich am frühen Morgen auf dem Weg zum Tunnel Beach machte. Ich wollte noch nicht aufgeben und es einfach nochmal versuchen!
Und diesmal hatte ich wieder das Glück des Tüchtigen und der Himmel fing blutrot an zu glühen, als ich am Parkplatz ankam. Im Dunkeln stolperte ich mit meiner Stirnlampe den Weg hinunter zur Küste und konnte mein Glück kaum fassen! Es war ein typischer 'Wetterumschwunghimmel' mit tiefrot glühenden Wolken, die die rote Farbe auf das Wasser übertrugen. Die ganze Szene war einfach nur ROT! Ich machte zunächst ein paar Aufnahmen unten, fand den Standpunkt für den schönen Himmel dann aber zu niedrig und hetzte den Weg wieder halb hoch, bis ich einen guten Überblick hatte.
Die Farben blieben bis zum Sonnenaufgang einfach unglaublich intensiv rot und orange, so wie ich es bisher nur selten erlebt habe. Aber hier in Neuseeland hatten wir diese Farben und Stimmungen nun schon öfter; immer dann, wenn das Wetter umschlägt! Überwältigt von diesem epischen Naturerlebnis fuhr ich zurück ins Cottage, wo Gerd bereits mit dem Frühstück auf mich wartete. Heute sollte es weitergehen Richtung Süden in die Catlins.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Wir liessen uns Zeit und packten nach dem Frühstück gemütlich das Auto. Wir plauderten noch eine Weile mit Cathy und kauften ein Bild und einen Magneten von ihr. Ihre Gemälde sind wirklich sehr schön und wir entschieden uns für einen Gelbaugenpinguin in den Dünen als Bild und einem Graufächerschwanz als Magnet für den Kühlschrank.

Dann fuhren wir los Richtung Süden und kauften zunächst im Pakn'Save in Dunedin Lebensmittel für die nächste Woche ein und tankten das Auto voll. Die Fahrt nach Curio Bay in die Catlins ist rund 190 Kilometer lang und wir benötigten knappe drei Stunden. Unterwegs trafen wir auf eine für Neuseeland typische Szene: eine grosse Schafherde wurde von der Weide über die Strasse auf eine andere Weide getrieben! Dann bleibt der (spärliche) Verkehr halt mal stehen und lässt die Tiere in Ruhe passieren. Herrlich! Curio Bay ist ein kleiner Ort ohne nennenswerte Infrastruktur in den westlichen Catlins an der Porpoise Bay und wir hatten dort ein Beach Cottage für drei Tage gebucht, das Curio Bay Cottage.
Das Cottage ist schon älter, aber gemütlich und wir wurden von den Bewohnern Lily und Moby empfangen: den älteren, süssen Hauskatzen. Wie wir später von Dani und Nick erfuhren, wohnten sie früher in diesem Haus und die Katzen wollen partout nicht in das neue Haus ein paar Hausnummern weiter umziehen!
Also bleiben sie nun hier und bespassen die Gäste
Uns gefiel es und wir gewöhnten uns schnell an die beiden Schmusekatzen!
Das Haus liegt direkt am langen Sandstrand der Porpoise Bay und besteht aus zwei grossen und einem kleinen Schlafzimmer, einem grossen Wohnraum mit Essbereich und Ofen sowie einer offenen, voll eingerichteten Küche. Waschmaschine und Trockner können mitbenutzt werden und ansonsten setzt man auf Erholung pur: Fernseher und WiFi gibt es nicht Über meine Vodafone Karte war ich aber immer bestens verbunden
Wir richteten uns ein und machten eine kleine Erkundungstour. Allerdings nur bis zum Petrified Forest am Ende der Strasse, wo wir kurz die 180 Millionen Jahre alten, versteinerten Bäume bewunderten bis es anfing zu regnen.
Wir zogen uns dann für den Rest des Abends ins Cottage zurück, pflegten die Katzen (die bereits tief und fest auf ihren Stühlen schliefen!) und lauschten dem Rauschen des Meeres. Highlight des Tages: der epische Sonnenaufgang am Tunnel Beach
Eine Höhle, ein Wasserfall & Seelöwen
Es regnete am Morgen und wir blieben etwas länger liegen, bevor wir mit Lily und Moby ausgiebig frühstückten. Wir wollten den Tag für einige lohnenswerte Ausflugsziele in der Umgebung nutzen und machten und um kurz nach 10 Uhr auf den Weg zu den Cathedral Caves.

