18. - 22. Januar 2008
Allgemeines
Am Morgen nach dem Frühstück kam das FIGAS Flugzeug aus Stanley und wir flogen die Kurzstrecke hinüber nach Bleaker Island. Dort hatten wir auf der Farm ein kleines Haus, das Cobb′s Cottage, mit Wohnzimmer, zwei Schlafzimmern für vier Personen, zwei Bädern und einer gemütlichen Küche. Heute (2017) gibt es zusätzlich noch das Cassard House mit Unterkunft für acht Personen, wo nun auch WiFi für alle Gäste vorhanden ist.
Unsere Gastgeber Mike and Phyl, die Bleaker Island landwirtschaftlich für die Rind- und Schafzucht nutzen, empfingen uns freundlich und zeigten uns den eigenen Supermarkt – den 'Bleaker Store', in dem wir alles notwendige an Lebensmitteln für die nächsten Tage fanden. Der Schuppen war voll mit Regalen mit Grundnahrungsmitteln, Konserven, Gewürzen, H-Milch, Öl, Mehl und einer riesigen Tiefkühltruhe mit Fleisch. Gerd war von dem Lamm besonders angetan
In der Küche fanden wir Kartoffelpüree Pulver der britischen Armee – das Verfalldatum war nicht zu ermitteln, aber es war anzunehmen, dass es nach dem 2. Weltkrieg produziert wurde... ). Aber das Kartoffelpüree verhalf uns zusammen mit der Milch und der Verpflegung aus dem Bleaker Store zu einigen schmackhaften Gerichten.
Vielen Dank an die Vormieter dafür
Bleaker Island ist mit 19 Kilometer Länge und 2,5 Kilometer Breite deutlich grösser als Sea Lion Island und für eine Umrundung zu Fuss zu gross; es gibt auch keine angelegten Wege. Die Nordhälfte der Insel ist das Naturreservat, wo wir uns überwiegend aufhielten und die Tierwelt genossen. Wir fühlten uns auf Bleaker Island sehr wohl und die Insel gehörte im Nachhinein zu den Höhepunkten unserer Falkland Reise.
Unser Tagesablauf war auf Bleaker Island selbstbestimmter, da wir unsere Mahlzeiten selber zubereiteten und somit von Essenszeiten unabhängig waren. Alle Vogelkolonien waren gut zu Fuss in kurzer Zeit zu erreichen und wir verbrachten bei gutem Wetter viel Zeit mit den Pinguinen und den Kormoranen.
Blauaugenscharbe (Phalacrocorax atriceps)
Wie schon im Teil zu Sea Lion Island erwähnt, waren die Bedingungen für die Kormorane auf Bleaker Island besser und wir liefen jeden Tag an die Küste zu den Kolonien der Kormorane. Es war einfach lustig zu beobachten, wie die grossen Vögel mit Nahrung zum Nachwuchs in die Kolonie zurückkehrten und etwas tolpatschig und übervorsichtig landeten. Die Eltern waren sehr emsig damit beschäftigt, ausreichend Nahrung für die hungrigen Mäulchen ihrer Kleinen heranzuschaffen. Kaum gelandet, wurden sie bedrängt und die vorverdaute Nahrung fand ihren Weg in den Schlund des Jungvogels. Hier gelangen uns auch ein paar Flugaufnahmen der schönen Vögel.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Felsenscharbe (Phalacrocorax magellanicus)
Auf Bleaker Island befindet sich auch eine Brutkolonie der wunderschönen Felsenscharben. Diese Kormoranart ist weit verbreitet und nicht gefährdet. Sie erreicht eine Körperlänge zwischen 66 und 71 Zentimetern, wobei die Männchen in der Regel etwas grösser sind als die Weibchen. Sie tauchen in flächeren Gewässern in Küstennähe und ernähren sich von kleinen Fischen, Krustentieren und Tintenfischen.
Die Nester der Felsenscharben befanden sich in den Steilküsten, wo auch die Karakaras brüteten und so konnten wir an einer Stelle sowohl beide Arten der Kormorane als auch ein Paar Schopfkarakas beobachten
Mehr Fotos von den Kormoranen gibt es in unserer Bleaker Island 1 Fotogalerie und Bleaker Island 2 Fotogalerie auf unserer Webseite.
Schopfkarakara (Caracara plancus)
Wie schon erwähnt, konnten wir auf Bleaker Island ein Paar Schopfkarakara mit einem Jungvogel beobachten. Der Kleine war schon recht jugendlich und sah aus wie ein kleiner Punk Das Nest befand sich in der Steilklippe gemütlich ins Tussuck Gras gebettet; es gibt wohl schlechtere Ort zur Brut und Aufzucht!