Die grossen Höhlen befinden sich auf Privatgrund und sind nur bei Ebbe zugänglich und eine Tafel vor dem Eingangstor informiert jeden Tag über die aktuellen Öffnungszeiten. Wir waren pünktlich um 11 Uhr dort, bezahlten die 5 Dollar pro Person Benutzungsgebühr und liefen in knapp 20 Minuten hinunter zum Strand. Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir den westlichen Eingang der insgesamt 199 Meter langen Höhle, die damit zu den 30 längsten bekannten Meereshöhlen der Welt gehört. Entstanden ist sie durch das ständige Bearbeiten des Gesteins durch Wellen, das dadurch erodiert. Die Länge dieser Höhlen ist begrenzt, da die Wellen nach einer gewissen Länge ihre Kraft für Erosion verlieren. Cathedral Cave wurde aus Jurassischem Sandstein vor 160 Millionen Jahren geformt, aber die Höhle an sich ist wesentlich jünger. Am Anfang waren es zwei separate Höhlen, die sich schliesslich durch den Einsturz des Daches zu einer verbanden und jetzt einen westlichen und östlichen Eingang bilden.
Wir liessen uns mit der Besichtigung Zeit und schauten uns die Höhle genau an. Es waren noch nicht zu viele Leute da und ich konnte in Ruhe mit dem Stativ fotografieren. Nach einer Weile waren sowohl mehr Touristen als auch die Sandfliegen da und wir wanderten zurück zum Parkplatz.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Unser nächster Stop war nicht weit entfernt: der Parkplatz der Mclean Wasserfälle, die als besonders schön gelten. Während der Wanderung durch den Wald trafen wir auf einen sehr kooperativen Graufächerschwanz (Rhipidura fuliginosa), der immer wieder nah vor uns landete und unter rund vierzig Fotos dieses quirligen Gesellen waren dann diese fünf Treffer dabei - was für ein unruhiger, süsser, kleiner Kerl!
Auf dem weiteren Weg erfreuten wir uns an grossen Farnen und mit Moosen bewachsenen Bäumen - wie in einem Zauberwald! Schliesslich erreichten wir den ersten Teil der Mclean Fälle, der sich The Chute nennt. Das Wasser fällt über eine schöne Felswand in mehreren Kaskaden und im Hintergrund sieht man einen weiteren kleinen Fall. Sehr idyllisch! Nach ein paar weiteren Metern bergauf erreicht man dann die eigentlichen Mclean Fälle, die genau die richtige Menge Wasser für einen schönen Fluss hatten und nicht zu viel Spritzwasser in der Luft war. Der Hauptfall ist 22 Meter hoch und gilt völlig zurecht als einer der schönsten neuseeländischen Wasserfälle. Wir fotografierten eine Weile und genossen den Anblick und machten uns dann auf den Rückweg zum Apartment.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause fuhren wir die Schotterpiste bis zum 25 Kilometer entfernten Waipapa Point. Unterhalb des Leuchtturms wohnt eine Kolonie Seelöwen (Phocarctos hookeri) und am Strand war auch gut etwas los: zwei jüngere Bullen kämpften spielerisch miteinander und boten eine schöne Show.
Die erwachsenen Bullen sind schwarzbraun gefärbt und erreichen eine Grösse von bis zu 2,45 Metern - der Herr Papa mit der Schultermähne lag dann auch entspannt ein paar Meter entfernt im Sand. Die grössten Kolonien liegen auf den subantarktischen Inseln wie z.B. den Aucklandinseln, wo sich 95% des Bestandes befindet, oder der Campbell Insel. Der Bestand wird auf etwa 10.000 bis 15.000 Tiere geschätzt. Früher war der Bestand grösser, aber Robbenjäger haben fast zur Ausrottung geführt bis sich die Bestände in dem menschenleerem Schutzgebiet der Aucklandinseln erholen konnten. Wir hatten mit den Tieren viel Spass und waren dann noch sehr erfreut über einen Weisswangenreiher (Egretta novaehollandiae) und einem Paar äusserst entspannter Austernfischer (Haematopus unicolor).
Wir hatten Hoffnung auf schönes Licht zum Sonnenuntergang, aber die Sonne verschwand kurz davor hinter einen dicken Wolkenwand. Aber auch so war es ein sehr schöner, ereignisreicher Tag, der uns viel Freude gebracht hatte. Highlight des Tages: die Mclean Fälle
Diashow (Klick für grössere Bilder):Monsterwellen und Seelöwen

Als ich aufwachte, sah ich am Himmel einen kleinen hellen Streifen und ich machte mich auf den Weg zur Spitze am Campingplatz, wo sich die Wellen schön auf den Felsen brachen. Der Himmel verfärbte sich bald richtig bunt und ich fotografierte munter drauf los. Für kurze Zeit war es wieder mal ein absoluter Farbenrausch in Blau, Rot und Rosa und ich genoss meine Morgenzeit in vollen Zügen.
Nach dem Frühstück machten wir zunächst einen Halt beim Petrified Forest, da es gerade kurz vor Ebbe war und man die versteinerten Bäume gut sehen konnte. Die Baumstämme stammen von den Vorfahren der heutigen Kauri Bäume und wurden von vulkanischen Schlammlawinen begraben. Sie wurden im Laufe der Zeit von Silica ersetzt und so entstanden die Fossilien, die man heute sehen kann. Die Bäume wuchsen damals in einem halbtropischen Klima und man kann es wirklich kaum glauben, dass diese alten Baumstämme vor Millionen von Jahren hier mal wuchsen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach diesem Besuch wollten wir auch endlich die Niagara Fälle besuchen! Ein Scherzkeks hatte diesen Fall entdeckt und die Art des Flusses erinnerte ihn ganz entfernt an die Niagara Fälle und voilà - Neuseeland hat sie nun auch. Zugegebenermassen ETWAS kleiner und nicht ganz so beeindruckend, aber dafür war der Kaffee im Niagara Café umso leckerer
Es war mittlerweiler windiger und die Wellen bauten sich vor der flachen Küste immer höher auf. Wir sahen dicke Brecher hoch auf die Felsen schlagen und machten einen Strandspaziergang zur Landspitze. Das Schauspiel, das sich uns bot, war unfassbar: Die Wellen bauten sich 7-8 Meter auf - teilweise bis zu 10 Meter! - und brachen mit Getöse und viel Schaum auf den Felsen. Der grosse vorgelagerte Felsen wurde von den höchsten Wellen einfach überrollt und die Gischt war überall. Manchmal bildete sich sogar ein Regenbogen. Atemlos und tief beeindruckt schauten wir diesem Schauspiel über eine Stunde zu und machten uns dann auf den Weg zum Waipapa Point, um nochmal die Seelöwen zu beobachten.
Auch heute war die Seelöwen Familie wieder da und bot eine aufregende Show. Das Licht wurde zwischenzeitlich richtig schön golden und uns gelangen einige schöne Aufnahmen dieser beeindruckenden Tiere. Die jungen Seelöwen kämpften wieder spielerisch und Papa Seelöwe war von ihnen zunehmend genervt - fast wie im richtigen Leben
Ein paar Seeschwalben stellten sich am Strand in den Wind und liessen sich kurz fotografieren, bevor sie sich wieder in die Lüfte hoben.
Schliesslich fuhren wir langsam zurück und machten einen kleinen Umweg über Fortrose, wo wir an der Steilküste noch etwas feines Licht einfangen konnten. Die Wolken verfärbten sich ein letztes Mal rot und wir fuhren mit vielen schönen Erlebnissen im Gepäck zurück ins Strandhaus. Highlight des Tages: die Wellen
Diashow (Klick für grössere Bilder):Weiterfahrt zu den Catlins Ost Kilometerstand 95560
Zunächst hörte ich in der Dämmerung Regen auf das Dach plätschern, doch dann wurde es still. Ich konnte natürlich nicht liegen bleiben und warf einen Blick nach draussen. Ha! Das Regengebiet zog nach Westen ab und am Horizont war bereits ein breiter roter Streifen zu sehen. Ich machte mir einen Kaffee und beobachtete die Entwicklung mit den Katzen. Als es sich lohnte, ging ich zum Strand und machte ein paar Langzeitbelichtungen. Es wurde nicht sehr spektakulär, aber ich hatte doch Freude an den Lichtstimmungen - und ich freute mich, dass ich dabei Kaffee schlürfen konnte Zu guter Letzt leistete mir noch ein hübscher Star Gesellschaft und liess sich geduldig auf der Stromleitung ablichten ;)
Und wieder war es an der Zeit weiterzuziehen! Heute sollte es an der Küste der Catlins zurückgehen bis zum Kaka Point. Was wir dort erlebt haben, könnte Ihr im nächsten Kapitel lesen.