Falkland Skua (Catharacta skua antarctica)
Auf dem Weg zu den Pinguinkolonien erspähten wir im Gras ein Nest einer Skua Familie mit einem kleinen Küken und einem jugendlichen Racker. Es war uns aufgrund des offensichtlichen Altersunterschieds nicht ganz klar, ob sie zu einer Familie gehörten, aber sie waren immer eng zusammen. Scheu waren weder die Alt- noch die Jungtiere und wir verbrachten einige Zeit mit ihnen. Dabei konnte ich auch fast vergessen, dass die niedlichen Küken heranwachsende Pinguinmörder waren ;)
Diashow (Klick für grössere Bilder):Eselspinguin (Pygoscelis papua)
Die süssen Eselspinguine waren auch auf Bleaker Island wieder zahlreich vertreten und wieder hatten wir viel Spass mit den lustigen Kerlchen. Es gab mehrere Kolonien, wobei eine auf der Gänseblümchenwiese sicher etwas speziell war – zumindest sah das recht ungewöhnlich aus
Die kleinen Felsenpinguine waren auf Bleaker Island noch neugieriger und wenn ich mich in ausreichender Entfernung hinsetzte, dauerte es nicht lang, bis die Jungspunde näher kamen und einen Halbkreis um mich bildeten. So gelangen mir schliesslich einige schöne Weitwinkelfotos aus der Pinguinperspektive. Die Kleinen waren mega herzig und die Mutigsten mussten wie die Jungs auf Sea Lion Island an meinen Schuhen und an der Hose picken Leider kein Krill dabei gehabt
Die Zeit mit den Eselspinguinen gehörte sicher wieder zu den Highlights unseres Aufenthaltes hier.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Felsenpinguin (Eudyptes chrysocome)

Die Felsenpinguine waren auf Bleaker Island von der Perspektive her etwas besser zu fotografieren als auf Sea Lion Island – zumindest im Vergleich zu den Kolonien, die wir besucht haben. Hier waren wir auch einmal zur rechten Zeit am rechten Ort und konnten beobachten, wie sie aus dem Meer zurück geschwommen kamen und im hohen Bogen aus dem Wasser auf die Felsen sprangen, von wo aus sie dann die Felsen weiter hoch zu ihren Jungtieren hüpften. Das war ein Riesenschauspiel und wir wunderten uns, dass die Vögel sich bei diesen waghalsigen Sprüngen nicht verletzen. Aber sie scheinen das ganz gut zu meistern und alle erwachsenen Vögel erreichten schliesslich die Kolonie.
In der Kolonie herrschte ein reges Treiben und der Felsenpinguin Kindergarten war prall gefüllt. An einer Stelle standen sie alle eng aneinander gekuschelt beisammen. Das Alter war ganz unterschiedlich von ziemlich jungen Tieren bis hin zu halbwüchsigen Punks, bei denen man schon den gelben Streifen am Kopf erkennen konnte. Auch hier gab es zur Begrüssung der Altvögel ein unfassbares Gezeter und dann wurde der Nachwuchs erst niedergeschrien, dann gefüttert und zur Belohnung nochmals niedergeschrien. Seltsame Rituale zur Liebesbekundung Aber auch hier sahen wir wieder innige Schmusezeiten der hübschen Pinguine.
Mehr Fotos von den Pinguinen gibt es in unserer Bleaker Island Pinguine 1 Fotogalerie und Bleaker Island Pinguine 2 Fotogalerie auf unserer Webseite.
Weitere Vögel
Neben den beschriebenen Vögeln sahen wir noch Singvögel wie den Maskentyrann (Muscisaxicola macloviana macloviana), Falkland Pieper (Anthus correndera grayi), einen Langschwanz-Soldatenstärling (Sturnella loyca) sowie einzelne Weissgesicht-Scheidenschnabel (Chionis alba). Es gab zudem ein paar Magellanpinguine (Spheniscus magellanicus), die aber nicht so zahlreich vertreten waren wie auf Sea Lion Island.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mehr Fotos von den Tieren gibt es in unserer Bleaker Island Fotogalerie auf unserer Webseite.
Landschaft
Bleaker Island ist landschaftlich reizvoller als Sea Lion Island und wir hatten Glück mit dem Wetter. Wenn es Licht zu den Sonnenauf- oder -untergangszeiten gab, war es immer sehr bunt und sehr dramatisch. Was uns aber am meisten beeindruckt hat, war der unglaublich weite Himmel über den Falklandinseln. Nichtsdestotrotz liess ich die Landschaftsfotografie etwas hinten an stehen und wir konzentrierten uns auf die spannende Vogelwelt
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mehr Landschaftsfotos gibt es in unserer Bleaker Island Landschaft Fotogalerie auf unserer Webseite.
Die vier Tage auf Bleaker Island vergingen wie im Flug und schon war es wieder Zeit, weiterzuziehen. Unsere nächste Insel war Saunders Island und was wir dort erlebten, könnt Ihr im folgenden Kapitel lesen.